Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Literatur  

Einblicke in den Senegal

Herz, Auge und die Technik auf eine Linie

Der Österreicher Joachim Bergauer reiste über Jahre hinweg in den Senegal, in denen er sich den Menschen immer mehr annäherte. Das bedeutete beispielsweise, Stunden und Tage mit Kindern Fußball zu spielen. Diese Ausdauer war erforderlich, um ein Fotobuch wie „Leben im Lepradorf“ fertigzustellen, das jüngst den Tokyo International Foto Award gewann. 

Der Fotograf streifte durch die Gassen des Städtchens M’Balling, in dem vor allem die Volksgruppe der Fulbe (auch als Peulh bekannt) lebt. Auf den ersten Blick könnte man M‘Balling für die Vorhölle halten: Auf der einen Seite droht es die Wüste zu verschlingen, auf der anderen wartet ein von riesigen Trawlern leergefischtes Meer. Dazu grassiert dort die Lepra, der Fluch armer Leute.

Dennoch sagt Bergauer über seine Aufenthalte dort: „Die Magie dieses Landes wird mich immer umgeben und nicht mehr loslassen.“ Tatsächlich fängt jede Aufnahme des erfahrenen Bildreporters diesen Zauber ein, ob sie wunderschöne Nomadenfrauen oder würdevoll posierende Leprakranke zeigt. Hierfür brachte er – um Henri Cartier-Bresson zu paraphrasieren – Herz, Auge und die Technik auf eine Linie. Um ihm die abgebildeten Menschen trotz ihrer Entstellungen den Betrachtern nahezubringen, bot Bergauer seine ganze Kunst auf. Meisterhafte Tonwerte und Kontraste zeigen auf, dass die Gesichter nicht nur eine Infektion widerspiegeln, sondern alle Stärken und Schwächen, die jede Person einzigartig machen.

Die Porträts zeigen nicht nur Leprakranke, die in der Stadt M’Balling ein Zuhause finden, sondern auch Gesunde, die dort fischen, Kühe halten oder Handel treiben. Sie sind oftmals in die Pflege der Kranken eingebunden. Unter anderem gelangen Bergauer wunderbare Porträts von Nomadinnen oder Amateur-Ringern.

Joachim Bergauer: Leben im Lepradorf, Artbook Verlag, Hardcover mit Schutzumschlag, 160 Seiten, ISBN  978 3 903 078 178, Preis: 30 Euro


Anzeige
Anzeige
Anzeige