Hersteller | Olympus | |
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Modell | PEN E-PL9 | |
Original Testbilder: | ||
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Rein äußerlich hat sich bei der PEN E-PL9 (im Folgenden: E-PL9) gegenüber der Vorgängerin E-PL8 nicht viel getan. Beide Kameras setzen auf das Retro-Design, das moderne Digitalkameras wie klassische Sucherkameras der analogen Ära aussehen lässt. Zu diesem Eindruck tragen das Metallgehäuse und aus Metall gefertigte Bedienelemente ebenso bei wie die Belederungen wahlweise in Weiß, Braun oder Schwarz. Im Inneren der E-PL9 ist jedoch einiges neu. So kommt mit dem „TruePic VIII“-System der Bildprozessor zum Einsatz, der auch im Olympus-Flaggschiff OM-D E-M1 Mark II Verwendung findet. Er ist unter anderem dafür verantwortlich, dass die kleine Kamera dank der beschleunigten Rechenprozesse jetzt auch 4K-Videos aufzeichnen kann. Außerdem soll er durch eine verbesserte Bildbearbeitung auch bei hohen ISO-Einstellungen saubere Fotos liefern. Das gelingt der neuen E-PL9 tatsächlich, auch weil sie offiziell auf Einstellungen zwischen ISO 200 und 6.400 begrenzt ist und die höheren Werte wie ISO 12.800 oder 25.600 bei ihr als „erweiterter Modus“ gelten.
Hinsichtlich der Auflösung hat sich nichts getan: Die E-PL9 liefert ebenfalls 16 Megapixel große Bilder, die als JPEG- oder Raw-Datei mit 36 Bit Datentiefe auf SD-Speicherkarten geschrieben werden. Für diese steht ein Kartenschacht zur Verfügung, mit dem sie moderne Medien bis zu UHS-I-kompatiblen SDXC-Karten nutzt.
Erweitert wurde dagegen die automatische Scharfeinstellung, die jetzt mit 121 statt zuvor 81 Autofokusbereichen arbeitet und die sich über einen erfreulich großen Bereich des Aufnahmefelds erstrecken. So kann man auch weiter in den Bildecken befindliche Motivelemente problemlos anvisieren und für die Schärfeeinstellungen nutzen. Der Fotograf kann hierbei einzelne Felder oder Gruppen von Fokusfeldern verwenden.
Olympus PEN E-PL9 Micro Four Thirds Systemkamera, 16 Megapixel, Bildstabilisator, elektronischer Sucher, 4k-Video, weiß
Neu ab 599,00 € (1 Artikel)
Durch ihren sehr kompakten Aufbau mussten auch viele Bedienelemente ziemlich klein gehalten werden. Die filigranen Tasten der E-PL9 können daher wie bei der Vorgängerin zu ungewollten Einstellungen führen. Zwei Beispiele: Die Lupen-Taste oben rechts betätigt man schnell einmal versehentlich mit dem Daumen, mit dem der Fotograf die Kamera am entsprechenden Wulst stützt. Im Aufnahmemodus schaltet dies die Digitalzoomfunktion ein und dann zeigt der Suchermonitor einen vergrößerten Bildausschnitt. In dieser Form wird das Bild auch als JPEG-Datei aufgezeichnet, während das parallel dazu aufgenommene Raw-Bild die unbeschnittene Gesamtaufnahme umfasst.
Das Einstellrad oben besitzt zwar eine Rastung, um die Verstellung haptisch zu spüren. Achtet man beim Griff zum darin befindlichen Auslöser aber nicht darauf, hat man schnell die EV-Korrektur verstellt und beispielsweise eine Über- oder Unterbelichtung um vielleicht 0,3 oder 0,7 Blendenstufen aktiviert. Diese Korrekturfunktion wird im P-Modus der Kamera automatisch ermöglicht, bei Vollautomatik gilt sie dagegen nicht.
Die neue Olympus besitzt leider keinen Durchsichtsucher, sondern ausschließlich einen Klappmonitor zur Bildkontrolle und Kameraeinstellung. Der Schwenkmechanismus erlaubt es, den Monitor um 180 Grad nach unten zu drehen, sodass die Bildschirmfrontseite nach vorne zeigt. Das ist praktisch bei „Selfies“, weil man sich selbst im Sucher sieht. Die Positionierung unten ist aber etwas unkomfortabel, wenn die Kamera auf einem Stativ beziehungsweise Selfie-Stick befestigt wird.
Für Fotos aus Hüfthöhe lässt sich der Bildschirm mit dem Mechanismus auch um annähernd 90 Grad nach oben drehen und der Monitor zusätzlich weit nach hinten ausziehen. Er ist berührungsempfindlich, jedoch sind alle Menübefehle in das System eingebunden, wie es bei anderen Kameras üblich ist. Aber mit dem Bildschirm der E-PL9 kann man zum Beispiel den Fokuspunkt per Fingerzeig festlegen oder bei Erreichen der maximalen Schärfe in diesem Punkt gleich auslösen.
Über den Bildschirm wird auch die Verbindung zu Mobilgeräten gestartet, für die die Kamera sowohl Bluetooth als auch Wi-Fi/WLAN anbietet. Fotos lassen sich von der E-PL9 zum Smartphone übertragen, in der kostenlosen „Olympus Image Share“-App bearbeiten oder in sozialen Netzwerken veröffentlichen. Auch eine Fernauslösung der Aufnahme ist mit dem Mobilgerät möglich, wobei aber keine Änderungen der Aufnahmeeinstellungen realisierbar sind. Die Darstellung des Sucherbilds auf dem Telefonmonitor muss vom Anwender manuell per App-Menü aktiviert werden.
Die Olympus erwies sich im Test als leistungsstarkes Kompaktsystem mit einem Gewicht von nur 380 Gramm, dem man seine vielfältigen Fähigkeiten nicht direkt ansieht. Sie bietet viele Kreativfunktionen, zu denen die ART-Filter und motivabhängige Belichtungsprogramme gehören. Mit diesen kann man etwa einen Miniatureffekt erzeugen, den Look einer Spielzeugkamera simulieren, High-Key- und Low-Key-Aufnahmen produzieren oder den Fotos einen Effekt geben, der die Dynamik künstlich steigert. Mit 28 szenenabhängigen Programmen bietet die Olympus
E-PL9 eine so große Auswahl, dass sie diese im „SCN“-Modus in sechs Gruppen (wie etwa Nachtlandschaften, Bewegung …) unterteilen und jenen wiederum die einzelnen Programme (Porträt, e-Porträt mit optimierter Hauttondarstellung, Nachtporträt …) auflisten muss.
Pro: Handliche und kompakte Kamera, die mit vielen kreativen Funktionen ausgestattet ist. Die Bildqualität ist sehr gut, durch die Integration in das MFT-Umfeld stehen viele Objektive zur Wahl.
Contra: Die Kombination aus Funktionsvielfalt und kompaktem Gehäuse erfordert Mehrfachbelegungen von Funktionstasten und ausufernde Menüs, in denen man sich als Einsteiger schon einmal verirren kann.
Neben einer sehr guten Bildqualität bietet die Kamera umfassende Kreativfunktionen, die Aufgaben übernehmen, die sonst nur mit einer aufwändigen Bearbeitung in PC-Programmen durchführbar wären. Dazu gehören etwa Mehrfachbelichtungen, HDR-Bilder aus mehreren Aufnahmen, Cross-Entwicklung und vieles mehr. Obwohl das LCD hell und brillant ist, vermisst man an sehr sonnigen Tagen doch einen Durchsichtsucher an der Olympus E-PL9, der ein abgeschattetes und damit besser kontrollierbares Sucherbild liefern könnte.
Eine der größten Neuerungen der E-PL9 ist die Möglichkeit, Videos jetzt auch in 4K-Auflösung mit 3.840 mal 2.160 Pixel aufzuzeichnen. Um aber überhaupt 4K-Filme aufnehmen zu können, muss explizit das Moduswahlrad der Kamera auf Videoaufzeichnung umgeschaltet werden. Drückt man nämlich den Videoauslöser, während sich die Kamera in einem der Fotomodi befindet, werden die Clips maximal in Full-HD-Auflösung gesichert. Alle Filme speichert sie unabhängig von der Pixelanzahl als MOV-Dateien und kodiert sie darin mit H.264-Kompression. Bildfrequenzen von 24 über 25/50 bis zu 30/60 Aufnahmen pro Sekunde sind möglich.
Im Full-HD-Modus kann die Kamera auf Effekte der Olympus-ART-Filter zurückgreifen. Zudem besteht für die 720p-Auflösung die Möglichkeit, Zeitlupensequenzen mit 120 Bildern pro Sekunde zu erfassen. Außerdem setzt die E-PL9 ihre im „Clips“-Modus aufgenommenen Szenen automatisch zu einem Film zusammen.
Die manuelle ISO-Vorgabe ist ausschließlich im M-Modus möglich. Er ist nicht über das Moduswahlrad auf der Kameraoberseite erreichbar, sondern wie die weiteren Video-Modi P, A und S nur per Menü – wenn die Kamera zuvor per Rad auf Videoaufzeichnung umgeschaltet wurde. Die Lichtempfindlichkeit reicht bis ISO 6.400 einstellen und lässt keine Erweiterung zu.
Einen Klinkenstecker für ein externes Mikrofon gibt es nicht, die Kamera zeichnet den Ton mit zwei kleinen Stereomikros auf.
Die E-PL9 ist nicht auf Videos spezialisiert, denn dafür bietet sie bei anspruchsvollen Aufgaben zu wenig Einstellmöglichkeiten. Die nun möglichen 4K-Aufnahmen sowie die vielen Automatikhilfen und Effekte bei Full-HD machen sie aber zu einer wertvollen Bereicherung für Fotografen, die zwischen ihren Bildern ein paar Clips aufnehmen möchten.