Traummänner

Die Ausstellung "Traummänner" in Hamburg zeigt höhere Wesen. Diese Halbgötter erheben sich ebenso über Heteros wie über Schwule, und beide beten sie auf jeweils eigene Art an. An alle Verehrer richtet sich im Gegenzug das Gebot: Sei wie ich. Allein schon aus kultischen Gründen lohnt es sich also, die Ausstellung zu besuchen.

Ungläubige dagegen ergötzen sich an dem Wissen, dass mancher Bewunderer nur Formfleisch verehrt. Denn es fällt auf, dass kein einziger Mann in der Ausstellung wegen seiner Klugheit ausgewählt wurde. Noch viel weniger darf ein Traummann von alltäglichen Problemen berührt werden, etwa indem er volle Windeln wechselt oder im Rollstuhl sitzt. Er nimmt also nicht am normalen Leben teil und lässt sich komplett auf sein Äußeres reduzieren.

Manche bearbeiten den eigenen Körper wie Metzger, um solchen Vorbildern zu folgen. Der Leib wird schlicht als Formfleisch bewertet, der mit Sixpack, Intimrasur und Muskelimplantaten modellierbar ist. Jenseits davon gilt kein anderes Männerbild.

Die "Traummänner" sind im Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg zu bewundern. Die Ausstellung ist bis zum 22. Mai 2011 geöffnet.