Kolumne

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Symbole

Seit einiger Zeit treib ein gewisser Herr Braun sein Unwesen. Braun ist Millionär, Schriftsteller und: richtig, Engländer, deshalb erlaube ich mir an dieser Stelle, ihn auch korrekt zu schreiben, gleich meckert mein Rechtschreibprogramm wieder, aber egal. Der Mann heißt seit seiner Geburt Brown. Vorname: Dan. Nachdem wir mit ihm und Tom Hanks durch London, Paris und Rom gereist sind, sollen wir jetzt darbende Fluggesellschaften retten und nach Washington jetten. Der Symbole wegen.

Dies brauchen wir aber nicht. In seinem neuen Kriminalroman nimmt sich Dan – klar, wir duzen uns schon, praktisch so wie Horst und Guido - also nimmt er sich der Dinge an, die für irgendetwas stehen. Der Symbole. Diese finden wir aber überall. Selbst bei uns im Bergischen. Da wimmelt es nur so vor Symbolen. Ist ja auch eine verdammt symbolträchtige Gegend. Für mich ist das Bergische Land, symbolisch gesehen, der schönste Arsch der Welt. Von einer Ecke dieses Landstriches aus kann man sogar das Siebengebirge sehen. Hinter diesem Gebirge lebten ja bekanntlich die sieben Zwerge. Diese putzigen Gnome haben erst in Köln – auch sichtbar vom Bergischen – also in Kölle, als Reinigungskräfte, ihren kärglichen Hartz IV-Lohn schwarz aufgebessert. Dabei sind sie, nach Denunziation durch ein gar zänkisch Weib, von der Oberfinanzdirektion Bonn erwischt und zu 400 Jahre Zwangsarbeit in den Uranminen des Siebengebirges verdonnert worden. Das ist übrigens nicht symbolisch, sondern eher mystisch. Rheinländer sagen: Müstisch erst mal drüber nachdenken...

 

Symbole gilt es aber erst einmal zu sehen, zu entdecken und dann zu deuten. Haben wir das auf die Kette bekommen, geht es daran, diese bildgewaltig ins selbige zu setzten. Nicht leicht, was ich ihnen da abverlange, doch mit meiner Hilfe sollten wir zu phänomenalen Ergebnissen kommen. Ich werde sie, so sie dies bis zum Ende lesen und durcharbeiten, zu knipsenden Symbolisten mit Auszeichnung machen. Versprochen. So haben sie ihren flickrden Kollegen einiges voraus.

Dem ersten Symbol, dem wir uns zuwenden wollen, ist das Kreuz. Hier bei uns ist man römisch-katholisch. Ich nicht, deshalb bin ich ein Parier. Dies alles bedingt also, dass hier eben so viele INRIS lauern wie Mülltonnen. Obwohl, das Kreuz kam erst im 7. Jahrhundert zum Christentum. Mülltonnen und gelbe Säcke sind eine Erfindung des 20. Jahrhunderts und schon gar nicht so symbolträchtig. Vorher gehörte das Kreuz der Göttin Hekate. Aber wir wollen nicht pingeliger sein als nötig. Außerdem beginnt bald die heidnische Weihnachtszeit, und in dieser machen sich Kreuze sehr schön. Außerdem habe ich es im Kreuz. Nasses Laub mit Laubsauger aufgenommen, in Verbindung mit zu großem Laubfangsack, schon haste es im Kreuz. Obwohl hier sagt man: Isch han Rücken. Aber wer interessiert sich schon für meine Gebrechen. 

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Damit Ihnen klar ist um was es geht. Reduziertes Kreuz. Drucken sie dieses in A5 Größe aus und nehmen dies als Gedankenstütze mit auf ihre Streifzüge. Dann kann ihnen kein Fehler unterlaufen.
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Welch gewaltiges Kreuz. Ich habe bei diesem Bild extra das Kreuz mit ungleichen Armen gewählt. Sicher schwer zu fotografieren. Aber nicht verzagen bei der Suche nach solchen Symbolen. Sie haben doch irgendwo in ihrem Ort eine Kreuzung. Nein, keinen Mischling aus Dackel vs. Schäferhund, ich meinte eine Straßenkreuzung. Kreisverkehre sind zur Kreuzsymbolik denkbar ungeeignet. Besser ist somit eine Straßenkreuzung. Über diese können sie sich, mit tatkräftiger Hilfe der Freiwilligen Feuerwerk, heben lassen – 20 Meter Höhe reichen völlig aus und dann von oben, Vogelperspektive, diese Straßenkreuzung fotografieren. Schon haben sie das erste Symbol im Kasten. Sollte sich beim Shooting ihr Magen als zu labil erweisen, so empfehle ich hernach das C-Rohr und die Jugendfeuerwehr.   

Beim nächsten großem Symbol, an dem wir arbeiten wollen, handelt es sich um eine noch schwierigere Aufgabe. Denn es ist schwer zu finden. Ich meine den Kreis. Unser Universum beginnt ja mythologisch mit dem großen Kreis. In Symbologenkreisen spricht man da auch gerne vom kosmischen Ei, der Null. So etwas gelingt fotografisch am Besten, wenn man als Nullinger, so wie ich, zur Welt gekommen ist. Andernfalls müssen wir erst einmal unseren Speicher Nullen. Vorausgesetzt sie haben noch was im Hirn. Wenn nicht – viel besser. Haben wir das geschafft, können wir beginnen. Wir starten dann sofort bei dem Urgrund des Schöpferischen Prinzips, welches wir somit erst jetzt richtig begreifen. Nun machen wir uns auf die Suche nach dem ungebrochenen Kontinuum. Aber bitte nicht so ungestüm. So ein Kreis verschwindet schneller als ihre Spareinlagen bei den Lehmann Brüdern. 

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Auch dies als kleine Eselsbrücke. Hier sollten sie die Zeichen auf transparenter Folie ausdrucken. Dann Folie vor das Motiv halten um überprüfen zu können, ob es sich um einen Kreis oder doch um das kosmische Ei handelt. Das sind die kleine Kunstgriffe ohne die auch die größten Symbolisten nicht ausgekommen sind. Also bedienen wir uns dieser erlaubten Hilfsmittel.
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Gewählt habe ich bewusst das Kosmische Ei. Das Runde Oval. Aber so etwas ist schon die Kür. Dieses Foto gelang mir erst nach mehren Flaschen dieses Narkotikums. Dann aber sah ich es vor meinem getrübten Auge. Das Kosmische Ei. Probieren sie es aber doch erst einmal mit dem guten Geschirr ihrer Frau Schwiegermutter. Richtig, das scheußliche Sammelservice. Erklären sie der alten Vettel, es gehe um ihre Selbstverwirklichung als Künstler. Betonen sie eindringlich, auch nichts zu zerdeppern. Da die alte Dame sie sowieso für bescheuert hält (weil: wer außer Ihnen hätte ihre Tochter geheiratet?), sollte es keine Probleme geben. Versuchen Sie, so eine Tasse, leicht schräg von vorne aber trotzdem kreisrund zu bekommen. An dieser Herausforderung haben sie nun die nächsten 2 Jahre zu knabbern.  

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Ich mach so ein Scheiß Bild in unter 1/500tel. Sek. Nur Sie, Sie schaffen sich da zu Tode.

Zwei Jahre später...

Kommen wir zum wichtigsten Symbol überhaupt. So wie das Kreuz oder das Quadrat (dies wird zu einen späteren Zeitpunkt, also nie behandelt) alle zum Viererschemata zählen, somit als männlich anzusehen sind, ist unser nächstes Symbol weiblich. Das Dreieck. Insbesondere das mit der Spitze nach unten gerichtete Dreieck galt als Emblem der schöpferischen Dreiheit der Göttin. Dies bildlich darzustellen ist dann ganz großes Kino. So etwas ist mehr als Symbolik. Das ist fast schon Semiotik, praktisch das Sahnehäubchen. Nun rennen sie doch nicht gleich los, nur weil sie schon ein Bild im Kopf haben und dieses unbedingt auf ihren CMOS-Sensor bannen wollen. So, wie sSe denken, das wäre wirklich zu banal. Die schwedische Austauschschülerin, die ihre Tochter angeschleppt hat, wird zwar nicht nein sagen, aber wie gesagt, zu einfach. Das ist kein hintergründiges Symbol, was unser Schaffen auf seiner höchsten Höhe widerspiegelt. Das, was sie da vorhaben, ist schlichte Pornografie. Sicher auch ein Zweig der Fotografie, aber eben kein Symbol. Solche Bildchen finden sie zu tausenden. Diese sind nur einen Mausklick entfernt. Wenn Sie so was interessiert, sind Sie nicht würdig zum Symbol-Fotografen ausgebildet zu werden. 

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Dies Piktogramm soll Ihnen helfen, sich nicht zu verirren. Rot steht für das weibliche, Schwarz für das männliche Symbol, was es gilt zu entdecken. Überprüfen Sie vor der Aufnahme immer erst, um was für ein Zeichen es sich handelt. Weibliche symbolträchtige Stellen sollten immer weicher dargestellt werden. Das schmeichelt dem Objekt. Handelt es sich aber um die Krone der Schöpfung, dann gelingen diese Darstellungen am besten so man einen Blaufilter vor die Linse packt.  

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Nun sind Sie sprachlos angesichts dieses Bildes. Die vielfältigen Zeichen der weibliche Dreifaltigkeit, die, wie Sie sie glaubten erkannt zu haben, sind dennoch in männlich, göttliche Dreiheit umgedeutet worden. Also Finger weg von der minderjährigen Austauschschülerin. Schlagen wir den Deutern unserer Bilder ein Schnippchen. Keiner wird Ihre erotischen Gedanken erraten, außer vielleicht Robert Langdon. Am oberen Dom habe ich in Rot verdeutlich, worauf der betrachtenden Symboldeuter erst einmal kommen muss. Solche Bilder sind selbst für Minderjährige geeignet. Auch der erhobene Zeigefinger Ihrer Frau kann ihren Schaffenseifer hier nicht bremsen.  

Haben wir diese Fingerübungen verstanden, so steht dem absoluten freien Gestalten nichts mehr im Wege. Ab jetzt dürfen sie die Sau rauslassen. Keiner wird sie einen Narren schelten. Nähern sie sich jedem Objekt ihrer Fotobegierde mit dem Satz „Ich bin ein Symbolsucher, darf ich das bitte mal knipsen?“ Keine(r) wird nein sagen. Als Symbolist kann man sich ganz viel rausnehmen.  

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Meine letzten Symbole. Lesen wir, besser deuten wir diese von links nach rechts. Probieren Sie es. Das ist wirklich nicht schwer.

Hier die Auflösung meiner allerletzten Symbolistischen Schaffenskraft.

Erstes Bild: Symbol für Beule im Leihwagen – ganz klar ein weibliches.

Bild Zwei: Richtig, das ist das Symbol für sauberes Klo – sehr männlich, wegen des Klobürstenstiels.

Bild Drei: Dies Symbol sagt Ihnen: Bloß nicht fotografieren, dies ist ein Aussichtspunkt. Hier hat schon jeder Depp Bilder gemacht.

Bild Vier: Dies Symbol steht dafür, dass der Fotograf behämmert ist.