Praxis

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Super Resolution: Völlig aufgelöst

Die Technik der „Super Resolution“ gibt Makroaufnahmen neue Freiheiten. Dank ihr kann man sogar kleine Bildausschnitte in ausgezeichneter Qualität drucken, ausbelichten oder am Bildschirm vergrößern. Gerade bei Makroaufnahmen, bei denen es auf jede Pore ankommt, sind solche Detailverbesserungen ein großer Fortschritt. 

Der Frosch auf dem Bild bezaubert mit seinen märchenhaften Augen. Eine Vergrößerung des Kopfs offen­bart sämtliche goldenen Ziselierungen. Doch würden die Pixel des Bildausschnitts eigentlich nicht für einen guten Ausdruck reichen. Hier springt die Technik der „Super Resolution“ ein. Das Verfahren steht jedem offen, gleichgültig ob er eine Kompakt- oder Spiegelreflexkamera besitzt. Darüber hinaus ist es sehr leicht zu beherrschen. 

Die „Super Resolution“ arbeitet ähnlich wie ein digitaler Zoom. Das heißt, aus den vorhandenen Bildpunkten wird eine größere Version künstlich errechnet. Bei einer gewöhnlichen digitalen Vergrößerung werden die Bildinhalte einfach aufgeblasen, was sie nicht detailreicher, sondern schwammiger erscheinen lässt. „Super Resolution“ dagegen zieht für die Berechnung vier oder mehr Fotos hinzu. Diese dürfen um wenige Pixel voneinander abweichen. Das gibt dem Verfahren ein reichhaltiges Ausgangsmaterial, um ein riesiges und trotzdem scharfes Bild zu erstellen. Aus diesem kann man etwa einen Insektenkopf herausheben, der noch immer genug Bildpunkte enthält, um druckfähig zu sein.

Um es auf den Punkt zu bringen: „Super Resolution“ schafft mehr Freiraum, um Einzelheiten aus einem Foto zu vergrößern. Nebenbei vermindert es auch Störpixel, wie sie etwa bei höheren ISO-Werten auftreten. Es ist aber keinesfalls eine Art Lupe, die beliebig etwa in ein Ameisenauge hineinzoomt, um immer neue Mikrostrukturen hervorzuzaubern.

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Foto: Mario Lubrich

Super ausgerüstet

Grundlage der „Super Resolution“ ist eine Fotoserie. Jedes Bild in ihr muss denselben Gegenstand aus nahezu gleicher Perspektive zeigen. Folgendes ist erforderlich:

  • Ein Stativ sorgt für einen feststehenden Blickwinkel.
  • Ein Fernauslöser vermeidet Verwackler beim Auslösen. Eine Alternative ist der Selbstauslöser einer Kamera.
  • Eine Software verrechnet alle Einzelbilder zu einem. Leser können unter den Programmen im Kasten ganz unten auswählen.

Bildmaterial beschaffen 

Nur stille Motive kommen in den Genuss der Technik. Denn wenn der Wind eine Mohnblüte schaukelt oder eine Libelle wegfliegt, bekommt man niemals eine gleichförmige Bilderserie zusammen. 

Beispielsweise baut man das Stativ vor einem Schmetterling auf, der in der Morgenkühle verharrt. Jede Automatik ist ab jetzt verboten. Das heißt: Blende und Belichtungszeit gibt man manuell vor. Auch der Fokus wird per Hand festgelegt. Wer einen Fernauslöser besitzt, bringt ihn jetzt an und macht ihn scharf. Alle anderen aktivieren den Selbstauslöser. Besitzer einer Spiegelreflexkamera können Erschütterungen weiter vermindern, indem sie die so genannte Spiegelvorauslösung anschalten, die Erschütterungen des Schwingspiegels vermeidet.

In der Praxis kommen sich manche Einstellungen in die Quere, man muss sich daher für eine entscheiden:

Nur sehr wenige Spiegelreflexkameras können die Einstellungen „Spiegelvorauslösung“ und „Serienbild“ kombinieren. Wenn man „Spiegelvorauslösung“ wählt, muss die Bildfolge per Hand entstehen. Um Erschütterungen zu vermeiden, ist ein Fernauslöser unabdinglich, der per Kabel oder Funk aktiviert wird.

Die meisten Kameras schießen mit Selbstauslöser nur ein Foto. Wenige Modelle stellen die Option bereit, drei bis neun Bilder ungefähr im Sekundenabstand zu machen.

Wie auf der vorigen Seite erwähnt, müssen die Einzelbilder minimal versetzt zueinander aufgenommen werden. Die hier verwendete Software „Chasys Draw IES“ verlangt laut Hilfetext „einige Pixel“ Abstand. Selbst wenn man ein Maximum von 20 Mikrometern annimmt, geht es um höchstens 0,1 Millimeter. Ohne wissenschaftliche Apparatur ist dies unmöglich präzise einstellbar. Glücklicherweise muss man nicht allzu exakt arbeiten. Ein leichter Fingerdruck auf die Kamera genügt, um ihre Position auf dem Stativ zu verändern.

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Ein Stativ ist für eine übereinstimmende Bilderserie unabdinglich. Ein Reisestativ wie das Concept One 622T von Cullmann oder entsprechende Produkte von Manfrotto, Rollei oder Bilora erleichtern die Bilderjagd. Bild: Cullmann

Digital verfeinern

"Chasys Draw IES" lädt man als gepackte Zip-Datei herunter. Der Inhalt von chasys_draw_ies_4_12_05.zip kommt in einen Ordner, der beliebig heißen darf. Ein Doppelklick auf „Setup.exe“ startet die Installation. Weitere Details werden in der Rubrik „Software“ erläutert, in der „Chasys Draw IES“ zum Tipp des Monats gewählt wurde.

  1. Zu Beginn öffnet man die erste Datei aus der Bilderserie („Datei – Öffnen“).
  2. Für die übrigen Fotos muss man in „Chasys Draw IES“ einen anderen Weg gehen. Denn es verlangt, dass die minimal vier erforderlichen Bilder in einer einzigen Datei, aber dort in vier Ebenen vorliegen. Dazu muss einfach für die Dateien Zwei bis Vier „Layer – Import from Datei“ wählen.
  3. Die gesuchte Superfunktion befindet sich im Menü „Processes – Stack: Superresolution“. Unter all den Vorgaben muss man nur „Scaling Factor“ beachten. Für eine doppelte Vergrößerung (Scaling Factor 2) sind vier Bilder nötig, bei Faktor Vier oder Acht die jeweilige Zweierpotenz, also 16 oder 64 Bilder.
  4. Nach einem Mausklick auf die Schaltfläche OK verschmelzen alle Ebenen zu einer.
  5. Das Ergebnis sollte man unter anderem Namen speichern. Damit dies möglichst verlustfrei geschieht, ist im Fall des JPG-Formats ein „Q(uality) factor von 95“ und „High Quality Sampling“ zu empfehlen.

Nach dem fünften Schritt ist der Weg frei für beeindruckende Vergrößerungen.

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Software

  • Chasys Draw IES
    Windows, kostenlos
    www.jpchacha.com/chasysdraw/
  • Gimp
    Windows, Mac OS, Linux, kostenlos
    www.gimp.org
    (Foren-Gerüchten zufolge ist ein Super-Resolution-Filter geplant.)
  • Photoacute
    Windows, Mac OS X, Lite-Version: 29 US-Dollar, Professional-Version: 149 US-Dollar
    www.photoacute.com
  • Perfect Resize
    Windows, Mac OS X, Standard-Edition: 49,95 US-Dollar, Premium-Edition 149,95 US-Dollar
    www.ononesoftware.com
  • Ale
    Linux (Konsolenprogramm), kostenlos
    Quicklink: ale