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Baustrahlerstudio einrichten

Raum für Träume

Mit einem improvisierten Studio lassen sich selbst kühne Bildideen verwirklichen. FOTO HITS stellt interessante Lösungen vor.

Ehrgeizige Fotoprojekte erfordern eine kontrollierbare Umgebung. Kurz: ein Studio. Dies lässt sich selbst mit einfachen und preiswerten Mitteln einrichten, obwohl man einige Einschränkungen hinnehmen muss.

  • Die preiswerten Baustrahler etwa werden schnell extrem heiß. Will man ihr Licht dämpfen, drohen davor gehängte Tücher in Flammen aufzugehen. Nur Backpapier widersteht dieser Hitze, hält sie aber auch nicht allzu lange durch.
  • Außerdem besitzen die Strahler eine schwankende Farbtemperatur. Je länger sie angeschaltet sind, umso mehr verschiebt sich ihr Lichtspektrum in Richtung Orange. Man sollte sie daher erst etwa zehn Minuten "warmlaufen" lassen und gelegentlich mithilfe einer Graukarte einen Weißabgleich durchführen.
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Mit etwas Bastelarbeit lässt sich ein semiprofessionelles Studio einrichten, das nur wenige hundert Euro kostet. Der Gewinn an Bildqualität kann aber enorm sein. Bild: FotoTV
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Die künstliche Beleuchtung gibt selbst Anfängern einen riesigen Vorteil in die Hand: Sie sind unabhängig vom Wetter und können nach Herzenslust experimentieren. Lars Ihring beweist, dass man damit sogar professionelle Ergebnisse erzielen kann. Bild: FotoTV

Gute Anlaufstellen im Internet

Drei Fotografen geben im Internet wertvolle Tipps, welche Bestandteile ein Baustrahler-Studio haben sollte.

  1. Dirk Hennigs Kurs (siehe Link) zielt vor allem auf die Lichtgestaltung ab. Er zeigt auf seiner Homepage beispielsweise, wie man mit einem Regenschirm die Helligkeit dämpft, Reflektoren aus Styropor herstellt oder Hintergrundstoffe befestigt. Selbst handwerklich unbegabte Fotografen dürften von den Tipps profitieren.
  2. Die Fotocommunity bietet einen zweiteiligen Kurs, der bei der Planung hilft. Teil 1 (siehe Link) erläutert, welche Räumlichkeiten geeignet sind und wie sie eingerichtet werden. Teil 2 geht auf die Baustrahler selbst ein und wie man sie mit Zubehör erweitert.
  3. Ein besonders anschauliches Tutorial zum Thema Baustrahlerfoto findet man in Form einer Filmreihe (siehe Link) im Internet bei FotoTV.de 

FotoTV vermittelt Fotowissen in etwa 3.000 Beiträgen, darunter Kurse und Interviews. Dies geschieht in Bild und Ton mithilfe von gut aufgemachten Filmen. Davon kann man sich auf der Website anhand von fünf gebührenfreien Beiträgen überzeugen. Der Zugang zu den über 300 Filmen von FotoTV kostet 7,95 Euro pro Monat im Jahresabo.

Im Rahmen einer 5-teiligen Serie zeigt der Fotograf und Baustrahler-Experte Lars Ihring alles Wissenswerte, wie  Baustrahler im Heimstudio einsetzbar sind. Der erste Teil erklärt, was zum Bau eines Baustrahlerstudios benötigt wird und wo die Einzelteile zu niedrigen Preisen erhältlich sind. Desweiteren gibt er Tipps für den Eigenbau von günstigen Diffusoren. 

Im zweiten Teil lernt der Zuschauer alles über die richtige Belichtung im Baustrahlerstudio. Ihring erläutert hier anschaulich die Eigenschaften des Baustrahlerlichts. Aus dessen Besonderheiten leitet er die geeigneten Kameraeinstellungen für Weißabgleich, Blende, ISO-Wert und Belichtungszeit ab.

Im dritten Teil beginnt das eigentliche Shooting mit dem Model. Zunächst beschränkt sich Ih­ring auf eine Lichtquelle, anhand der er die Low-Key-Aktfotografie vorführt. In dieser Folge wird erläutert, wie man ein Model korrekt positio­niert oder wie wichtig es ist, Abschatter richtig einzusetzen. Desweiteren zeigt Ihring den Weg zum weichen Licht mithilfe einer selbstgebauten Softbox und demonstriert die Vorteile indirekter Beleuchtung mittels einer günstigen Rettungsdecke als Reflektor.

Anschaulich ist auch der vierte Teil: Hier kann der Zuschauer mitverfolgen, wie man zu aufwändigen Lichtsets kommt und sie beherrscht. Der Einsatz einer Lichtzange mit zwei Baustrahlern führt beispielsweise zu effektvollen Lichtsäumen, die besondere Vorgehensweisen bei der Belichtungsmessung mit sich bringen.

Die Serie endet mit einem Tutorial, wie man Wasserperlen auf der Haut einsetzt. Solche Effekte runden das Thema „Aktfotografie im Baustrahlerstudio“ sinnvoll ab.

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Foto Hits stellte dem Experten Lars Ihring einige Fragen:

 

FOTO HITS: Wie haben Sie Ihre Erfahrungen mit Baustrahlern gesammelt?

Lars Ihring: Ich hatte als Student nur eine kleine Studentenbude und wenig Geld, wollte aber mit gerichtetem Licht arbeiten. Da habe ich begonnen, Baustrahler einzusetzen. Nach ersten Akt-Shootings für Freunde kamen immer mehr Aufträge.

FOTO HITS: Lohnt sich ein solches Studio bereits für blutige Anfänger?

Lars Ihring: Auf jeden Fall! Sicher erscheint die Idee, ein Studio aufzubauen, zuerst übertrieben. Aber dort herrscht kontrolliertes Licht. Der Vorteil ist: Auch wer noch nicht sicher beim Fotografieren ist, kann rumprobieren, bis alles sitzt. Man lernt eine Menge dabei: learning by doing … Das ist alles viel einfacher, als man denkt – schauen Sie sich einmal unsere Kurse bei FotoTV an.

FOTO HITS: Erzielt man mit diesem Studio professionelle Ergebnisse?

Lars Ihring: Absolut! Man hat natürlich einige Einschränkungen. Erstens wird es wärmer. Zweitens hat das Model geschlossene Pupillen, weil wir mit Dauerlicht arbeiten. Das ist aber bei der bei FotoTV gezeigten Low-Key-Akt-Fotografie kein Problem.

FOTO HITS: Welche Stärken und Schwächen sehen Sie?

Lars Ihring: Ich glaube, die größte Stärke ist, dass man anfängt, Licht aktiv zu beeinflussen. Das ist ein großer Schritt. Anfänger nehmen Licht viel zu oft als gegeben hin und schränken sich damit unnötig ein. Eine weitere Schwäche neben den oben genannten ist, dass das Licht keine definierte Farbe hat. Wer absolute Farbtreue braucht, sollte zur Studioanlage greifen.

FOTO HITS: Welche Kameraklasse sollte hier zum Einsatz kommen? Ich denke hier vor allem an die Fähigkeit, einen manuellen Weißabgleich durchzuführen.

Lars Ihring: Wichtig ist, überhaupt erstmal zu fotografieren. Dann macht man Erfahrungen und weiß, was tatsächlich nötig ist. Lieber erstmal ein paar Nachmittage fotografieren, statt sofort loszuziehen, um eine Spiegelreflex zu kaufen. Den Weißabgleich kann man anfangs umgehen, indem man die Aufnahmen in Schwarzweiß konvertiert. Später hilft unter anderem das Fotografieren in Raw. Das ist aber alles nicht schwer …