Praxis

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Die Ausrüstung bei Expeditionen schützen

Sicher über Stock und Stein

Ulla Lohmann seilte sich in Vulkankrater ab und schlug sich durch Urwälder in Papua-Neuguinea. Solche Expeditionen beweisen, welches Zubehör sich für Outdoor-Fotografen bewährt. Die Fotografin gibt im Artikel Tipps, wie man eine unbeschädigte Ausrüstung und dazu spektakuläre Bilder nach Hause bringt.

Seit 15 Jahren sammelt Ulla Lohmann fotografische Erfahrungen in oft wilden Gegenden. Dort verlangen Vulkanasche, Meersalz, Kälte und Hitze der Ausrüstung alles ab. Was sich für die Fotografin bewährt hat, überlebt auch jede andere Reise. „Bei Canon schlagen sie regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen, in welchem Zustand ich als ‚Ambassador‘ der Firma geliehene Sachen zurückbringe. Aber eine Profi-Ausrüstung muss Schmutz und Stöße aushalten“, sagt sie.

Ihre Erfahrungen gibt sie in Workshops und Fotoreisen weiter, die von den Dolomiten bis zur Vulkaninsel Vanuatu führen. Wichtig ist ihr dabei, die Teilnehmer auch fotografisch weiterzubringen, ob sie nun Anfänger oder „Alte Hasen“ sind. Daher kann sie allen Lesern gute Ratschläge geben, die ihr selbst in kargen Salzwüsten lebendige Bilder verschafften.

Tipp 1: Transport

Das Foto oben auf dieser Seite entstand auf der Insel Vanuatu im Südpazifik. Die Träger schleppten unter anderem 600 Meter Seil, die Lohmann und ihren Gatten ins Innere eines Vulkans bringen sollten. Dazu kamen Gasmasken, wissenschaftliche Geräte und Material für ein Basislager. Um eine so umfangreiche Ausrüstung zu verstauen, sind Packsäcke vorteilhaft.

„Bevor ich den Rucksack ‚Kashmir‘ von F-Stop für mich entdeckt habe, verstaute ich die gesamte Kameraausrüstung in solche Packsäcke. Ein Vorteil ist, dass sie farbig und damit leicht unterscheidbar sind. Nachteilig ist, dass im Inneren des Packsacks die Übersicht fehlt und Transportschäden drohen.“ Für Flugreisen verwendet die Fotografin zudem den Hartschalenkoffer „Pelicase“ von PELI mit Schloss.

Für weniger aufwändige Touren sind andere Systeme gefragt. „Ein Rucksack mit gutem Tragesystem schont den Rücken ungemein. Der ‚Kashmir UL‘ etwa ist mit schmaleren Trägern und einem kürzeren Rückenteil auf Frauen zugeschnitten. Außerdem ist er wasserabweisend, groß und trotzdem leicht. Die einzelnen Fächer (‚Internal Camera Unit‘ oder kurz ICU) lassen sich je nach Bedarf anpassen. Mit etwas Quetschen passt neben der Fotoausrüstung auch ein Schlafsack und mehr hinein. Außerem kann man außen ein Stativ anbringen. Das alles geht als Handgepäck durch“, erzählt Lohmann aus ihrer Praxis.

Schutzhüllen

Rucksack: „Kashmir UL“ von F-Stop

Preis: um 160 Euro

Link: www.fstopgear.com

Packsack: „Big River Dry Bag“ von Sea to Summit

Preis für die 20-Liter-Version: um 30 Euro

Link: www.seatosummit.com

Hartschalenkoffer: „Pelicase“ von PELI

Preis: Für „large“ (groß) ab etwa 200 Euro, passende Bodenteiler für die Ausrüstung kosten extra

Link: www.peli.com

Tipp 2: Foto-Zubehör

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Eine Taschenlampe leuchtete die Mumien in den Bergen Papua-Neuguineas aus. Die Frau links erbittet von ihrer toten Tante Schutz.Kamera: Canon EOS 20D, Verschlusszeit: 4 Sekunden, Blende: f8, Lichtempfindlichkeit ISO 800.

Die Fotografin ist nicht auf dickes Equipment angewiesen. Sie führte einen Workshop erfolgreich mit einem Smartphone durch, da sie ihre Kamera einem Teilnehmer geliehen hatte. Ihr ist wichtiger, besondere Blickwinkel zu entdecken. „Ich fotografiere aktuell mit der Canon EOS 5D Mark III, sie ist die größte meiner Kameras. Dazu kommen die kleinere 7D Mark II und eine kompakte Ersatzkamera. Sie ist praktisch, wenn ich an einer Bergwand hänge“, sagt sie.

Lohmann kann es sich kaum leisten, auf Expeditionen fünf Objektive mitzunehmen und nur zwei einzusetzen. Die meisten Fotos ihres Buchs „Abenteuer Dolomiten“ entstanden mit einem Zoom-Objektiv, dem Canon EF 24-70mm f/2,8 L II USM. Darüber hinaus besitzt sie Optiken vom Fisheye über Festbrennweiten bis zum Telezoom. Darüber hinaus hat sie dabei:

  • Ein oder zwei kleine, leichte Stative, etwa ein Reisestativ von Feisol.
  • Mindestens zwei gute Taschenlampen. Stirnlampen der Firma „Mammut“, die sich dimmen lassen, sind vielseitig einsetzbar. Da sie mit ihnen auch Motive ausleuchtet, ist die Lichtfarbe wichtig: Eine sehr helle Lampe besitzt eher bläuliches, die andere etwas weicheres, wärmeres Licht.
  • Neben einem Systemblitz sorgt auch ein kleines LED-Panel für Helligkeit unter dem Blätterdach eines Walds.
Zubehör

Kamera: Canon EOS 5D Mark III

Preis Body: ab 2.300 Euro

Link: www.canon.de

Stativ: Feisol Reisestativ CT-3332 Rapid

Preis: 359 Euro

Link: www.feisol.de

Stirnlampe: Mammut X-Shot

Preis: um 55 Euro

Link: www.mammut.ch

Leuchte: etwa LED-Panel L10S-5K von Kaiser Fototechnik

Preis: 349 Euro

Link: www.kaiser-fototechnik.de

Tipp 3: Sauber bleiben

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Ulla Lohmann zufolge muss bereits eine normale Profi-Ausrüstung einiges einstecken können. Ihrer Erfahrung nach hält die Spitzentechnik mehr aus, als man denkt.

Die besten Reisebegleiter offenbaren sich  durch langjährige Erfahrung. Lohmann kennt einige, die sich im Wüstensand und auf Schlammpisten bewährt haben:

  • Um den Sensor zu reinigen verwendet Lohmann das „Sensor Cleaning Kit“ von Pentax, da es keine Flüssigkeiten mit Chemie enthält. Außerdem muss sie nicht wischen, sondern „stempelt“ den Dreck weg. 
  • Klarsichtfolie schützt die Kamera bei Bedarf gegen Staub oder Asche. Achtung! Man darf die Kamera nie lange der Sonne aussetzen, erst recht nicht so verpackt.
  • Ein großes Baumwolltuch ist vielseitig einsetzbar. Es schützt die Kamera gegen Staub, Hitze und Regen. Zudem kann man Zubehör damit abwischen.

Wer wie die Fotografin die hochwertigen L-Objektive von Canon einsetzt, muss sich um Staub und Feuchtigkeit wenig sorgen. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie komplett abgedichtet.

Putzzeug

Sensor-Reinigung: Pentax Sensor Lens Cleaning Kit

Preis: 39 Euro

www.ricoh-imaging.de

Haushaltsübliche Klarsichtfolie

Weiches Baumwolltuch

Tipp 4: Kälte und Hitze trotzen

Ojos del Salado
Selbst bei minus 30 Grad Kamera bewährte sich die Canon EOS 5D Mark III auf 6.893 Metern auf dem Ojos del Salado in Chile. Verschlusszeit: 1/500 Sekunde, Blende: f20, Lichtempfindlichkeit: ISO 250
Ulla Lohmann
Salzabbau in den chilenischen Anden. Kamera: Canon EOS 5D, Verschlusszeit: 1/200 Sekunde, Blende: f29, Lichtempfindlichkeit: ISO 200.

Die Sonne ist der Freund des Lichtbildners. Doch manchmal ist sie der Feind seiner Technik.

Gewöhnlich halten Kameras nach offiziellen Angaben bis 40 Grad Celsius aus, doch ist dieser Wert seitens der Hersteller sehr vorsichtig geschätzt. Auch wenn Kameras bei 42 Grad Celsius nicht den Fiebertod sterben, sollte man sie nicht grillen. Die Fotografin hat auch hier Erfahrungen gesammelt: 

  • Gegen Überhitzung hilft ein Sonnenschirm, auch wenn er gelegentlich komisch wirkt. Doch leistet er gute Dienste, da Wärme zusammen mit einem feuchten Dschungel eine ungünstige Kombination ergibt: Die Kamera beschlägt und erleidet einen Wasserschaden.
  • Auch die ausgeschaltete Kamera nie in die Sonne legen. Im Auto kommt sie unter die Sitze, draußen unter ein Tuch oder Kleidungsstück. 
  • Bei Überhitzungswarnung die Kamera sofort ausschalten und abkühlen lassen.

Für Kameras ist meist als niedrigste Betriebstemperatur null Grad angegeben, spezielle Outdoor-Modelle sind sogar bis minus zehn Grad ausgewiesen. Doch geben auch hier die Hersteller eher konservative Werte an. Lohmann etwa setzte ihre Spiegelreflexkamera schon den eisigen Winden im Hochgebirge aus.

  • Niedrige Temperaturen verlangsamen die chemischen Prozesse in Akkus beziehungsweise führen zur Entladung. Um sie warm zu halten, kommen Akkus in die Hosentasche. Die Fotografin nimmt sie sogar mit in den Schlafsack.
  • Spezielle Fotografenhandschuhe mit aufklappbaren Fingerenden sind unter extremen Bedingungen ungeeignet. „In Chile etwa waren wir auf dem zweithöchsten Berg Südamerikas, dem Nevado Ojos del Salado. Auf knapp 7.000 Metern herrschten minus 30 Grad. Dort trug ich nur Daunen-Fäustlinge, mit Fingerhandschuhen hätte ich nichts anfangen können“, erzählt Lohmann.
  • Bei extremer Kälte kann man eine zerschnittene Isomatte in den Fotorucksack legen, um ihn zusätzlich zu isolieren. 
  • Bei einem schnellen Temperaturwechsel beschlägt die Kamera. Wenn sie etwa von der Kälte in einen wärmeres Zelt gebracht wird, sollte sie zuerst im Außenbereich lagern, um sich langsam der Raumtemperatur anzunähern.
Wetterschutz

Sonnenschirm, falls es in heiße Zonen geht
Die Minusgrade geben vor, ob eher Fotografenhandschuhe oder Fäustlinge geeignet sind.
Zusätzliche Isolierung für den Fotorucksack.
Um die Batterielaufzeit zu verlängern, die Kamera nach jedem Foto wieder ausschalten.

Tipp 5: Versichern

Ulla Lohmann
Die Wüste hat so manche Kamera dahingerafft. Nicht jeder Fotograf ist davon überzeugt, ob sich hier eine Versicherung rechnet. Doch Ulla Lohmann machte damit gute Erfahrungen.

Selbst wenn man die eigene Kamera umhegt wie eine Affenmutter ihr Junges, lauert die Gefahr hinter jedem Felsbrocken. Daher empfiehlt Lohmann, die Ausrüstung für abenteuerliche Reisen zu versichern. Hierzu gibt es unter Fotografen unterschiedliche Meinungen.

In FOTO HITS 4/2011 stellte ein Artikel diverse Möglichkeiten vor, etwa Hausrat-, Gepäck- und spezielle Kameraversicherungen sowie Schutzbriefe. Dazu teilten Profis der Redaktion ihre Erfahrungen mit. Eine Quintessenz lautete: „Man bezahlt jahrelang. Und wenn man die Versicherung braucht und tatsächlich gezahlt wird, schmeißt sie den Fotografen anschließend heraus.“

Doch hat sich für Lohmann eine abgespeckte Versicherung bewährt: Sie läuft zwar dauerhaft und wird jährlich bezahlt, gilt aber nur für einen Teil ihres Gepäcks. In Ausnahmefällen schließt sie eine zusätzliche Police ab: „Wenn ich etwa ein 10.000 Euro teures Objektiv dabei habe, versichere ich nur dieses für die Dauer der Expedition. Damit fuhr ich immer gut und Schäden wurden problemlos erstattet.“

Checkliste Versicherung
  • Höhe der Beiträge?
  • Ist die Ausrüstung sie wert?
  • Höhe der Selbstbeteiligung?
  • Wird der Neu- oder nur Zeitwert erstattet?
  • Wie viel Prozent des Werts wird zurückerstattet?
  • Gesamte Obergrenze des Schadenersatzes?
  • Gilt die Versicherung weltweit?
  • Deckt sie auch Diebstahl ab?
  • Sind Schäden durch Witterung oder Schmutz inbegriffen?
  • Welche Vorsichtsmaßnahmen verlangt die Versicherung?

Die Fotografin

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Ulla Lohmann, Foto: Christopher Wesser

Ulla Lohmann arbeitet als Expeditionsfotografin und -filmerin unter anderem für die Magazine „National Geographic“, „GEO“, „SternView“, „Red Bull Media House“ und die BBC. Ihre Erfahrungen gibt sie in Workshops und auf Vorträgen weiter. Außerdem veranstaltet sie Expeditionen in die Südsee und nach Papua-Neuguinea. Einer ihrer Filme ist ab 17. Mai 2016 unter www.redbull.tv zu sehen.

www.ullalohmann.com