Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
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Fotoausstellung: Bill Brandt

Multitalent

Das Werk von Bill Brandt war wegweisend für die moderne Fotografie im 20. Jahrhundert. Eine Ausstellung in München zeigt nun einen Querschnitt durch seine vielen Schaffensgebiete – es gibt kaum ein Genre, mit dem sich der bedeutende Fotograf nicht beschäftigt hätte.

Bill Brandt (1904 bis 1983) wuchs in Hamburg als Sohn einer wohlhabenden Familie deutsch-russischer Abstammung auf. Nach der Ausbildung zum Fotografen in Wien führte sein Weg ihn zunächst nach Paris, wo er als Assistent für Man Ray arbeitete und so auch in Kontakt mit weiteren surrealistischen Künstlern kam. Dennoch zeigen seine Bilder aus dieser Zeit, dass Bill Brandts Interesse zunächst eher der Stadt und ihren Bewohnern galt und nicht so sehr künstlerischen Konzepten – er war in Paris also eher auf den Spuren Eugène Atgets unterwegs, der das „alte Paris“ akribisch und in zahlreichen Fotografien festgehalten hatte.

1934 ließ sich Brandt in London nieder, und England wurde in der Folgezeit zum bestimmenden Thema seiner Arbeit. Das hing sicherlich auch damit zusammen, dass er aus Ablehnung der neuen Machthaber in Deutschland mit allen Mitteln versuchte, seine Herkunft zu verschleiern. Er identifizierte sich konsequent mit seiner neuen Heimat und gab sich sogar 25 Jahre lang als britischer Staatsbürger aus.

Im England der Vorkriegszeit fand Bill Brandt nun ein reiches Betätigungsfeld für seine fotografischen Interessen. Das Land war geprägt von einer mehr als deutlichen sozialen Ungleichheit, dazu kamen die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Börsenkrachs von 1929. Im Bildband „The English at Home“ stellte Brandt beispielsweise Aufnahmen armer und reicher Briten nebeneinander, um durch den Kontrast die Unterschiede offenzulegen. Später fertigte er Fotoserien für das britische Informationsministerium an, die die Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung zeigten. Schließlich gehörten auch Porträts und Landschaftsfotografien zu seinem Repertoire. Dabei ging es ihm aber stets darum, Bilder zu schaffen, die über das bloß Sichtbare hinausgehend auch Stimmungen und Atmosphäre transportieren.

Sehr deutlich wird diese Abkehr vom dokumentarischen Ansatz und die Hinwendung zur künstlerischen Fotografie dann in seinen Aktaufnahmen ab 1944. Charakteristisch für diese Fotos sind Verzerrungen durch ungewöhnliche Perspektiven und die Konzentration auf Ausschnitte, so dass die abgebildeten Körperteile oft in ganz neue, überraschende Beziehungen zur Umgebung treten und auf den ersten Blick oft gar nicht von ihr zu unterscheiden sind.

INFOS

27. September bis 28. November 2021

Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung, 

Maximilianstraße 53, 80538 München

Online-Reservierung notwendig, der Eintritt ist kostenlos


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