Nachfolgend wird gezeigt, wie aufrechte Objekte frei im Raum verteilt werden können. Dabei bleibt für den Betrachter ihre Höhe und Perspektive immer stimmig. Der Artikel eröffnet viele Möglichkeiten, eigene Bildideen überzeugend umzusetzen.
Eine passgenaue Montage folgt Regeln. Im Allgemeinen sollte man wissen:
Das Schema zeigt die wichtigsten Anhaltspunkte, wie der Bildraum untergliedert ist: Der Betrachter links steht auf der Grundebene. Ein Sehstrahl geht vom Auge des Betrachters aus. Dieser erstreckt sich durch die Bildebene hindurch bis zur realen Welt.
Die Horizontlinie - hier die Meeresoberfläche - liegt auf der Augenhöhe des Betrachters.
Die Bildebene, auf dem das Paar abgebildet wird, steht auf der waagerechten Grundlinie, der untersten roten Linie.
Im zentralen Fluchtpunkt treffen Sehstrahl und Horizontlinie aufeinander.
Einzelne Objekte lassen sich theoretisch im Verhältnis zur Horizontlinie skalieren, was eine ziemliche Rechnerei mit Pixel und Zentimetern ist. Stattdessen können die Höhen bezüglich einer eingezeichneten Messlatte ausgerichtet werden.
1. Einzufügen ist beispielsweise ein Gegenstand, der 1,70 Meter lang ist und irgendwo in der Montage stehen soll. Der Standort ist hier willkürlich mit dem Buchstaben C markiert.
2. Der zentrale Fluchtpunkt ist gewöhnlich aus den Fluchtlinien anderer Objekte zu ermitteln. Wenn es keine gibt, lässt er sich willkürlich auf der Horizontlinie setzen. Das Gewässer gibt einen Anhaltspunkt, wo der Horizont verläuft, auch wenn ihn die Hügel und Berge verdecken. Vom Fluchtpunkt ausgehend wird eine Linie gezogen, die durch den Punkt C hindurch die Grundlinie schneidet, wo Punkt A einzuzeichnen ist. Wie in allen vorigen Lektionen geschieht dies mit dem Pinselwerkzeug auf einer neuen Ebene.
3. Auf Punkt A zeichnet man eine vertikale Linie ein, die 1,70 Meter Höhe entsprechen soll. Eine wichtige Frage lautet, wie diese Meterangabe auf der virtuellen Leinwand umzusetzen ist, beispielsweise wie vielen Pixel sie entspricht. Die Antwort liefern die beiden nachfolgenden Fallbeispiele. Vorerst setzen wir sie willkürlich in Bezug auf den Horizont. Die 1,70 Meter hohe Messlatte endet etwas oberhalb der Horizontlinie und geht sogar bis zur Krone der kleinen Palme. Der Betrachter ist also sehr groß oder steht auf einer Anhöhe (nicht vergessen: in einer Ebene sind Augenhöhe und Horizontlinie auf derselben Höhe).
4. Von der Spitze der Messlatte wird eine Linie bis zum zentralen Fluchtpunkt gezogen. Sie gibt die Höhe für alle 1,70 Meter hohen Objekte an, die sich auf dieser Gerade befinden.
Die Messlatte lässt sich auf der Grundlinie beliebig platzieren. Auf diese Weise ist überall in einer Montage die Objekthöhe bestimmbar. Wenn sie in eine eigene Ebene gemalt wurde, lässt sie sich mit dem Verschiebewerkzeug leicht bewegen.
Bei Fotomontagen sind zwei Szenarien denkbar.
Fall 1: Man hat anfangs einen fast leeren Bildraum vor sich. Wie etwa bei der Aufnahme einer Wüste sind noch keine Bezugsgrößen sichtbar, an denen man neue Bildelemente ausrichten muss. Daher lässt sich für die Messlatte frei festlegen, wie viele Meter ihr entsprechen. Repräsentiert sie hundert Meter, wählt man eine Perspektive, bei der der Betrachter beispielsweise auf einem Hochhaus steht. Damit ist die relative Höhe von eingefügten Menschen, Bäumen oder Gebäuden festgelegt.
Fall 2: Es existiert bereits ein bekannter Vergleichswert. Dies könnte ein Objekt auf dem Foto sein, der Abstand des Fotografen zur Bildebene (Punkt 0, siehe Seite 119) oder eine bestimmbare Horizonthöhe. Seine Größe lässt sich per Messwerkzeug in Pixel bestimmen und dann die Messlatte entsprechend eichen. Diesen einfachen Dreisatz, um die Einheiten umzurechnen, hat man bereits auf den Seiten 116 und 119 kennengelernt. Sobald der Umrechnungsfaktor feststeht, ist wiederum die relative Höhe von allen eingefügten Gegenständen vorbestimmt und an der Messlatte ablesbar.
Betrachtet man beispielsweise Zaunpfähle, scheinen sie mit zunehmendem Abstand nicht nur kleiner zu werden, sondern auch stärker zusammenzurücken. Der Bildbearbeiter muss sich mit dem Problem der perspektivischen Verkürzung plagen. Für liegende Flächen haben wir es im vorhergehenden Kapitel gelöst. Ähnlich geht man bei aufrechten Strukturen vor.
Im Beispiel soll eine Reihe von geklonten Gardisten bis zum Horizont in Reih und Glied stehen. Der Abstand der ersten beiden Klone setzt sich bei sämtlichen anderen akkurat fort. Ähnlich wie bei der Schachbrett-Technik kommen Hilfslinien zum Einsatz.
1. Der erste Soldat lässt sich willkürlich hinstellen. Zu beachten ist nur, dass der Fotograf etwas unterhalb dessen Augenhöhe stand. Es ist plausibel, die Horizontlinie daher etwas unterhalb des Soldatenkopfes anzusiedeln. Auf dieser wiederum ist der zentrale Fluchtpunkt festgesetzt. Ist das Bild noch leer, lässt er sich beliebig platzieren. Sind jedoch bereits Häuser, Straßen oder ähnlich perspektivisch relevante Objekte vorhanden, geben sie ihn vor.
2. Den zweiten Soldat erhält man, indem einfach die erste Bildebene dupliziert wird. Er muss in der Höhe so skaliert werden, dass er oben und unten in die Fluchtlinien passt. Der Abstand zur Nummer eins ist nach Augenmaß festzulegen. Er gibt jedoch die Abstände der weiteren Klone vor.
3. In der Mitte der Soldaten wird eine Gerade gezogen, die die Fluchtlinien teilt. Sie bestimmt das Zentrum eines Vierecks, das sehr einfach die vertikalen Abstände konstruierbar macht.
Von der Kopfspitze des ersten Gardisten (A) zieht man eine Linie durch die Mitte des zweiten Gardisten, der die untere Fluchtlinie in einem Punkt B schneidet. Wo die Mitte verläuft, lässt sich mithilfe des Messwerkzeugs nachprüfen und mit einer Hilfslinie markieren. An Punkt B entspringt der dritte Soldat der Erde.
Nicht vergessen: Die Ebenenreihenfolge ist zu beachten. Jeder neue Soldat steht hinter dem jeweiligen Vordermann, was heißt, dass seine Ebene in der Ebenenpalette nach unten verschoben wird.
4. Jetzt geht es immer weiter: Von der Kopfspitze des zweiten Soldaten zieht man eine Linie durch die Körpermitte des dritten, wo sie die untere Fluchtlinie trifft, kommt der vierte hin. Die Prozedur lässt sich bis zum Fluchtpunkt hin fortsetzen.
Neben Gardesoldaten lassen sich so die Fronten von Gebäuden oder Säulengänge verlängern. Ab Photoshop CS2 verfügt man zwar mit dem Fluchtpunkt-Werkzeug über eine Halbautomatik. Aber diese setzt die Abstände nicht so vielseitig wie die Handarbeit.