Hersteller | Fujifilm | |
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Modell | X-T20 | |
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Die kleine X-T20 ist ein Wolf im Schafspelz. Diese ultrakompakte Systemkamera ist zum Beispiel in der Lage, bis zu 14 Aufnahmen pro Sekunde im Serienbildmodus aufzunehmen. Videos zeichnet sie ebenfalls auf – sogar im modernen 4K-Format. Ihr Autofokussystem ist mit 325 aktivierbaren Feldern differenziert einstellbar und zudem äußerst schnell. Das System packt auch bei etwas ungünstigen Lichtbedingungen ohne Zögern zu und stellt die Schärfe sehr flott ein. Zudem ist das Autofokussystem vielseitig konfigurierbar. Man kann zum Beispiel einzelne Fokusbereiche manuell wählen.
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Die Möglichkeiten zu einer sehr individualisierten Einstellung der Kamera sind extrem hoch. Gewünschte Drehrichtungen etwa der Objektivringe sind ebenso definierbar wie die Aufgabe der „Fn“-Taste auf der Oberseite und vieler weiterer Bedienelemente. Kleiner Wermutstropfen: Diese Vielzahl an Einstellungen kann dafür sorgen, dass der Benutzer sich im Menü etwas verheddert. Möchte er für die manuelle Fokussierung eine Sucherlupe zuschalten und auch das „Focus Peaking“ aktivieren, muss er doppelt drücken: erstens für die „Fokuskontrolle“ den Menüpunkt „An“ aktivieren, was die Lupe startet, und zweitens den „MF Assist.“ aufrufen, der üblicherweise werksseitig auf der Einstellung „Standard“ steht. Darin lässt sich dann auf „Focus Peaking“ wechseln und diese Funktion in einem weiteren Untermenü konfigurieren (Farbe und Stärke der Fokusmarkierung im Sucherbild definieren). Die Einstellungen stehen je nach weiteren Konfigurationen der Kamera, zum Beispiel durch den „AUTO“-Schalter auf der Oberseite, nicht immer komplett zur Verfügung oder sind deaktiviert.
Auch die Wahl der motivabhängigen Belichtungsprogramme per Menü ist nicht ganz einfach: Dazu muss das Moduswahlrad links auf der Oberseite auf „S“ wie „Single Shot“ stehen und der Hebel am Verschlusszeitenrad auf „AUTO“ geschaltet sein. Dann lässt sich im Menü der Kameraeinstellung die „Motivwahl“ aufrufen. Diese steht bei den Einstellungen der Hebel jedoch auch über das Einstellrad an der Frontseite zur Verfügung. Kurz: Es lohnt sich durchaus, vor der Arbeit mit der X-T20 einen ausführlichen Blick in die Bedienungsanleitung zu werfen.
Die Kamera besitzt zwar ein berührungsempfindliches Display, doch diese Menüeinträge lassen sich damit nicht per Fingerzeig aufrufen. Die „Touch“-Funktionalität steht aber zum Beispiel zur Verfügung, wenn man den Fokussierbereich auf ein bestimmtes Motivelement legen möchte. So ist der Bildschirm sinnvoll einsetzbar, andere Kameras bieten bei Einsatz eines Touch-Screens aber auch eine deutlich erweiterte Funktionalität.
Das Einstellrad auf der Rückseite der X-T20, das mit dem Daumen bedient wird und gleichzeitig als Schalter fungiert, ist sehr vielseitig einsetzbar. Nicht nur die Verschlusszeit wird hierüber geregelt, sondern auch viele Einstellungen im Menü lassen sich damit flott ändern. Ein zweites Einstellrad befindet sich an der Vorderseite, wobei auch dieses eine Schalterfunktion besitzt und damit auf Druck den aktuell gewählten Befehl bestätigt. Wird ein Objektiv mit Blendenring eingesetzt, wird die Blendenverstellung an der Linsenkonstruktion statt elektronisch durchgeführt.
Einige Funktionsschalter der neuen Fujifilm sind ausgesprochen filigran, sodass mit großen oder behandschuhten Händen bei der Einstellung Probleme entstehen können. Das ist der Preis, den der Fotograf für die extreme Kompaktheit der Kamera zahlen muss, die ansonsten hinsichtlich ihrer äußeren Form sehr gut in der Hand liegt und auch sehr gut ausbalanciert ist, sodass man ermüdungs- und verwacklungsfrei mit ihr arbeiten kann.
Leider besitzt die X-T20 keinen eingebauten Bildstabilisator, sondern ist auf entsprechende Lösungen im Objektiv angewiesen. Im Test kam das 18-55er-Zoomobjektiv zum Einsatz, das ein solches „OIS“-System bietet. Es lässt sich bei Anschluss an die Kamera über deren Menü aktivieren oder abschalten. Im FOTO HITS-Test konnte die Redaktion dann bei Wahl der 55-Millimeter-Einstellungen Aufnahmen mit einer 1/4 Sekunde noch aus der freien Hand aufnehmen.
Wer lieber mit extrem kurzen Verschlusszeiten arbeitet, kommt bei der X-T20 ebenfalls auf seine Kosten. Die Kamera erlaubt über das Wahlrad auf der Oberseite Aufnahmen mit 1/4.000 Sekunde. Sie besitzt aber auch ein elektronisches Verschlusssystem, das nach Aktivierung über das Menü eine Einstellung von bis zu 1/32.000 Sekunde erlaubt – was extrem schnelle Bewegungen im Foto „einfriert“.
Die X-T20 ist mit einem WLAN-Modul ausgerüstet. Die entsprechenden Apps zur Steuerung von einem Smartphone mit Android- oder Apple-iOS-Betriebssystem sind in den App-Shops kostenlos erhältlich. Sie erlauben eine Fernsteuerung der Kamera – mit Live-Sucherbild und der Möglichkeit, Aufnahmeparameter über den Bildschirm des Mobilgeräts einzustellen – sowie eine Bilddatenübertragung. Außerdem ist „Geotagging“ möglich, also die Übertragung der vom Smartphone empfangenen GPS-Ortsdaten auf die fotografierten Bilder.
Auch eine Panoramabildfunktion ist an Bord der X-T20, die vertikale oder horizontale Bilder im Format 9.600 mal 1.440 Pixel und durch eine Schwenkbewegung mit Serienbildern zusammenfügt.
Pro: Sehr kompakte und leichte Kamera, die trotz ihrer geringen Größe eine üppige Ausstattung mitbringt. Der „X-Trans CMOS III“-Bildsensor liefert eine sehr schöne Farbwiedergabe.
Contra: Der Vorteil der Kompaktheit kann ins Gegenteil umschlagen: Einige Bedienelemente sind sehr filigran, sodass sie bei größeren Händen oder mit Handschuhen schwer bedienbar sind.
Eine stimmige Bildwiedergabe, die mit hoher Auflösung und natürlich wirkenden Farben überzeugt, sind neben der hohen Geschwindigkeit und der extremen Individualisierbarkeit die Stärken der X-T20. Sie setzt Maßstäbe in der Mittelklasse der spiegellosen Systemkameras, denn mit einem Straßenpreis von deutlich unter 1.000 Euro zusammen mit einem Standardzoomobjektiv liegt ihr Preisniveau in einem Bereich, den man sich als Hobbyfotograf leisten kann. Ihre Vielseitigkeit zeigt sie bei der Bedienung und den vielen Sujets, die problemlos mit ihr zu meistern sind.
Die früher von Fujifilm etwas zurückhaltend unterstützte Videofunktion erfährt in der neuen X-T20 eine stärkere Bedeutung. Die Kamera ist in der Lage, Videos in 4K-Auflösung mit 3.840 mal 2.160 Pixel aufzunehmen und bietet dabei – wie fast alle Kameras – eine maximale Bildfrequenz von 30 Aufnahmen pro Sekunde. Full-HD-Filme kann sie dagegen sogar mit 60 Bildern pro Sekunde filmen, was bei der Darstellung schneller Bewegungsabläufe hilfreich ist. Überhaupt bietet die Kamera hinsichtlich der Aufnahmefrequenzen viel Spielraum. Neben den NTSC-kompatiblen Werten von 30 und 60 Bildern sind auch für hiesige Fernsehstandards sinnvolle PAL-Einstellungen mit 25 oder 50 Aufnahme pro Sekunde möglich.
Als Speicherformat setzt Fujifilm dabei weiterhin auf Apples QuickTime-Format. Der entsprechende „MOV“-Datei-Container enthält das Video in H.264-Komprimierung. Eine speziell für die 4K-Aufzeichnung sinnvolle Erweiterung auf das neuere H.265 ist dagegen noch nicht möglich.
Die Kamera bietet auch beim Filmen alle manuellen Einstellmöglichkeiten, kann also mit vom Fotografen gewählten Einstellungen für ISO-Lichtempfindlichkeit, Blendengröße und Verschlusszeit arbeiten. Natürlich sind auch Fokus und Weißabgleich von Hand einstellbar. Die automatische Aussteuerung des Tonpegels ist in vier Stufen regelbar, auch ein externes Mikrofon lässt sich anschließen. Beim Filmen ist der schwenkbare Monitor sehr hilfreich.
Fujifilm holt bei der Videofunktion stetig auf. Die neue X-T20 liefert hochauflösende 4K- sowie Full-HD-Filme und bietet dabei viele Einstellmöglichkeiten. Noch reichen diese allerdings nicht an die Filmspezialisten etwa von Panasonic oder Sony heran, aber als Ergänzung zur Fotografie sind die Videoaufnahmen der X-T20 sehr gut geeignet.