Kolumne

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Abwrackprämie für alte Kameras.

Das Konjunkturpaket der Regierung ist mit 50 Milliarden Euro historisch sicher einmalig. Aber die 2.500 Euro für meine angebliche Schrottkiste bringen total nix. Denn ich liebe meinen NSU TTS, Baujahr 1972. Weber Doppelvergaser, tiefer gelegt und negativer Sturz. Da kann mir der Herr Steinbrück noch so gut zureden - und Frau Merkel versteht ja als Frau mal schon gar nichts von Autos. Von so einem Auto trennt man sich nicht.

Besser für mich wäre da schon eine Abwrackprämie für Kameras. Für Kameras, die älter als 9 Monate sind. Das wäre der Befreiungsschlag. Der ganz große Wurf. So was würde mir helfen.

Denn als ich mir vor knapp einem Jahr eine Digitalkamera kaufte, hatte ich beim Verlassen des Geschäftes schon so ein ungutes Gefühl. Würde die Auflösung reichen? Waren 14 Millionen Pixel genug? Sollten mir nicht mehr als 19 Aufnahmeprogramme zu Verfügung stehen? Wäre mein Verstand aufnahmefähig genug, um diese komplexe Maschine zu bedienen?

Als erstes las ich sehr aufmerksam die ersten drei Seiten der Gebrauchsanleitung. Gebrauchsanleitungen sind in etwa so spannend wie das Telefonbuch von Köln. Ich legte das 220-Seiten-Werk, was ich via Internet herunterladen durfte und ausgedruckt hatte, zur Seite. Ich würde das Teil schon zum Knipsen bekommen.

Mit meiner Neuerwerbung bewaffnet machte ich mich auf den Weg zur Garage. Ich hatte meinen kleinen, tiefer gelegten NSU-Prinzen schon oft fotografiert. Aber noch nie mit 14 Millionen Pixeln. Das würde sich jetzt gleich ändern. Ich drückte den Auslöser. Nichts. Stille. Kein Bild. Totale Dunkelheit. Eingeschaltet hatte ich das Ding. Aber es rührte sich nichts. Ich drehte das Rädchen mit den verschiedensten Programmen: Nacht – Strand – Feuerwerk. Versuchte auszulösen. Nichts. Oben rechts im Display grinste mich immer so ein Smiley an. Den bekam ich nicht weg. Egal. Ich drückte alle Knöpfe an der 14-Millionen-Kamera.

Nach etlichen Stunden des Studiums der Anleitung war mir klar: Ich hatte mich verkauft. Meine Knipsbüchse konnte nur lachende Kinder, grinsende Pinguine und lächelnde Halbakte im Gegenlicht. Mein Auto war auch auf gutes Zureden nicht bereit, in schallendes Gelächter auszubrechen. Ich hatte mich verkauft. Somit liegt das Ding unbenutzt im Schrank.

Vermutlich geht es vielen fotografierenden Menschen so wie mir. Aber man lernt ja nur aus seinen Fehlern. Also ich würde die 2.500 Euro Kamera-Abwrackprämie nehmen und mir eine Kamera ohne das Grinsprogramm kaufen. Natürlich würde ich Herrn Steinbrück auch den Nachweis erbringen, dass meine Kamera von einem zertifizierten Kamera-Schrotthändler ordnungsgemäß zerlegt und entsorgt worden wäre. Daran sollte es nicht scheitern.