Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Literatur  

Geraffte Postmoderne

Thomas Ruff: WORKS 1979-2011

Der Bildband erscheint begeitend zur Ausstellung im Haus der Kunst in München. Er zeigt ausgesuchte Beispiele der bisherigen Werkgruppen von Thomas Ruff. Dieser will in seinen Arbeiten keinen erzählerischen Moment festhalten. Er wählte oft die Neutralität eines klinisch weißen Hintergrunds für seine Aufnahmen von trostlosen Wohnblocks, Fabrik- und Bürogebäuden ebenso wie für seine großformatigen Porträts. In seinen Arbeiten setzt Ruff sowohl analoge als auch digitale Herstellungstechniken ein.

Ruff erfüllt getreulich alle Bedingungen eines postmodernen Künstlers. Erstens schafft er keine Kunst im klassischen Sinn, sondern zieht etwa vergrößerte Zeitungsfotos heran. Für seine "Nudes" hingegen benutzt er Standbilder aus Pornofilmen. Alles kann also Kunst werden. Zweitens entsteht das eigentliche Kunstwerk erst durch seine Interpretation. Die unscharfen Pornos etwa verweisen auf eine Wahrnehmungstheorie, nach der explizite Bilder immer ein unerfülltes Begehren erzeugen. Denn da sie alles zeigen, bleibt kein Raum mehr für die Fantasien des Einzelnen. Durch Retusche idealisierte Gebäude wiederum "repräsentieren mehr oder weniger Ideologie und Geschäft in der Bundesrepublik Deutschland". Drittens stellt er die Sehgewohnheiten, wie sie das verganene Jahrhundert entwickelt hat, infrage. Zu diesme Zweck benutzt er etwa Nachtsichtgeräte.

Thomas Ruff: Works 1979-2011. Schirmer/Mosel 2012, 272 Seiten, Hardcover, ISBN 978 3 8296 0585 4, Preis: 58 Euro

 


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