Gedankenexperiment

Ein verlassenes Fahrrad in einer kargen Landschaft, eine leere Badeinsel in einem See, ein unbespieltes Basketballfeld: Im kühlen High­key-Stil zeigt uns der Ludwigshafener Rainer Zerback (*1958), wie eine Welt ohne uns Menschen aussehen könnte. Ende der 1990er-Jahre begann er die Serie, die er bis 2022 fortführte. Zwar liegen allen Motiven reale Landschaften zugrunde. Jedoch verfremdet Zerback die Szenerien, indem er die analog fotografierten Bilder in der Dunkelkammer und am PC so lange bearbeitet, bis er seine besondere Handschrift erreicht: hell, kühl, überbelichtet, mit schwachen Kontrasten und Pastellfarben. Damit erscheinen sie nicht mehr als Reproduktionen einer Realität, sondern als „erfundene, subjektive Vorstellungen unserer natürlichen und gebauten Umwelt“, wie die Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin Lotte Dinse in ihrem Vorwort schreibt. Das Buch ist gleichzeitig ein Ausstellungskatalog, denn Zerbacks Bilder sind von Februar bis Mai 2024 in der vhs-Fotogalerie Stuttgart und von April bis Juni 2024 in der Städtischen Galerie Iserlohn zu sehen.

Zerbacks großes Thema ist zwar die Auseinandersetzung mit dem Thema „Zivilisation“. Allerdings beschäftigte er sich auch ausgiebig mit einem speziellen Zivilisationsprodukt: dem Auto. Zur Autofotografie und CGI-Produktion von Autoabbildungen hat er verschiedene Bücher geschrieben.

Rainer Zerback: The World Without Us. Kerber 2023, 96 Seiten, ISBN 978 3 7356 0949 6, Preis: 38 Euro