Hersteller | Nikon | |
---|---|---|
Modell | D850 | |
Original Testbilder: | ||
Kameratest | Kompletten Test als Download kaufen | kaufen |
Wer Pixel braucht, bekommt sie: Hersteller Nikon liefert mit der D850 seine erste Spiegelreflexkamera, die eine Auflösung von 45,4 Megapixel beziehungsweise mit 8.256 mal 5.504 Bildpunkten bereitstellt. Dies ergibt Datenmengen, wie man sie eher von deutlich größeren Mittelformatkameras kennt.
Unter den Kameras mit Kleinbildsensoren, die Nikon als „FX-Format“ bezeichnet, ist nur noch die Canon EOS 5DS R mit 50,6 Megapixel ein kleines Stück voraus. Während aber die Canon-Konkurrenz mit fünf Bildern pro Sekunde begrenzte Fähigkeiten etwa für die Sportfotografie bietet, ist das neue Nikon-Flaggschiff unter Einsatz des optionalen Batteriegriffs mit dem Zusatzakku EN-EL18 fähig, bis zu neun Bilder pro Sekunde aufzunehmen.
Im „Normalzustand“ liefert die neue Nikon D850 immerhin noch sieben Bilder pro Sekunde. Dies ist angesichts der Pixelmenge jedes Bilds ebenfalls eine erstaunliche Leistung.
Eine solche Serienbildgeschwindigkeit erfordert es natürlich auch, dass das Autofokussystem mithält. Hier greift die D850 auf das bereits in der D5 bestaunte System mit 153 AF-Sensoren zurück, von denen 99 als Kreuzsensoren arbeiten. Es ist zudem sehr lichtempfindlich; der mittlere Sensor kann sogar bei einer Unterbelichtung von vier Blendenstufen immer noch für ein präzises Scharfstellen sorgen. Das Fokussystem packt gemeinsam mit schnellen Nikon-Objektiven beherzt und präzise zu. In Sekundenbruchteilen wird die Schärfe ohne zu zögern oder unsicheres „Pumpen“ festgelegt.
Hinsichtlich der Scharfeinstellungen bietet die Nikon noch eine für SLRs eher ungewöhnliche Zusatzfunktion. Mit dem Menübefehl „Focus Stacking“ kann sie eine Bilderserie mit unterschiedlichen Schärfeeinstellungen machen, die später am Rechner zu einer Gesamtaufnahme mit extremer Schärfentiefe kombinierbar ist, was bei Makro- oder Produktaufnahmen sehr hilft. Die Anzahl der entsprechenden Bilder und die Schärfeänderungen von Foto zu Foto (einstellbar in 15 Stufen) sind über das Menü konfigurierbar.
Auch Intervallaufnahmen ohne Verstellung von Schärfe und Belichtung sind möglich. Die Kamera kann daraus auch gleich einen Zeitrafferfilm in Full-HD- oder 4K-Auflösung generieren. Wer die in den ersten Ankündigungen der Kamera erwähnten 8K-Zeitraffer-Filme erzeugen möchte, muss die Einzelbilder der D850 in einem Videoschnittprogramm aus den Vollbildern erzeugen, die mit ihren 45,4 Megapixel locker die notwendige 8K-Auflösung von 33 Megapixel und 7.680 mal 4.320 abdecken.
Um der gigantischen Pixelmenge gerade im Serienbildmodus Herr zu werden, bietet die D850 zwei Speicherkartenschächte an. Der erste ist für die schnellen XQD-Karten konzipiert, der zweite nimmt SD-Karten aller Untertypen inklusive UHS-II-Standard auf. Die Karten können gemeinsam genutzt werden, um getrennt Raw- und JPEG-Bilder aufzuzeichnen oder um als Backup-Medium zu dienen. Welche Karte das primäre System sein soll, ist im Menü einstellbar.
Die Kamera verfügt über Wi-Fi-Funktionalität und Nikons eigenes „SnapBridge“-Verfahren, das eine drahtlose Verbindung über Bluetooth erlaubt. Die „SnapBridge“-Software stellt darüber die Verbindung her und schaltet etwa beim Fernauslösen vom Smartphone aus auf die schnellere Wi-Fi-Verbindung um. Die Steuerung zur Fernauslösung bietet jedoch nur rudimentäre Möglichkeiten: Im Live-Bild kann der gewünschte Fokusbereich durch Antippen gewählt werden und der Fotograf kann auslösen. Aber Einstellungen von Blende, Verschlusszeit, ISO-Empfindlichkeit oder Weißabgleich sind leider nicht möglich.
Zur Bildübertragung zum Computer bietet sie mit USB 3.0 eine schnelle Schnittstelle an. Zudem kann sie mittels eines optionalen Adapters WT-7A in WLAN-Netze eingebunden werden, wobei der Adapter auch den schnellen „IEEE 802.11ac“-Standard mit nominell bis zu 866,7 Megabit pro Sekunde erreicht und damit ebenfalls Bilder und Videos schnell auf Rechnern im Studio verfügbar macht.
Die Nikon-Tugenden einer Profi-SLR, die durch extreme Robustheit und Massigkeit auch unter ungünstigen Umständen eingesetzt werden kann, bietet auch die D850. Der Preis dafür ist ein hohes Gewicht von mehr als einem Kilogramm, zudem dann noch die für Vollformat nicht sehr leichten Objektive hinzukommen. Dennoch bleibt die Kamera jederzeit bequem handhabbar.
Um eine maximale Detailfülle zu erreichen, arbeitet die Nikon D850 wie inzwischen fast üblich mit einem Sensor ohne Tiefpassfilter. Die Fotos bieten eine hervorragende Detailfülle, allerdings erfordert die hohe Pixeldichte auf dem Sensor auch erstklassige Objektive, um die volle Bildauflösung erreichen zu können. Aber da besteht im hochwertigen Optik-Angebot von Nikon ja keinerlei Mangel.
In der Farbmessung überraschte die Kamera mit einer hohen durchschnittlichen Sättigung. Sehr überzeugend ist der Kontrastumfang (siehe Grafik unten), der mit 11,3 Blendenstufen nicht nur einen hohen Maximalwert, sondern bis in hohe ISO-Bereiche mit zehn bis elf Blendenstufen eine sehr gute Gesamtleistung zeigt.
Pro: Hohe Bildauflösung gekoppelt mit hoher Serienbildgeschwindigkeit und dazu passendem Autofokussystem. Die neue D850 von Nikon zeigt, was SLRs heutzutage leisten können.
Contra: Schweres und sehr wuchtiges System, das – wie allerdings bei vielen professionellen SLR-Vollformatsystemen – beim Transport einen kräftigen Fotografen fordert.
Die D850 ist zu einem großen Teil mit dem Sport- und Reportage-Sprinter D5 von Nikon vergleichbar, liefert aber Bilder mit einer fast doppelt so großen Pixelmenge. Ihr Schwerpunkt liegt zwar auf der hochauflösenden Produkt-, Landschafts- und Modefotografie, aber sie kann auch in ganz anderen Bereichen erfolgreich eingesetzt werden. Das ganze Paket wird zu einem Preis angeboten, der angesichts der gebotenen Leistung als sehr fair zu bezeichnen ist. Der optionale Batteriegriff sollte zum Erreichen der maximalen Serienbildgeschwindigkeit gleich mitbestellt werden.
Das neue Nikon-Flaggschiff bietet auch bei Videoaufzeichnungen einige Besonderheiten. Die 4K-Aufnahme wird wahlweise mit MP4- oder MOV-Dateien produziert. In diesem Modus erreicht die Kamera 30 Aufnahmen pro Sekunde, bei Full-HD-Filmen kann sie mit 50 beziehungsweise 60 Bildern (PAL- oder NTSC-Kompatibilität) arbeiten. Daneben sind im Full-HD-Modus auch Zeitlupenaufnahmen mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde möglich, um eine vier- bis fünffache Verlangsamung zu erreichen.
Bei der Videoaufzeichnung lassen sich noch „Active Lighting“-Vorgaben zur Verbesserung der Kontrastdarstellung festlegen. Auch die „Picture Styles“ sind mit Änderung von Sättigung, Schärfe und Kontrast nutzbar, aber ein dezidierter LOG-Videomodus fehlt der Kamera leider.
Um in den Videomodus zu wechseln, muss der Fotograf den Live-Preview-Schalter auf der Rückseite betätigen. Dann kann die Aufnahme über den Videoauslöser auf der Oberseite gestartet werden.
Die Kamera bietet alle Voll- und Halbautomatiken wie Zeit- oder Blendenvorwahl auch beim Filmen. Die ISO-Empfindlichkeit kann im manuellen Modus zwischen ISO 64 und ISO 25.600 gewählt werden und lässt auch die erweiterten Modi zu.
Die Tonaufzeichnung ist manuell anpassbar. Statt des eingebauten Stereomikrofons kann man ein externes System mittels 3,5-Millimeter-Klinkenstecker anschließen. Ein Kopfhörerausgang ermöglicht die Kontrolle der Klangaufzeichnung.
Nicht nur im Fotomodus, auch bei der Videoaufzeichnung macht die neue Nikon D850 als Profi-Sprinter in der Pixel-Schwergewichtsklasse eine sehr gute Figur. Die Kamera liefert hochwertige Videoaufnahmen mit einer erstklassigen Schärfe- und Farbwiedergabe, ohne durch Bildfehler wie die gefürchteten Moirés negativ aufzufallen.