Mit offenen Augen

Ein Buch über Dinge, die jeder kennt, aber keiner wahrnimmt.

Jeder weiß um die perfekten Aufnahmen namhafter Fotografen von Menschen, Landschaften oder Tieren, in denen das Motiv den Betrachter auf eindrucksvolle Art und Weise in seinen Bann zieht. Doch es gibt auch eine andere Ebene der Fotografie, die allerdings nur selten Bewunderung findet und bei vielen sofort im digitalen Papierkorb landen würde. Mariela Sartorius, Journalistin und Bestseller-Autorin, zeigt genau das in ihrem Bildband „Übersehene Dinge“. Sie widmet sich Belanglosigkeiten, die jeder im Alltag vermutlich schon mehrfach zu Gesicht bekommen hat, aber nie bewusst wahrnahm, hinterfragte oder sich auch nur im Ansatz darüber wunderte.

„Frei von den Bemühungen um Ästhetik und den Geboten der Technik“ führt Sartorius die teils sehr reduzierten Schwarz-Weiß-Fotos auf: Stuhlbeine, die sich für ein Tänzchen bereit machen, im Wind wehende Gardinen, Licht und Schatten im Schneetreiben, eine zerbrochene Scheibe, hölzerne Städte und vieles mehr. Harte Kontraste, meist eher schlechtes Licht und die spontan gewählten Aufnahmewinkel unterstreichen die Kernaussage. Nett: Die Kombination mit kleinen Notizen führt beim ein oder anderen Foto zum kurzen Schmunzeln. „Übersehene Dinge“ ist wahrlich kein Fotoband wie jeder andere und sicherlich nicht nach jedem Geschmack. Allerdings entdeckt der Leser damit doch auch Neues in dem, was ihm eigentlich täglich begegnet – Chapeau!

Mariela Sartorius: Übersehene Dinge. Hirmer Verlag, 2021, 128 Seiten, Hardcover, ISBN 978 3 7774 3693 7, Preis: 30 Euro.