Technikblog

Um farblich korrekte Bilder aufzunehmen, kann man mit standardisierten Farbtafeln wie dem SpyderCHECKR-System von Datacolor arbeiten.
Um farblich korrekte Bilder aufzunehmen, kann man mit standardisierten Farbtafeln wie dem SpyderCHECKR-System von Datacolor arbeiten.

Kamera kalibrieren mit Farbtafel

Korrekte Farbdarstellung per Farbmessung

Monitore und Farbdrucker lassen sich für eine korrekte Farbdarstellung kalibrieren. Aber auch die Fotos einer Digitalkamera können messtechnisch bearbeitet und die Farben damit optimiert werden.

Das Messgerät Datacolor Spyder5ELITE ermöglicht die Kalibration eines Bildschirms. Damit zeigt dieser die Farben ganz exakt an.
Das Messgerät Datacolor Spyder5ELITE ermöglicht die Kalibration eines Bildschirms. Damit zeigt dieser die Farben ganz exakt an.

Wenn in der digitalen Fotografie und Bildbearbeitung von „Kalibration“ oder „Kalibrierung“ gesprochen wird, ist damit an erster Stelle die Korrektur der Monitorfarbdarstellung gemeint. Mittels eines Messgeräts, das Hersteller wie X-Rite oder Datacolor zu günstigen Preisen auch für den Einsatz durch Fotoamateure anbieten, wird die Wiedergabe der Farben auf dem Bildschirm erfasst. Dazu sendet die Software des Messgeräts genau definierte Farben an den Monitor dar, deren Reproduktion das Gerät gleichzeitig erfasst.

Aus den Abweichungen zwischen den gelieferten Soll- und den vom Bildschirm dargesellten Ist-Werten errechnet das Programm eine Korrekturtabelle. Dieses so genannte „Farbprofil“ beziehungsweise „Monitorprofil“ beschreibt die Wiedergabe des Bildschirms ganz exakt. Es wird von der Mess-Software automatisch in das Betriebssystem des Computers integriert, um von da an die Farbdarstellung zu korrigieren. Der Computer und seine Grafikkarte erfahren somit, wie sie den Monitor ansteuern müssen, um eine bestimmte Farbe auch korrekt auf dem Bildschirm darzustellen.

KAMERAFARBEN

Für die Kalibration einer Bilderserie werden die ersten Aufnahmen mit der Farbtafel aufgenommen. Diese wird dadurch unter den exakt gleichen Lichtbedingungen fotografiert wie später das Hauptmotiv.
Für die Kalibration einer Bilderserie werden die ersten Aufnahmen mit der Farbtafel aufgenommen. Diese wird dadurch unter den exakt gleichen Lichtbedingungen fotografiert wie später das Hauptmotiv.
Der „Datacolor SpyderCHECKR 24“ stellt 24 normierte Farben dar.
Der „Datacolor SpyderCHECKR 24“ stellt 24 normierte Farben dar.

Die Kalibration einer Digitalkamera ist etwas schwieriger. Das liegt nicht an der Hardware, also an Objektiven und Kameras, sondern einfach daran, dass fast alle Aufnahmen unter immer wieder geänderten Lichtsituationen entstehen, die auch unterschiedliche Farbcharakteristika zeigen. 

Kurz: Eine einmalige Kalibrierung der Kamera, nach der sie fortan unter allen Bedingungen eine ganz exakte Farbreproduktion erzeugt, ist nicht möglich. Aber man kann das Problem umgehen, indem nicht die Kamera, sondernnur ihre Bilder kalibriert werden. Dann erhält man eine ganz korrekte, auch messtechnisch einwandfreie Darstellung.

Notwendig dazu sind erstens eine Kamera, die im Raw-Modus die Rohdaten des Sensor völlig unbearbeitet an den Fotografen beziehungsweise dessen Bildbearbeitungsprogramm liefert, und zweitens eine Farbmesstafel, die bei der Aufnahme zum Einsatz kommt. Ihre Informationen dienen später der Kalibration der Rohdaten am Rechner, um exakte Farben wiedergeben zu können.

Datacolor bietet gleich zwei dieser Messtafeln an. Beiden gemeinsam ist, dass sie relativ kompakt und leicht sind, sodass man sie problemlos in der Fototasche mitnehmen kann. 

Farbtafeln in der Praxis

 

Die Farbfelder umfassen Grautöne für den Weißabgleich, Grundfarben wie Rot, Grün und Gelb sowie Hauttöne in verschiedenen Helligkeitsstufen.
Die Farbfelder umfassen Grautöne für den Weißabgleich, Grundfarben wie Rot, Grün und Gelb sowie Hauttöne in verschiedenen Helligkeitsstufen.

Der „SpyderCHECKR“ bietet dabei 48 spektral entwickelt Farbfelder in einem flachen Gehäuse, das man auch auf einem Stativ befestigen kann. Etwas anders aufgebaut ist der „SpyderCHECKR 24“, der 24 Farbfelder zeigt und einer tragbaren Schutzhülle geliefert wird.

Um die Bilder zu kalibrieren, nimmt der Fotograf die ersten Aufnahmen unter Einsatz der Farbtafel auf. Bei Porträts bittet er also das Model bei den ersten Probeaufnahmen, die Karte einfach mit ins Bild zu halten. Die Messtafel wird dadurch unter den Lichtbedingungen der späteren Fotos mindestens einmal aufgenommen.

Daheim am Rechner wird im Raw-Konverterprogramm wie „Adobe Lightroom“ das erste Bild geöffnet, in dem die Farbtafel zu sehen ist. Der Bildauschnitt mit den Farbfelder wird ausgeschnitten und anschließend der Weißabgleich mittels der Graufelder definiert sowie die Belichtung des Bilds – ebenfalls unter Zuhilfenahme der Graufelder – vom Fotografen festgelegt. Danach lässt sich mit einer von Datacolor beigefügten Software ein Farbkorrekturprofil erzeugen, das Soll-Werte der Farbfelder und von der Kamera erfasste Ist-Werte miteinander abgleicht. Dieses Korrekturprofil kann man für die Entwicklung aller weiteren Bilder in dieser Aufnahme-Session nutzen, die dadurch farblich ganz neutral, also auf eine 1:1-Reproduktion der Bilder in dieser jeweiligen Lichtsituation und Einstellungen der abgestimmt sind.

Die Datacolor-Software kann übrigens auch Farbprofile erzeugen, die mit dem „Camera Raw“-Plug-in- für „Adobe Photoshop“ einsetzbar sind.

EINSATZ

Die Verwendung von Farbtafeln für eine messtechnisch korrekte, farblich ganz neutrale Wiedergabe ist etwa erforderlich, wenn man in der Produktfotografie möglichst realistische Farben benötigt, die den aufgenommenen Gegenstand exakt so zeigen, wie er aussieht.

Häufig wünschen sich Fotografen aber auch genau das Gegenteil, nämlich dass die Farben in die ein oder andere Richtung verschoben oder sie sogar verstärkt werden. Klassisches Beispiel ist der glühend rote Sonnenuntergang oder ein winterliches Foto mit Kamin oder Kerzenleuchten, das man nicht im kalt-kühlen Neutralweiß zeigen möchte. Man kann per Messtafel auf „neutral“ geschalteten Bilder aber sehr gut als Ausgangsmaterial nutzen, um die Farbverschiebungen in die gewünschte Richtung auszuführen – das Rohdatenmaterial bietet dazu genügend Spielraum.

Noch ein kleiner Tipps zum Schluss: Weil die Farbfelder der Messtafel mit der Zeit verblassen und damit ausgetauscht werden müssen, bietet Datacolor die SpyderCHECKR-Farbfelder auch auf preisgünstigeren Austauschkarten an, die man einfach in die eigene Farbmesstafel einschiebt. Das spart bares Geld.