Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Literatur  

Fotobuch: Gesichter Afrikas

Maskenspiel

Alle Europäer sind Landwirte und tragen Gamsbart sowie Lederhosen. Diese Aussagen sind genauso wahr, wie Mario Marino „Gesichter Afrikas“ festgehalten hat. Seinen Porträts zufolge sind alle dort Viehnomaden, die traditionellen Perlenschmuck und Tuniken tragen. Für Somalia mag dies halbwegs zutreffen, doch sind sie im übrigen Kontinent oft Klempner, Bauern, Beamten oder IT-Spezialisten. Daher ist es unfassbar, dass laut Verlag das Buch „Afrikas kulturelle Vielfalt“ abbilden solle.

Im Vorwort wird behauptet, dass die Bilder einen „humanistischen Zugang“ zu Gemeinschaften „in globalen Transitionsprozessen“ eröffnen. Tatsächlich zeigen die Fotos Exoten, von denen bedauernd gesagt wird, dass sie jetzt Armbanduhren wie wir tragen. Hinter dieser Fehleinschätzung offenbart sich ein europäisches Hirngespinst, das Frantz Fanon bereits 1952 in „Schwarze Haut, weiße Masken“ bloßstellte.

Hieße der Titel dagegen „Wandervölker der Subsahara“, könnte man sich mit den durchaus faszinierenden Bildern versöhnen. Zu erwähnen wäre dann aber im Text, dass 2009 eine wachsende Dürre rund 80 Prozent des Viehs der Massai vernichtete und daher ihre Traditionen verschwinden.

Mario Marino: Gesichter Afrikas. teNeues 2021, 256 Seiten, deutsch/englisch, Hardcover, ISBN 978 3 96171 346 2, Preis: 60 Euro.


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