Hersteller | Sigma | |
---|---|---|
Modell | sd Quattro H | |
Original Testbilder: | ||
Kameratest | Kompletten Test als Download kaufen | kaufen |
Sigma ist nicht nur ein außergewöhnlicher Objektivhersteller, sondern bietet auch Kameras an, bei denen einiges anders ist als bei der Konkurrenz. Der größte Unterschied liegt im verwendeten Bildsensor, denn das japanische Unternehmen setzt nach der Übernahme der Firma Foveon weiterhin auf deren System, das sich grundlegend von den Bilderfassern herkömmlicher Kameras unterscheidet. Diese Foveon-Lösung nimmt Farben nicht durch die Verrechnung von mehreren Pixel nebeneinander auf, sondern erfasst die Rot-, Grün- und Blauanteile in unterschiedlichen Schichten des Sensors. Dadurch ermittelt sie für jedes Pixel alle drei Farbanteile, sodass eine Farbinterpolation wie bei Sensoren mit „Bayer“-Anordnung der roten, grünen und blauen Farbfilter obsolet wird.
Mit der Sigma sd Quattro H kommt nun eine Kamera auf den Markt, deren Bildsensor größer als bei ihren Vorgängerinnen ist. Diese setzten auf die „APS-C“-Größe mit 23,5 mal 15,5 Millimetern, während er bei der sd Quattro H mit 26,7 mal 17,9 Millimetern mehr Fläche besitzt und zur „APS-H“-Klasse zählt. Dieses Format fand bislang nur in wenigen Kameras wie etwa der Canon EOS-1D Mark IV Verwendung.
In der Praxis ergibt sich durch den größeren Sigma-Chip der Vorteil eines geringeren „Brennweitenfaktors“. Während bei APS-C-Kameras die Brennweite mit Faktor 1,5 bis 1,6 multipliziert werden muss, um sie vergleichbar zum Kleinbildformat angeben zu können, beträgt der Faktor bei der neuen Sigma-Kamera lediglich 1,3. Aus einem 50-Millimeter-Objektiv wird also kein 75-Millimeter-Objektiv, sondern scheinbar ein 65-Millimeter-Objektiv. Speziell im Weitwinkelbereich ist das ein spürbarer Unterschied.
Sigma sd Quattro H spiegellose Systemkamera (45 Megapixel, 7,6 cm (3 Zoll) Display, SD-Kartenslot, SDHC-Kartenslot, SDXC-Kartenslot, Eye-Fi-Kartenslot) schwarz
Neu ab 1.339,00 € (1 Artikel)
Die sd Quattro H gehört zu den spiegellosen Kameras, die ein elektronisches Sucherbild per Rückseiten-LCD oder dem Durchsichtsucher zeigen. Den Größenvorteil, den diese Kameraklasse durch den entfallenden Spiegelkasten und das kürzere Auflagemaß bieten, nutzt die neue sd Quattro H kaum. Sie ist nämlich für die Sigma-Objektive aus der Spiegelreflexwelt konzipiert. Das entsprechende SLR-Auflagemaß wird bei ihr durch einen wuchtigen Bajonettanschluss eingehalten, der entsprechend weit aus dem eigentlich dünnen Gehäuse herausragt. In der Aufsicht- und der Seitennansicht oben wird das deutlich.
Das verschaffte den Designern der Kamera aber die Möglichkeit, einen verlängerten und handlichen Griffwulst an der Seite zu formen, der nur wenig über den Bajonettanschluss hinausragt. Mit ihm hält man die Kamera sicher und ruhig.
Ansonsten führt die sd Quattro H das Design der Quattro-Reihe weiter. Die Kamera ist aber nicht ganz so länglich geformt wie die anderen Modelle und liegt sehr gut in der Hand. Die breite Rückseite nutzt der Hersteller für zwei LCDs, die von einer gemeinsamen Glasscheibe geschützt werden und somit nahtlos erscheinen. Der rechte Bereich dieses Doppel-LCDs dient als Status-Display, wie man es bei vielen SLRs auf der Oberseite findet. Hier werden aktuelle Aufnahmeparameter gezeigt oder Einstellungen vorgenommen, um etwa die ISO-Lichtempfindlichkeit zu ändern. Der Bildschirm links zeigt das elektronische Sucherbild oder im Wiedergabemodus das aufgezeichnete Foto. Der Wechsel zwischen Durchsichtsucher und dem LCD erfolgt mittels eines Augensensors, lässt sich aber auch manuell schalten.
Zwei große und dank der Form des Griffs bequem mit Zeigefinger und Daumen der rechten Hand erreichbare Einstellräder ermöglichen eine schnelle Parametereingabe. Sie können neben dem klassischen Vier-Wege-Steuerfeld im unteren Bereich der Rückseite für die Menünavigation eingesetzt werden.
Hier kann man dann zum Beispiel das Bildformat wählen. Die Kamera erlaubt JPEG- und Raw-Aufzeichnung. Bei letzterer bietet sie eine Besonderheit: Sie nutzt das von Sigma entwickelt X3F-Format, kann jetzt als erste Sigma-Kamera aber auch das von Adobe entwickelte DNG-System verwenden. Kleiner Wermutstropfen für DNG-Freunde: Dieses Format zeichnet die Kamera nicht parallel zum JPEG-Bild auf. Wählt man die Aufzeichnung beider Formate gemeinsam, werden grundsätzlich X3F-Rohdaten auf die Karte geschrieben.
Bei der Pixelangabe des Sensors gibt es unterschiedliche Berechnungsmöglichkeiten: Grundsätzlich nutzt das Foveon-System der sd Quattro H 6.192 mal 4.128 einzelne Fotozellen, die damit ein knapp 25,6 Megapixel großes Bild ergeben. Weil der Sensor aber mehrere Farbinformationen pro Pixel in verschiedenen Schichten erfasst, errechnet Sigma für die neue Kamera eine Auflösung von 44,8 Megapixel. Tatsächlich setzt das neue Modell die kleinere/nominelle Auflösung so sauber, klar und auch frei von Moirés um, dass sich ihre 25,6-Megapixel-Bilder etwa in Photoshop problemlos interpolieren lassen. Diese Bilder zeigen sich selbst dann noch ohne die sonst übliche Weichzeichnung beziehungsweise „Matschigkeit“, die beim Hochrechnen der digitalen Fotos herkömmlicher Kameras entsteht.
Die neue Sigma kann intern ebenfalls eine solche Interpolation durchführen und erzeugt im „S-HI“-Modus sowie bei Wahl des 3:2-Seitenverhältnisses Aufnahmen mit 8.768 mal 5.840 Pixel. Die Aufnahmen der kleinen sd Quattro H sind damit hinsichtlich der Schärfe und Detailzeichnung durchaus mit Bildern von Mittelformatkameras oder Kleinbild-Systemen mit klassischem Vollformatsensor vergleichbar.
Pro: Erstklassige Darstellung von feinsten Details im Bild durch die Verwendung eines außergewöhnlichen Bildsensors. Die Handhabung ist trotz des ungewöhnlichen Designs komfortabel.
Contra: Große Schwächen zeigt auch die neue Sigma speziell bei hohen Lichtempfindlichkeitseinstellungen, bei denen die Rauschartefakte die Bildschärfe kräftig reduzieren und Farben ändern.
Die Sigma sd Quattro ist nicht nur hinsichtlich ihres Äußeren und des Bildsensors eine ungewöhnliche Kamera, auch ihre Ergebnisse sind es. Bei Fotografie mit niedrigen ISO-Werten entstehen durch den Foveon-Sensor hochauflösende Bilder, deren Schärfe und Detailzeichnung sich mit den Ergebnissen von Mittelformatkameras messen lassen kann. Der ungewöhnliche Sensor erzeugt dabei im Raw-Bildformat extrem große Bilddateien, die die Kamera beim Speichern und etwa Serienaufnahmen ausbremsen. Bei wenig Licht und hohen ISO-Werten entsteht starkes Rauschen.