Hersteller Canon
Modell EOS 5D Mark IV
Original Testbilder:
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Canon EOS 5D Mark IV - Wechselbad der Gefühle

Bereits die vierte Generation der Canon EOS 5D geht jetzt an den Start. Sie bietet viel Leistung für den Profi, aber auch ein paar kleinere Schwächen.
Getestet in Ausgabe: FOTO HITS 11/2016

Kameratest

Unabhängig von dem Erfolg der spiegellosen Systemkameras setzt Canon bei Kameramodellen für Profis weiterhin auf die SLR-Technik. Dementsprechend werden die einzelnen Produktlinien bei einem Generationswechsel auch nicht mit gänzlich neuen Konzepten überrollt, sondern man hält an einer eher evolutionären Entwicklung fest. Dies ist auch bei den 5D-Modellen erkennbar, die preislich und hinsichtlich ihrer Leistung am oberen Ende der gehobenen Mittelklasse zu finden sind, aber für sehr viele Profis ein echtes Arbeitstier darstellen. 

Mit der Vorstellung der inzwischen vierten Generation der 5D als „Canon EOS 5D Mark IV“ (im Folgenden gekürzt als „5D“ bezeichnet) zeigt das Unternehmen aber, dass auch bei einer solch eher langsamen Entwicklung immer noch einige Überraschungen in den neuen Modellen stecken.

Die neue 5D besitzt einen Bildsensor, dessen Auflösung gegenüber ihrer direkten Vorgängerin von 22 auf knapp über 30 Megapixel angehoben wurde. Der neue Aufnahmechip liefert dank einer besonderen Diodenstruktur „Dual Pixel Raw“-Bilder, auf die weiter unten eingegangen wird.

Vom Flaggschiff der Canon-SLRs hat die neue 5D zudem das rasante Autofokussystem übernommen, das mit 61 AF-Feldern arbeitet. Davon sind 41 als Kreuzsensoren ausgelegt, um horizontale und vertikale Strukturen gleichzeitig zu  erkennen, und fünf von ihnen nutzen als „Dual-Kreuzsensoren“ sogar jeweils zwei davon. Bei Fokussierung im Live-Bild-Modus kann die Funktion „Dual Pixel CMOS AF“ genutzt werden. Hier werden die Doppelsensoren des Aufnahmechips für die  Scharfeinstellung per Kontrastmessung genutzt. Im FOTO HITS-Test erwies sich die neue 5D damit ebenfalls als extrem schnell. 

Aufbereitet werden die Bilddaten von Canons „DIGIC 6+“-Prozessor, der durch verbesserte Algorithmen etwa bei der Rauschfilterung unter anderem eine Steigerung der ISO-Empfindlichkeit möglich macht. Denn obwohl gegenüber der „Mark III“ die Auflösung erhöht und die Pixelgröße auf dem Sensor dadurch verkleinert wurde, bietet die „Mark IV“ jetzt einen Einstellbereich von ISO 100 bis 32.000 (zuvor 25.600) an. Der erweiterte Modus ist identisch geblieben. Bei ihm kann der Fotograf zwischen ISO 50 und 102.400 wählen.

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Technische Daten

Bild
  • Auflösung: 6.720 × 4.480 Pixel, 30,4 MP
  • Chip-Größe: 36 × 24 mm 
  • (Vollformat-Klasse)
  • Objektiv/Bajonett: 50mm/F1,4; Canon EF-Bajonett
  • Integrierter Bildstabilisator: nein (abhängig von Objektiv)
  • Verschlusszeiten: Bulb; 30 bis 1/8.000 s
  • Belichtungsmodi: Vollautomatik; P, Tv, Av und M
  • ISO: 100-32.000 (plus 50-104.200)
  • Autofokusfelder: 61 AF-Felder
  • Sucher: optischer SLR-Sucher 
  • + Live-LCD
  • LCD: 8,1 cm; 1,62 Mio. Bildpunkte
  • Preis (UVP): 4.065 Euro (nur Body)
  • Internet: www.canon.de

 

 

Aufbau

Design

Rein äußerlich hat sich an der neuen 5D nicht viel getan. Bei etwas geringerem Gewicht ist sie gegenüber der „Mark III“ um einen Millimeter schmaler geworden, aber viele Bedienelemente blieben an ihrem Platz. Die Einstellungen erfolgen über ein Moduswahlrad auf der Oberseite sowie der Kombination aus zwei Einstellrädern einmal am Auslöser und einmal in sehr großer und griffiger Form auf der Rückseite sowie einem zusätzlichen Joystick. Der Monitor ist zudem berührungsempfindlich, sodass man etwa die Karteireiter im Menü direkt per Fingertipp wählen kann. Geblieben ist, dass das große LC-Display fest eingebaut wurde, also keine Schwenk- oder Drehmöglichkeit bietet. Seine Auflösung wurde gegenüber der 3er-Version jedoch von 1,04 auf satte 1,62 Millionen RGB-Bildpunkte gesteigert.

Durch das Fehlen eines Drehgelenks für den Monitor blieb aber Platz für Funktionstasten links vom Monitor. Gemeinsam mit den weiteren Schaltern auf der Rückseite sowie oben lassen sich so viele Funktionen der Kamera direkt aufrufen. Eine zusätzliche „Q“-Taste erlaubt schnellen Zugriff auf die wichtigsten Bildparameter wie Weißabgleich oder ähnliches.

Draht zur Welt

Hinsichtlich der Schnittstellen der Kamera hat sich einiges getan. Die neue 5D besitzt einen USB-3.0-Anschluss zum schnellen Datentransfer. Zusätzlich ist sie mit einem WLAN-Modul ausgerüstet, das per NFC-Technik zudem den Verbindungsaufbau etwa zu einem Smartphone vereinfacht.

Der Anschluss für eine Canon-Kabel-Fernbedienung etwa für Intervallaufnahmen wanderte von der Seite nach vorn. Einen Intervallmodus bietet die 5D jedoch auch selbst. Kleine Macke: Maximal lassen sich 99 Bilder in einem ebenfalls definierbaren Zeitrahmen/Abstand vorgeben. Wer mehr Bilder (etwa für Zeitraffer-Animationen) wünscht, muss auf „00“ umschalten. Dann nimmt die Kamera unbegrenzt Intervallbilder auf, bis der Fotograf dies manuell stoppt oder der Akku leer ist. Apropos Akku: Mit einer Ladung fotografiert die 5D knapp 900 Bilder. 

Erfreulicherweise bietet sie ein GPS-System, das in einstellbaren Zeitintervallen eine Positionsbestimmung selbst bei ausgeschalteter Kamera durchführen kann.

Besonderheit

Eine außergewöhnliche Funktion bietet die „5D IV“ mit ihren „Dual Pixel Raw“-Bildern. Jeder Pixel ihres Sensors besitzt zwei Fotodioden A und B, die somit auch zwei Sig­nale erfassen. In einem „Dual Pixel Raw“-Bild wird nun ein Foto gespeichert, das beide Informationen enthält, sowie eine zweite Aufnahme, die nur die B-Daten umfasst. Mittels der zusätzlichen Daten kann die Canon-Software „Digital Photo Professional“ die Fokussierung im Bild bei der Wandlung in TIFF oder JPEG nachträglich ändern. Das funktioniert in engen Grenzen, ist aber nicht nur „l’art pour l’art“. Beispielsweise ist es hilfreich, wenn man bei Porträts, die mit großer Offenblende entstanden, den exakten Schärfepunkt verändern möchte, damit dieser genau auf einem Auge der Person liegt. Der Korrektureffekt ist allerdings nicht so ausgeprägt möglich wie man es von „Lichtfeldkameras“ kennt.

Porträt
Die Kamera stellte im Porträttestbild die Hauttöne mit einem minimal erhöhten Gelbanteil dar, der Hautton wirkt sehr „warm“. Die Schärfe der Bilder ist exzellent.Das Porträtbild aus Sicht der Canon zeigt eine saubere Differenzierung der roten Nuancen in der Kleidung und eine sehr scharfe Wiedergabe selbst feinster Strukturen wie etwa in den Haaren.
Testaufbau
Die Strukturen auf der Platine und im Metallsieb werden von der Canon sehr sauber dargestellt. Chromatische Aberrationen oder ähnliche Fehler sind auch an den harten Kontrastkanten des Siemens­sterns praktisch nicht erkennbar. Die Farbwiedergabe ist sehr natürlich.Schärfe und Farbdifferenzierung sind in den Bildern der EOS 5D Mark IV exzellent. Ihr automatisches Belichtungssystem sorgte bei dieser Aufnahme für eine sehr helle Reproduktion des Motivs, die aber noch nicht die Grenze zur Überbelichtung überschreitet.
Farbwiedergabe
Die Canon EOS 5D Mark IV liefert im Standardaufnahmemodus zwar recht kräftige, aber nicht künstlich überbetonte, sondern stimmige Farben. Die Abweichungen in der Ergebnisgrafik basieren auf einer leicht zu hellen Darstellung, die auch im Testbild rechts unten sichtbar ist. Hauttöne werden sehr treffend wiedergegeben (siehe oben), nur entsprechende Nuancen, die etwas dunkler ausfallen, zeigen eine etwas größere Abweichung beziehungsweise werden heller dargestellt.Der Weißabgleich arbeitet unter allen Lichtbedingungen sehr präzise. Die Farbmesstafel reproduzierte die Kamera mit einer geringen Tendenz in kühlere Farben, also einem minimalen Blauton in den neutralen Graufeldern.
Schärfe
Canon-typisch unterstützt der Prozessor der 5D Mark IV den Schärfeeindruck per Intensivierung der Kontrastkanten. So gab die Kamera die Testtafel mit exzellenten 4.285 von 4.480 möglichen Linien in der Bildhöhe wieder.
Rauschen
Die hohe Pixeldichte des 30-Megapixel-Sensors lässt das Luminanzrauschen der 5D Mark IV etwas höher als bei anderen Canon-Modellen ausfallen. Allerdings ist der Effekt zwar mess-, aber nicht im Foto sichtbar.
Dynamik
Selbst bei maximaler Lichtempfindlichkeitseinstellung bleibt das Luminanzrauschen mit 1,56 Prozent ausgesprochen niedrig. Auch das Farbrauschen fällt gering aus, denn etwa im „Noise spectrum“ sind kaum starke Ausreißer zu sehen.
Vergleich Bildrauschen
Die hohe Detailzeichnung, die in den technischen Studiotestfotos sichtbar wurde, lässt sich auch bei Außenaufnahmen in feinen Details und Strukturen der Bilder wiederfinden.

Bewertung

Pro: Erstklassige Bilder dank hoher Auflösung und exzellenter Farbdarstellung sind Pluspunkte. Positiv fällt das Bedienkonzept mit vielen Funktionsschaltern und großen Einstellrädern auf.

Contra: Relativ schweres und massiges Gesamtsystem, das auf einem Vollformatsensor und entsprechendem Spiegelkasten beruht. Einige hilfreiche Details wie ein Schwenkmonitor fehlen.

Ergebnisse

Fotoauflösung
Fotoauflösung
Ausstattung
Ausstattung
Testresultate
Testresultate

Fazit: Foto

Sollte man ein exzellentes Kamerakonzept ändern? Die Frage scheint man bei Canon mit einem simplen „Nein“ zu beantworten. Stattdessen bietet die neue EOS 5D Mark IV auch für den Profi nutzbare Verbesserungen, zu denen etwa höhere Sensorauflösung, ein Profi-Autofokussystem sowie Details wie USB 3.0, GPS und Wi-Fi-Anschluss gehören. 

Das Wichtigste jedoch: Hinsichtlich der Bildqualität lässt die neue Canon keine Wünsche offen. Knackscharfe Fotos in hoher Auflösung mit einer sehr stimmigen Farbgebung sind das Ergebnis.

Videotest

Die neue Canon nimmt ihre Filme in Full-HD- sowie echter 4K-Film- und in UHDTV-Auflösung von 3.840 mal 2.160 Pixel auf. Dabei erreicht sie in den verschiedenen 4K-Modi bis zu 30 Bilder pro Sekunde, bei Full-HD sind es sogar 50 und 60 Aufnahmen pro Sekunde – abhängig vom eingestellten Fernsehstandard PAL oder NTSC. 

Sie bietet mehrere Dateiformate auf Basis sowohl einer H.264-Komprimierung für möglichst kleine Dateigrößen als auch eines MJPEG-Codecs an. Letzterer wird für eine möglichst geringe Kompression und extreme Datenraten von bis zu 500 Megabit pro Sekunde genutzt, was auch die Größe des elfsekündigen Beispiel-Clips erklärt, der im Original mehr als 720 Megabyte auf die Speicherkarte brachte. In den höchsten Qualitätsstufen bietet sie die von Profis geforderte Farbunterabtastung von 4:2:2 an, allerdings bei einer Farbtiefe von acht statt zehn Bit. Dennoch erreicht sie damit erheblich mehr Reserven etwa bei der Nachbearbeitung ihrer Clips als andere SLRs.

Die HDMI-Schnittstelle kann ein sauberes Videosignal ohne eingeblendete Bildinfos und ebenfalls mit 4:2:2-Farbunterabtastung ausgeben, sodass eine Aufzeichnung per externem Rekorder in unkomprimierten Filmformaten möglich ist.

Manuelle Belichtungseinstellungen sowie ISO-Vorgaben sind bei der 5D Mark IV ebenfalls möglich. Der „Dual Pixel CMOS AF“ sorgt bei laufender Filmaufnahme für eine flotte Nachführung der Schärfe. Der Tonpegel kann manuell geregelt werden.

Videofunktionen

  • Max. Auflösung: 4.096 × 2.160 Pixel
  • Max. Frequenz: 25/30 Vollbilder/s
  • Videoformat: MOV; MP4; MJPEG/H.264
  • Speicher: 1 × CF- und 1 × SD-Karten
  • Zoomen bei Filmaufnahme: ja
  • Fokussieren bei Filmaufnahme: ja, kontinuierliche Schärfenachführung
  • Stabilisator: nein
  • Manuelle Belichtung: ja
  • Manuelle ISO-Einstellung: ja
  • Manueller Tonpegel/Mikrofonanschluss: ja/ja
  • Besonderheit: Full-HD mit 50 Bildern/s
  • Internet: www.canon.de
Auflösung
Das Auflösungstestmotiv reproduzierte die Canon bei Full HD mit 931 von 1.080 Linien in der Bildhöhe; bei 4K sind es 1.629 von 2.160 Linien. Die extremen Kontrastkanten werden leicht überbetont.
Farbverteilung
Die Farbwiedergabe entspricht den sehr guten Ergebnissen im Fotomodus. Der Weißabgleich ist treffsicher, die Abweichungen der Farben von ihren Sollwerten sind sehr gering.
Realbildaufnahmen
Die Mark IV gab das Testmotiv bei echter 4K-Auflösung sehr scharf und ohne Moiré-Effekte in den feinen Strukturen der Ziegeldächer wieder.

Fazit: Video

Die Canon EOS 5D Mark IV hat das Zeug auch für anspruchsvolle Videoprojekte etwa aufgrund der 4:2:2-Farbunterabtastung (bei allerdings acht Bit) und der hohen Datenraten. Die Bedienung entspricht einem „filmenden Fotoapparat“, denn die neue Canon ist eindeutig als leistungsstarkes Arbeitspferd für Fotografen entwickelt worden.

Canon EOS 5D Mark IV: Gesamtnote

Bild