Praxis

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Bildkontraste mildern

In nur drei Schritten lassen sich kontrastreiche Fotos verbessern. Fast jedes Bildbearbeitungsprogramm hat hierfür die nötigen Mittel an Bord. FOTO HITS zeigt die Technik anhand des kostenlosen und leistungsfähigen "Gimp".

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Vorher
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Nachher

Will man Bilder mit digitalen Werkzeugen bearbeiten, bieten sich zunächst zwei Optionen: Entweder werden Filter zum Aufhellen oder Schärfen gleichmäßig auf die gesamte Bildfläche angewendet oder man selektiert mit den Auswahlwerkzeugen einen Bildteil, der gesondert behandelt wird.

Hilfreich bei einer selektiven Korrektur ist eine Verlaufsmaske. Deren wichtigste Eigenschaft besteht darin, an einem Ende keinen Effekt zuzulassen, wohingegen am anderen Ende seine volle Wirkung einsetzt. Dazwischen steigt die Effektstärke analog zum Verlauf stufenlos an. Macht man sich dies zunutze, lassen sich Bilder verbessern, indem beispielsweise der obere oder untere Teil oder eine Bildecke aufgehellt wird. Dagegen bleibt der korrekt belichtete Teil unverändert.

Diese Technik ist jedoch kein Mittel gegen komplett schwarze oder weiße Bildpartien. Grundsätzlich gilt daher: Je besser das Ausgangsmaterial, desto mehr lässt sich noch herausholen. Insbesondere Bilddaten, die in einem der Raw-Formate aufgenommen wurden, lassen sich ohne Qualitätsverluste weitreichend nachbearbeiten. In den folgenden Abschnitten zeigen wir, wie man eine solche Korrektur mit Photoshop oder dem kostenlosen Gimp (www.gimp.org) durchführt.

Schritt 1

Schnellmaske
Schritt 1: Gimps kaum zu erkennendes Icon für den Wechsel in die so genannte „Schnellmaske“ versieht das Foto bei Betätigung mit einem halbtransparenten roten Kanal.

In Gimp öffnet man dazu das Bild und klickt auf das unscheinbare Icon, das sich in der linken unteren Ecke des Bearbeitungsfensters befindet. Damit wird die so genannte „Schnellmaske“ aufgerufen. Alternativ drückt man die Tastenkombination „Umschalt+Q“. Die halbtransparente rote Färbung des Bildes signalisiert, dass die Bearbeitungsmaske nun aktiv ist.

In "Adobe Photoshop" kann die Maskierung ebenfalls über die Taste „Q“ oder über den Button, der sich in der Werkzeugleiste rechts unterhalb der Farbfelder für die Vorder- und Hintergrundfarbe befindet, aktiviert werden. Hier wird die Maskierung nach dem Wechsel in den Maskierungsmodus nicht direkt als rote Fläche angezeigt, sondern zunächst nur im Titel des Bildes eingeblendet. Die markante Färbung des Bildes erscheint erst, nachdem auf der Maske der Verlauf angelegt wurde.

Schritt 2

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Schritt 2: Sollte es mit dem richtigen Verlauf nicht auf Anhieb klappen, kann durch mehrmaliges Wiederholen des Vorgangs der aktuelle Verlauf übermalt werden.

Als nächstes legt man eben diesen Verlauf an. Dazu wird aus dem Werkzeugkasten das Verlaufswerkzeug ausgewählt. Die Einstellungen soll­ten dabei so gewählt sein, dass der Verlauf von Schwarz (Vordergrundfarbe) nach Weiß (Hintergrundfarbe) läuft.

Mit der Maus zieht man nun den für das Bild passenden Verlauf auf, der eher kurz ist. Um den Verlauf gerade – in unserem Fall horizontal – auszurichten, kann während des Vorgangs die „STRG“-Taste gedrückt werden. Photoshop-User benutzen zur Ausrichtung die „Umschalt“-Taste.

In unserem Beispiel haben wir bei gedrückter Maustaste die Maus von oben nach unten über den Horizont gezogen, da der Himmel von der weiteren Bearbeitung ausgenommen werden soll. Um den Vorgang abzuschließen, lässt man die Maustaste los.

Schritt 3

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Schritt 3: Über die Funktion „Kurve“ lässt sich der untere Teil des Bildes gezielt aufhellen. Dafür zieht man die Kurve einfach nach oben und kontrolliert dabei die Auswirkung auf das Bild.

Danach klickt man in Gimp erneut auf das Symbol für die Schnellmaske, in Photoshop auf das Symbol „Standardmodus“ – oder drückt die Tastenkombination „Umschalt+Q“, um die bearbeitete Maske in eine Auswahl umzu­wan­­deln. Die gestrichelte Linie, auch „laufende Ameisen“ genannt, zeigt den Bereich an, der für die weitere Bearbeitung herangezogen wird.

Anschließend ruft man das bevorzugte Werkzeug auf, um den Kontrast, die Helligkeit oder auch den Farbton zu optimieren. In unserem Bild haben wir den Wald mit Hilfe des Befehls „Kurven“, den man unter dem Menüpunkt „Farben“ aufruft, aufgehellt.

Statt alles global wie gezeigt mit einer Delle aufzuhellen, ist oft die Kurvenform eines umgekehrten S eleganter: Es hellt die dunklen Bildelemente auf und dunkelt die hellen ab, sodass sich die Extreme annähern.

Jede ausgeführte Korrektur wird mit einem Klick auf „OK“ bestätigt und angewendet. Photoshop-Nutzer finden diesen Befehl unter „Bild – Korrekturen – Gradationskurve“.

Tipps

Für weitere Experimente lässt sich dieser Maskeneffekt natürlich auch mehrmals auf ein Foto anwenden, um nicht nur einen, sondern mehrere Bildteile getrennt voneinander anzupassen. So könnte in unserem Beispiel erneut eine Maske anlegen werden, um die Wiese vor der Bearbeitung zu schützen, aber den Himmel beispielsweise für eine Farbanpassung freizugeben. Dazu bleiben die Schritte gleich, nur der Verlauf wird umgedreht.

Nach der Sicherung des Bildes lässt sich die Maske – und damit auch die Änderung von Kontrast oder Helligkeit – nicht mehr bearbeiten oder rückgängig machen. Daher empfiehlt es sich, die Originaldatei nicht zu überschreiben. So kann im Notfall auf die unbearbeitete Version zurückgegriffen und erneut in aller Vielfalt bearbeitet werden. Dies gilt insbesondere für sehr wichtige Bilder.

"Adobe Photoshop" besitzt den Vorteil von "Einstellungsebenen". Die Veränderungen, die mit ihrer Hilfe vorgenommen werden, lassen sich jederzeit rückgängig machen.