Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
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Tanzende Türme

Thomas Kellner fotografiert Denkgebäude

Es hat noch jeden Fotografen weitergebracht, sich mit der Malerei zu beschäftigen. Thomas Kellners Arbeiten etwa kann man auch als Auseinandersetzung zwischen der Farb- und Schwarzweißfotografie sowie von "Kubismus" versus "Orphismus" verstehen. Es ist erhellend, beide Begriffe nachzuschlagen, bevor man seine Ausstellung in der "in focus galerie" in Köln besucht. Kellners Aufnahmen sind unter dem Titel "Black & White“ vom 16. Januar bis 19. März 2016 zu sehen.

Die Farbfotografie galt bis in in die 1980er Jahre als Schmuddelkind der Lichtbildkunst, Schwarzweiß dagegen als die reine Lehre. Trotz vieler Farbpioniere wie Steven Shore und William Eggleston in den 1970er Jahren findet man diese Bewertung noch heute in vielen Fotoforen. Doch ist es müßig, sich über bunt oder unbunt zu ereifern. Wichtig ist vorrangig, dass Farbe und Form, klug eingesetzt, ein Bild der Welt jenseits einer Kitschpostkarte vermitteln.

Kellners Fotos des Eiffelturms von 1997 sind noch klassisch schwarzweiß und kubistisch. Soll heißen: Die starre Form des Monuments löst sich auf in die Kräfte, die diese französische Ikone bewegen. Konsequent lässt es Kellner in seinen Montagen sogar scheinbar tanzen. Hier darf man dem Ankündigungstext der Veranstalter widersprechen: Das ist keineswegs eine Annäherung an den malerischen "Orphismus", der ja gerade den eher monochromen "Kubismus" überwinden wollte. Der "Orphismus" betonte den Wert der Farben und benutzt etwa ihre Kontraste, um kraftvolle Farbharmonien zu erzeugen.

Bei anderen Fotos etwa der Golden Gate Bridge brachte Kellner zwar Farbe ins Spiel. Das ergibt allerdings noch immer nicht die poetischen Impressionen eines Fotografen wie Saul Leiter, sondern ist eher einer erfrischenden Unbekümmertheit geschuldet. In Köln allerdings konzentriert sich die Ausstellung auf die monochromen Werke. Diese etwa 40 Montagen entstanden als Mehrfachbelichtung auf einem Negativ oder als Bilderserien auf Kontaktbögen von Roll- und 35-Millimeter-Filmen.


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