Hersteller | Sony | |
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Modell | A9 | |
Original Testbilder: | ||
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Es ist bereits vier Jahre her, dass Sony mit der A7 die erste spiegellose Systemkamera vorstellte, die mit einem Vollformatsensor arbeitete. Als Bajonettsystem übernahm diese Kamera von den Sony-NEX-Modellen mit APS-C-Sensor den „E-Mount“- Anschluss.
Für ihren Sensor im Kleinbildformat benötigte sie aber nun Objektive mit deutlich größeren Bildkreisen. Die erste A7 lieferte damit eine Bildauflösung von 24 Megapixel. Dagegen folgten mit den Modellen A7R und später A7R II echte Pixelmonster mit 36 beziehungsweise 42 Megapixel.
Die jetzt vorgestellte Alpha 9 bietet zwar wieder eine Auflösung von „nur“ 24 Megapixel, verbessert sich aber dafür stark in ganz anderen Bereichen. Diese Änderungen sind so radikal, dass die neue Sony von vielen als „Game Changer“ bezeichnet wird, der die Platzhirsche unter den schnellsten Profi-DSLRs fast schon alt aussehen lässt und somit erheblich unter Druck setzt.
Das beginnt mit ihrem gänzlich neu entwickelten Sensor. Dieser ist aus mehreren Schichten aufgebaut und verfügt über einen internen Speicher. Er ermöglicht eine laut Sony bis zu 20-mal schnellere Auslesegeschwindigkeit der Bild- und Videodaten. Ein Ergebnis, das der neuen Sony sowohl bei der Serienbildbeschwindigkeit als auch der Darstellung des elektronischen Sucherbilds zugute kommt.
Die Kamera bietet nämlich ein Suchersystem, das aus drei Gründen außergewöhnlich ist: Erstens liefert der Mini-OLED-Monitor im Okular eine Auflösung von 3,68 Millionen RGB-Bildpunkten und ist damit extrem hochauflösend. Zweitens sorgt er mit 60 beziehungsweise per Menübefehl einstellbaren 120 Bildern pro Sekunden für extrem hohe Bildwiederholraten, stellt die Bewegungen also sehr flüssig dar. Der dritte Grund aber ist bislang einmalig: Das neue Sony-System produziert sowohl im Sucher als auch auf ihrem LC-Monitor während der Einzel- und bei Serienbildaufnahmen keine Dunkelphase mehr. Das bedeutet, dass man zum Beispiel als Sportfotograf die Bewegungen der Athleten die ganze Zeit im Blick behalten kann. Gegenüber den ersten ruckeligen Elektronik-Suchern der spiegellosen Kameras ist das ein ganz gewaltiger Fortschritt, doch die Kamera übertrumpft damit auch die jahrzehntealte Technik der SLR-Kameras mit ihren optischen Suchern, die während des „Spiegelschlags“ das Sucherbild für einen kurzen Augenblick zwangsläufig verdecken müssen. Mit der Alpha 9 gehört dieser Effekt ab sofort der Vergangenheit an. Dies ist einer der Gründe, weshalb sich Sony den profigemäßen Einstiegspreis von 5.300 Euro für die Alpha 9 erlauben kann, denn allein diese Funktion ist fast schon die hohen Kosten wert.
Außergewöhnlich ist auch die automatische Fokussierung der Sony: Ihr Hybrid-System vereint Phasendetektions- mit Kontrastmessung und ermöglicht die Wahl aus 693 AF-Feldern! Nicht nur die Anzahl ist extrem, auch die Tatsache, dass diese AF-Felder 93 Prozent der Bildfläche abdecken, ist verblüffend. So kann man sogar Details am Bildrand als Fixpunkt für die Scharfstellung definieren. Außerdem sind schnell bewegte Motivelemente direkt nach Eintreffen am Bildrand im Fokus.
Der rasante Autofokus arbeitet sogar in sehr dunklen Aufnahmesituationen zuverlässig. Darüber hinaus beeindruckt er beim Blick in den Sucher oder auf den Monitor. Dort lässt er bei Wahl der kontinuierlichen Nachfokussierung die Markierungen für das jeweils aktive Fokusfeld geradezu tanzen. Selbst Innenaufnahmen bei Kerzenschein bringen ihn nicht aus der Ruhe, vielmehr packt er auch hier präzise zu.
Wie die A7R II bietet auch die neue Alpha 9 einen Bildstabilisator, der über fünf Bewegungsachsen arbeitet. So lassen sich bei der Verschlusszeit bis zu fünf Belichtungsstufen gewinnen.
Der schnelle Autofokus ist wichtig, weil die Sony-Kamera auch bei Serienaufnahmen exzellente Leistungen zeigt. Mit ihrem neuen Verschlusssystem, das zwischen mechanischer und elektronischer Auslösung umschaltbar ist, kann sie bis zu 20 Bilder pro Sekunde sogar lautlos aufnehmen. Kleines Manko: Bei Lichtempfindlichkeiten über ISO 25.600 reduziert sie die Seriengeschwindigkeit auf fünf Bilder pro Sekunde, weil sie auf den mechanischen Verschluss umschaltet.
Ein riesiger Pufferspeicher erlaubt es, bis zu 693 JPEGs in Folge aufzuzeichnen, was im Test bestätigt werden konnte. Im Raw-Format sind es noch 240 Aufnahmen.
Gemeinsam mit dem schnellen Autofokus- und Belichtungssystem, das die jeweiligen Einstellungen 60-mal pro Sekunde ermittelt, entgeht Sport- und Reportagefotografen kein Augenblick.
Im Test
Für eine Lösung für Profi-Fotografen ungewöhnlich ist das kompakte Gehäuse der Alpha 9. Sie bietet damit einen Vorteil, den CSC-Fotografen schätzen, aber etwa Sportfotografen erwarten eine Kamera mit mehr Volumen, die damit fester in größeren Händen gehalten werden kann – speziell dann, wenn sich ein massives Teleobjektiv als „Gegengewicht“ an der Frontseite befindet. Dennoch ist die Alpha 9 handlich geformt und gut ausbalanciert. Gemeinsam mit dem im Test verwendeten 85-Millimeter-Objektiv ließ sich bei Porträts im Studio und anderen Aufnahmen ermüdungsfrei arbeiten.
Pro: Das Autofokussystem der Alpha 9 haut einen schlichtweg um. Der exzellente Sucher steht dem nicht nach. Zudem ist die Kamera erfreulich kompakt und überzeugt auch bei der Bedienung.
Contra: Warum nur einer der beiden SD-Kartenschächte den derzeit schnellsten UHS-II-Standard, der andere nur den älteren UHS-I-Standard unterstützt, bleibt Sonys Geheimnis.
Läutet die Sony Alpha 9 als „Game Changer“ das Ende der SLRs ein? Die extremen Serienbildfunktionen und der beeindruckende Sucher sind gewichtige Argumente für Sport- und Naturfotografen. Denen fehlen in Sonys Objektivpalette nur lichtstarke Extrem-Telebrennweiten. Für Fotografen in der Produktfotografie könnte die 24-Megapixel-Auflösung der Alpha 9 zu gering sein. Die sonstige Leistung der Kamera verdeutlicht aber auf beeindruckende Weise, wo die derzeit größten Fortschritte stattfinden: bei den CSC-Modellen.
Die neue Sony-Kamera ist eine sehr gute Lösung für das Aufnehmen von Videofilmen, die jedoch auch eine unerwartete Schwäche zeigt. Sie speichert ihre Clips in einer maximalen Auflösung von 3.840 mal 2.160 Pixel und damit als UHDTV-/4K-Filme. Bis zu 30 Bildern pro Sekunde sind möglich, zusätzlich stehen PAL-kompatible Wiederholraten wie 25 Bilder und ein „Kino“-Modus mit 24 Aufnahmen pro Sekunde bereit. Ihre hohe Geschwindigkeit im Foto-Modus führt sie bei Videos weiter. In Full-HD-Auflösung nimmt sie maximal 120 Bilder pro Sekunde auf, was beeindruckende Zeitlupensequenzen mit vierfach reduzierter Geschwindigkeit möglich macht.
Wie bei Sony-Alpha-Kameras üblich nutzt die Alpha 9 den XAVC-S-Codec als Kompressionstechnik mit hohen Datenraten und damit verbesserter Bildqualität. Full-HD-Aufnahmen sind für eine Kompatibilität mit klassischen Camcordern auch als AVCHD-Dateien sicherbar. Als „echte Videokamera“ arbeitet sie bei XAVC-S-Dateien auf Wunsch mit einer Farbabtastung von 4:2:2, bleibt aber im Gegensatz etwa zum Videoflaggschiff GH5 von Panasonic auf eine Datentiefe von acht statt zehn Bit begrenzt. Der Schritt weg von der 4:2:0-Aufzeichnung ist ein Plus, aber erstaunlicherweise sind bei der Alpha 9 die speziellen S-LOG-Aufzeichnungen gestrichen worden, die bei anderen Sony-Modellen für mehr Reserven in der Nachbearbeitung sorgen. Manuelle Belichtungs- und Tonpegeleinstellungen beherrscht sie dagegen.
Die Leistungen der Sony Alpha 9 sind auch bei ihren Videoaufnahmen beeindruckend. Farben und Auflösung der Filme sind exzellent. Sie bietet grundsätzlich vielseitige Einstellmöglichkeiten, lässt aber leider auch einige wichtige Funktionen vermissen, die Filmprofis von einer aktuellen Systemkamera mit 4K-Aufzeichnung erwarten.