Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Literatur  

Steve McCurry: Die Welt in meinen Augen

Das Fremde entdecken

Die Fotos von Steve McCurry sind einzigartig, denn sie verwischen die Grenze zwischen Bekanntem und Unbekanntem. In „Die Welt in meinen Augen“ sind bisher ungesehene Bilder des Starfotografen zu entdecken – man begibt sich auf eine Reise in ferne Länder, die einem dennoch so vertraut scheinen.

Große Kunst braucht eine große Bühne: Kein Wunder also, dass der Bildband „Die Welt in meinen Augen“ ein ziemliches Kaliber geworden ist. Auf den 208 Seiten zeigt er bisher ungesehene Bilder des vielfach ausgezeichneten amerikanischen Starfotografen Steve McCurry – und das ohne den Betrachter mit Tüddelkram abzulenken. Querformate nehmen meist eine ganze Doppelseite ein. Hochformate sind einseitig platziert und lassen die gegenüberliegende Seite in reinstem Weiß zurück. Gerade so, als wolle der Fotograf dazu einladen, seine Gedanken zu jedem einzelnen Foto niederzuschreiben – was man in diesem schönen Werk natürlich nicht tut. Material dafür hätte man jedoch schon nach den ersten Fotos mehr als ausreichend, denn die Aufnahmen aus Indien, Togo, Kuba und Afghanistan fesseln, faszinieren, machen nachdenklich, zeigen fremde Länder, fremde Gesichter, aber im weiteren Verlauf auch viel Vertrautes, etwas das einem ein sehr wohliges Gefühl gibt. Und bei jedem Umblättern fragt man sich, wie McCurry diese Gegensätze so harmonisch in einem einzigen Foto zu vereinen vermag. Der in Großbritannien geboren Schriftsteller Pico Iyer versucht das im Vorwort so zu beschreiben: „Steve lässt uns mit Ländern vertraut werden, die ansonsten von exotischem Flair geprägt sind, ohne dabei das, was an ihnen für immer fremdartig bleiben wird, zu tilgen oder zu ignorieren.“ Und das gelingt ihm – einmal mehr – hervorragend.

Da Ausnahmen die Regel bestätigen, sind zwischen den Fotos hin und wieder auch ein paar Zitate bekannter Autoren eingestreut, etwa von den Schriftstellern Frank McCourt („Die Asche meiner Mutter“) oder Khaled Hosseini („Drachenläufer“), die zu dem jeweiligen Foto passen und dessen Wirkung durchaus noch verstärken. 

Wie auch in anderen Bildbänden McCurrys sind die Fotos nicht mit dem Aufnahmeort und -datum beschriftet – weniger ist mehr. Erst auf den letzten Seiten werden den Lesern Hintergrundinformationen zu der jeweiligen Aufnahme gegeben. Doch der Verzicht darauf ist richtig und wichtig, denn erst dadurch erhält der Betrachter die Möglichkeit, sich gänzlich unvoreingenommen den Motiven zu nähern und selbst eine passende Geschichte auszumalen.

Der Bildband „Die Welt in meinen Augen“ zeigt faszinierende Aufnahmen mit enormer Ausdrucksstärke, wie man sie von Steve McCurry gewohnt ist. Das Buch gehört definitiv in jedes Bücherregal – sofern es reinpasst.

Steve McCurry wurde am 23. April 1950 in Philadelphia, Pennsylvania, geboren und ist ein vielfach ausgezeichneter Fotograf. Unter anderem bekam er die Robert Capa Gold Medal verliehen und ist mehrmaliger „Photographer of the Year“. Seine bekannteste Aufnahme ist die des “Afghanischen Mädchens” aus dem Jahr 1984.

Steve McCurry, Die Welt in meinen Augen, Knesebeck-Verlag, Hardcover, 27,5 x 38 cm, 208 Seiten, ISBN: 978 3 95728 448 8, Preis: 60 Euro.


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