Praxis

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Bohnensack als Stativersatz

Das Bohnensäckchen ist ein Zubehör-Klassiker, wird in seiner Wirkung aber viel zu oft unterschätzt. Dabei ist es klein, anpassungsfähiger als ein Stativ und bei Nacht- und anderen Langzeitaufnahmen sogar unverzichtbar.

Kalahari
Ein käuflicher Bohnensack wie der von Kalahari bietet für 19,99 Euro immerhin noch eine Kletterhilfe. www.enjoyyourcamera.com

Material

  • Ein gekauftes Mäppchen
  • Bohnen

oder

  • Nadel und Faden
  • Velours 30 mal 40 Zentimeter
  • Reißverschluss 20 Zentimeter

Wer den fotografischen Bohnensack nicht kennt: Es handelt sich um eine meist viereckige, etwa 20 mal 30 Zentimeter große Tasche, die an einer Seite über einen Reißverschluss verfügt. Die Tasche kann mit weißen Bohnen oder anderem Material befüllt werden. Als flexible Auflagefläche für Kamera oder Objektiv hilft der Bohnensack, Verwacklungen zu mindern oder gänzlich zu vermeiden. Ruht die Kamera auf dem Bohnensack, können Aufnahmen mit Selbstauslöser oder Kabelauslöser getätigt werden. So werden mehrminütige Langzeitaufnahmen möglich.

  • Einziger Nachteil des Bohnensacks gegenüber einem echten Stativ: Weder kann die Perspektive der Aufnahme durch Höhenverstellung angepasst werden, noch lässt sich die Kamera in jeden Winkel neigen.
  • Sein Vorteil: Er wirkt wie ein stabiles Bindeglied zwischen Auflage und Kamera, weil er sich beiden gleichermaßen anpasst. Er findet ebenso Platz auf Autodächern, Cafétischen und Brückenmauern wie – zumindest als Stütze – auf einer Stuhllehne, im Rahmen eines Autofensters oder auf dem eines Fahrrads. Besonders beliebt ist der Bohnensack etwa bei Makroaufnahmen in Bodennähe. 
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Einen guten Kompromiss aus Stabilität, Geschmeidig- und Verfügbarkeit findet man in Gleitverschlussbeuteln (den sogenannten Zip-Locks), deren Öffnung man zusätzlich mit Klebeband abdichten kann.

Wichtig für Hülle und Füllung

Damit er in sich beweglich bleibt, darf der Sack nicht zu prall gestopft werden. Als Füllmaterial kommen nicht nur getrocknete Hülsenfrüchte in Betracht, sondern auch Kunststoffkugeln oder wohlduftende Kaffeebohnen.

Hülsenfrüchte haben den einzigen Nachteil, dass sie bei Feuchtigkeit aufgehen und verrotten können. Sie sind jedoch preisgünstig, in der ganzen Welt verfügbar und machen in trockeneren Klimaten keinerlei Probleme. Bei Flugreisen ins Ausland vermindert man nicht nur das Gewicht des Gepäcks, indem man die Bohnen erst am Zielort kauft, sondern erspart sich auch unnötigen Ärger. Die Einfuhr von Saatgut ist nämlich häufig verboten oder mit umfangreichen Kontrollen verbunden.

  • Entscheidend für die Funktionalität sind folgende Eigenschaften des Füllmaterials: Die Körper sollten gegeneinander verschiebbar und möglichst fest sein. Linsen und Erbsen eignen sich aufgrund ihrer geringen Größe besser für Kompaktkameras als weiße Bohnen. Je leichter das Material ist, desto besser kann man Kamera oder Objektiv hineinkuscheln.
  • Ein Bohnensack aus Leder ist zwar robust und hält auch Dornen oder einem Fall aus größerer Höhe stand, ein geschmeidigeres Material wie Leinen, Baumwolle oder Velours eignet sich jedoch besser, um die Kamera stabil auf dem Sack zu betten.
  • Für kantige Auflageflächen und schwere Teleobjektive eignet sich besonders ein doppelter Bohnensack, dessen identische Hälften etwa in der Mitte miteinander vernäht sind. Wie zwei Lappen schmiegen sich die Säcke aneinander. Die mit Hülsenfrüchten vollgelaufenen unteren Aussackungen können sich stabil um die Kante legen, während der Sack oben noch über genügend Füllmaterial verfügt, um als Auflagefläche zu dienen.
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Wer sich das Einnähen eines Reißverschlusses nicht zutraut, kann das Kissen bis auf eine kleine Öffnung rundum schließen. Über diese lässt sich das Kissen etwa im Urlaub schnell befüllen. Dann näht man sie per Hand wieder mühelos zu. Bild: Cheryl@flickr.com

Nähtipps

Um einen  Bohnensack zu basteln, muss man zu Nadel und Faden greifen (oder besser zu einer Nähmaschine). Die einfache kissenförmige Ausführung verlangt keine besonderen Fertigkeiten (siehe Link). Das größte Problem für Anfänger dürfte sein, den Faden durch die Ösen und Haken der Maschine zu führen.

Für unsere Liste der Bastelmaterialien (siehe oben) wählten wir Velours. Dieser Stoff ist geschmeidig, verfügt dennoch über eine gewisse Haftung und ist einigermaßen strapazierfähig. Er kann als Möbelbezug erworben werden und lässt sich zur Not gut von Hand nähen. 

Der Stoff wird von der Innenseite her vernäht und dann umgestülpt, damit das Garn später vor Abrieb geschützt ist. Die angegebene Größe eignet sich für eine Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiven bis 300 Millimeter und sollte den persönlichen Erfordernissen angepasst werden. Wer mit Leder arbeiten will, der kann sich zum  bequemeren Nähen eine Ale und einen stabilen Faden besorgen, wie sie beispielsweise im Outdoorbedarf angeboten werden.

In die Oberfläche des Sacks lassen sich zusätzlich flexible Gummizüge annähen, die eine Kamera auf dem Kissen fixieren und vor dem Abrutschen bewahren.