Hersteller Canon
Modell EOS 6D Mark II
Original Testbilder:

Canon EOS 6D Mark II - Traditionsverhaftet

Canons EOS 6D Mark II hat für die Nachfolge der 6D fast fünf Jahre auf sich warten lassen. Sie ist keine Revolution, aber Evolution ist spürbar.
Getestet in Ausgabe: FOTO HITS 1-2/2018

Im Dezember 2012 stellte Hersteller Canon seine erste SLR mit Vollformatsensor vor, die sich an ein sehr breites Publikum richtete. Die „EOS 6D“ lieferte mit ihrem 35,8-mal-23,9 Millimeter-Sensor Bilder mit 20-Megapixel-Auflösung und erreichte im Serienbildmodus bis zu 4,5 Aufnahmen pro Sekunde. Ihr Preis von etwa 2.000 Euro kennzeichnete sie als Einstiegsmodell in die Kleinbildfotografie.

Lange hat es gedauert, bis Canon eine Nachfolgerin dieser Kamera vorstellte – aber nun ist es soweit: Die neue EOS 6D Mark II (im Folgenden: 6D Mark II) ist in einer vergleichbaren Preisklasse angesiedelt und soll heutigen Ein- und Umsteigern das Fotografieren mit Kleinbildsensor schmackhaft machen. Dazu haben die Canon-Ingenieure ihr zum Beispiel einen Aufnahmechip mit zeitgemäßer, aber etwas ungewöhnlicher Auflösung spendiert. Er liefert mit 6.240 mal 4.160 Bildpunkten 26,2 Megapixel, löst also nominell um etwas mehr als zwei Megapixel höher auf als die typischen 24-Megapixel-Sensoren vieler Konkurrenz-SLRs und sogar mehr als sechs Megapixel höher als bei den Aufnahmen der Vorgängerin.

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Technische Daten

Bild
  • Auflösung: 6.240 × 4.160 Pixel, 26,2 MP
  • Chip-Größe: 35,9 × 24,0 mm (Kleinbildformat)
  • Objektiv: 17-40 mm (KB-Entsprechung: 17-40 mm); f4,0
  • Integrierter Bildstabilisator: nein; abhängig vom Objektiv
  • Verschlusszeiten: Bulb; 30 bis 1/4.000 s
  • Belichtungsmodi: Vollautomatik; P, Tv, Av und M; Szenenmodi
  • ISO: 100-40.000; erweitert 102.400
  • Autofokusfelder: 45 AF-Felder (Kreuzsensoren); einzeln wählbar
  • Sucher: optischer SLR-Sucher; LCD
  • LCD: 7,7 cm; 1,04 Mio. Bildpunkte
  • Preis (UVP): 2.099 Euro
  • Internet: www.canon.de

Aufbau

Liebe zum Detail

Auch andere Funktionen wurden verbessert. Während die Ur-6D mit mickrigen elf AF-Punkten auskommen musste, wurde dies bei der 6D Mark II auf 45 Felder gesteigert. Sie sind alle als Kreuzsensoren aufgebaut, und 27 von ihnen arbeiten bis zu einer Lichtstärke von 1:8. Das machte sich im Test positiv bemerkbar, denn die Kamera fokussiert unter praktisch allen Lichtbedingungen zügig und präzise. Die AF-Felder lassen sich einzeln oder in Gruppen vom Anwender wählen, wenn die Schärfeebene etwa bei einem Porträt auf den Augenbereich begrenzt werden soll.

Einziges Manko: Die AF-Felder der neuen 6D Mark II konzentrieren sich stark im Bildzentrum. Zwar ist der abgedeckte Bereich größer geworden als bei der Vorgängerin, kann aber nicht mit den aktuellen spiegellosen Systemkameras mithalten, die fast die komplette Aufnahmefläche berücksichtigen. Dagegen erfasst der zusätzliche „Dual Pixel CMOS AF“ von Canon bei Fokussierung in der elektronischen Live-Vorschau auf dem Monitor. Er umfasst 63 AF-Felder. Mit diesem System ist auch die Fokussierung während laufender Videoaufnahme schnell und präzise, jedoch liegen in Sachen Geschwindigkeit spiegellose Kameras wie die Sony A9 oder Top-Modelle von Olympus und Panasonic vorne.

 

Bedienung

Hinsichtlich Gehäusegröße und damit auch der Anzahl und dem Aufbau der Bedien­elemente ähnelt die 6D Mark II ihrer Vorgängerin. Sie ist allerdings von oben betrachtet ein klein wenig wuchtiger geworden. Der dickere Griffwulst ist ein Grund dafür. Mit ihm liegt sie jetzt sehr komfortabel in der Hand. 

Von den größeren Canon-SLRs mit deren riesigem Einstellrad und einem kleinen Joystick auf der Rückseite unterscheidet sich die Neue ebenfalls. Statt dieser Komfortmerkmale für eine extrem schnelle Menü­na­vigation und Parametereingabe, nutzt die 6D Mark II ein Acht-Wege-Steuerfeld, das von dem Rändelrad umfasst wird. Damit ist allerdings auch eine zügige Einstellung und Bedienung möglich, zumal die Canon a) ein berührungsempfindliches Display besitzt, über das weitere Befehle gewählt werden können, und b) eine Vielzahl von direkt erreichbaren Funktionen durch Tasten auf der Rück- und Oberseite bietet. 

Erstmals für Vollformat-SLRs besitzt die 6D Mark II auch einen beweglichen LC-Bildschirm. Mit dessen seitlichem Gelenk lässt er sich beim Transport zum Gehäuse drehen, ansonsten erlaubt er die Rotation bis nach vorn sowie nach oben und unten. Das ist nicht nur beim Filmen mit der Kamera komfortabel.

Das Status-Display auf der Oberseite ist ebenfalls hilfreich, zudem helfen die genannten Funktionstasten Profis und Einsteigern. Erfreulich ist außerdem die Möglichkeit, quasi alle Tasten mit einer vom Anwender definierten Aufgabe belegen zu können, sodass sich die 6D Mark II stark individualisieren lässt. Das alles ist in ein massives Gehäuse verpackt, das mit glasfaserverstärktem Kunststoff im Test einen sehr robusten Eindruck machte.

 

Kommunikativ

Die Kamera ist mit einem Bluetooth-Interface und mit Wi-Fi-Funktionalität ausgerüstet. Mit der App „Canon Camera Connect“ für Android und Apple iOS kann man sie bequem fernsteuern, während „NFC“ die Verbindungsherstellung zum Mobilgerät sehr einfach macht.

Ebenfalls ein Pluspunkt ist das GPS-Modul, über das sie Geodaten bei der Aufnahme erfassen und in die EXIF-Infos der Bilder integrieren kann. So lassen sich die Aufnahmeorte am Rechner nachvollziehen.

 

Mehr Bilder

Nicht nur der Autofokus ist flotter geworden: Auch mit Hilfe des neuen „DIGIC7“-Prozessors, der zwei Generationen jünger als in der 6D ist, konnte die Serienbildgeschwindigkeit der Kamera auf 6,5 Bilder pro Sekunde gesteigert werden. Die Größe des Zwischenspeichers soll laut Canon für 150 Bilder pro Aufnahmefolge reichen, im Test konnte dieser Wert noch deutlich überschritten werden. Sportfotografen werden nur schnellere Verschlusszeiten vermissen, denn die Kamera belichtet mit maximal 1/4.000 Sekunde, während die größeren Canon-Modelle mit 1/8.000 Sekunde in Führung gehen.

Porträt
Die neue 6D Mark II liefert eine sehr gute Bildschärfe und saubere Verläufe in den diffizilen Hauttönen. Feinste Texturen oder die Tatsache, dass das Model Kontaktlinsen trägt, sind deutlich erkennbar.In den detailreichen Strukturen der Haare sind keinerlei Bildfehler wie Moirés oder Aliasing-Effekte an den Kontrastlinien sichtbar. Das Rot der Kleidung hat Canon-typisch einen leicht erhöhten Gelbanteil.
Testaufbau
Die Belichtungsautomatik der Kamera ließ sich nicht durch die Spitzlichter auf den metallischen Objekten irritieren und sorgte für eine fast korrekte, nur um eine Drittelstufe zu hohe Belichtung des Fotos. Die hohe Schärfeleistung tritt im Metallsieb deutlich hervor.Die recht hohe Farbsättigung der Fotos ist auch im Testbild der neuen Canon-Kamera sichtbar, speziell im dunklen Blau und Feuerrot. Dennoch sind auch diese Bildbereiche sauber durchzeichnet, sodass Strukturen klar erkennbar sind. So entstehen hochwertige Bilder.
Farbwiedergabe
Insgesamt liefert die Canon 6D Mark II eine stimmige Umsetzung der Farbtesttafel. Die Abweichungen entstehen durch eine kräftige Sättigung, die bei diesem Motiv bei 114,6 Prozent lag. Dazu trägt die Bildstil-Einstellung der Kamera bei: Wie für FOTO HITS-Tests üblich wurde mit der Werks­einstellung fotografiert, die bei der Canon den Bildstil „AUTO“ vorgibt. Die Motivautomatik geht bei einem Motiv wie der Testtafel verständlicherweise von einer sehr bunten Szene aus, die sie entsprechend sättigen möchte. Bei manueller Änderung in den Farbmodus „Neu­tral“ liegt die durchschnittliche Sättigung des Testsbilds dagegen bei 102 Prozent – was normalen Betrachtern schon fast zu blass erscheint.
Schärfe
Das Auflösungstestmotiv nahm die neue Canon mit 3.854 von 4.160 Linien in der Bildhöhe auf. Der nur gering ausfallende „Buckel“ der Auflösungskurve zeigt, dass die digitale Nachschärfung der Fotos eher vorsichtig ausfällt.
Rauschen
In den unteren Lichtempfindlichkeitsstufen wie hier im Bild mit ISO 100 ist das Bildrauschen etwas höher als bei der Vorgängerin. Im mittleren ISO-Bereich kehrt sich das um, weil die neue Kamera stärker gegenfiltert.
Dynamikumfang
Das extrem starke Anti-Rausch-Filtern in den höchsten ISO-Stufen sorgt für einen moderaten Rauschfaktor von 1,68 Prozent, wobei die „Pixel noise“-Kurve stark geglättet wird. Das reduziert die Rauschmuster, aber gleichzeitig auch die Detailzeichnung.
Vergleich Bildrauschen
Die Canon 6D Mark II liefert bis ISO 6.400 sehr saubere Bilder, bei denen die Anti-Rausch-Filterung eher dezent ausfällt. Bei maximaler und erweiterter Lichtempfindlichkeit von bis zu ISO 102.400 treten dagegen starke Detailverluste durch den Glättungsfilter auf.

Bewertung

Pro: Die höhere Auflösung, Serienbildgeschwindigkeit und Ausstattung mit aktuellen Merkmalen wie schnellerem AF-System sprechen für die neue SLR. Auch ihre Verarbeitung ist tadellos.

Contra: Bei höchster ISO-Einstellung wirken die Farben erfreulicherweise nur minimal blasser als in der ISO-100-Version. Die kräftige Glättungsfilterung löst in diesem Fall aber die Details im Foto auf, sodass das Porträt der Steinbüste kaum erkennbar ist.

Ergebnisse

Fotoauflösung
Fotoauflösung
Ausstattung
Ausstattung
Testresultate
Die Umsetzung der nominellen Auflösung von 4.160 Linien in der Bildhöhe mit 3.854 Linien ist sehr gut. Die Farbdarstellung ist – wie auf den vorherigen Seiten gezeigt – im „AUTO“-Modus mit 114,6 Prozent sehr hoch. Etwas enttäuschend ist die Leistung beim Kontrastumfang. Mit 10,4 Blendenstufen liegt die Vollformatkamera 6D Mark II auf dem Niveau von Mittelklasse-APS-C-Systemen.

Fazit: Foto

Robust und hochauflösend – die EOS 6D Mark II ist eine solide Vollformatkamera, der es aber an Pep fehlt. So ist etwa der Dyna­mik­umfang für eine Vollformatkamera niedrig. Das starke Rauschen beziehungsweise die entsprechende Glättungsfilterung sind ebenso ärgerlich wie die geringe Bildfeldabdeckung des Suchers und der AF-Sensoren. Wer viel in hohen ISO-Stufen fotografiert und mit 20 Megapixel auskommt, dürfte mit dem Vorgängermodell besser bedient sein. Dank hoher Bildauflösung und üppiger Ausstattung schafft sie ganz knapp die Gesamtnote „Sehr Gut“.

Videotest

Während spiegellose Systemkameras der neuesten Generation inzwischen ganz selbstverständlich die Videoaufnahme in 4K-Auflösung zulassen, bleibt die neue 

Canon EOS 6D Mark II leider auf Full-HD-Aufzeichnung beschränkt. Lediglich die aus Einzelbildaufzeichnungen automatisch erstellbaren Zeitraffervideos sind in 4K möglich.

Erfreulich ist hingegen, dass die 1080p-Filme auf Wunsch mit 50/60 Bildern pro Sekunde (PAL/NTSC) aufgezeichnet werden, was Vorteile bei schnell bewegten Motiven wie etwa Sportaufnahmen hat. Die Kamera nimmt diese Filme wie üblich im MP4- oder MOV-Format mit H.264-Komprimierung auf und legt sie auf der SD-Speicherkarte ab.

Um Videos aufzuzeichnen, muss der Fotograf den kleinen Hebel für die Live-Vorschau auf „Filmkamera“ schalten, was die digitale Voransicht auf dem LCD aktiviert. Dann kann er mit dem Start-/Stop-Knopf mit der Videoaufzeichnung beginnen.

Die Kamera bietet alle manuellen Belichtungsmodi, die wie die Fotoeinstellung über das große Moduswahlrad links vom Sucherbuckel gewählt werden können. Auch eine manuelle ISO-Einstellung ist möglich, diese gilt jedoch ausschließlich für die Aufnahme im M-Modus.

Die Tonaufzeichnung erfolgt über die integrierten Mikrofone und lässt sich in ihrer Stärke steuern. Auch ein externes Mikrofon kann man über eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse anschließen.

Videofunktionen

  • Max. Auflösung: 1.920 × 1.080 Pixel
  • Max. Frequenz: 50/60 Vollbilder/s
  • Videoformat: MOV/MP4; H.264
  • Speicher: 1 × SD/SDHC/SDXC-Karten
  • Zoomen bei Filmaufnahme: ja
  • Fokussieren bei Filmaufnahme: ja, kontinuierliche Schärfenachführung
  • Stabilisator: abhängig vom Objektiv
  • Manuelle Belichtung: ja
  • Manuelle ISO-Einstellung: ja (M)
  • Manueller Tonpegel/Mikrofonanschluss: ja/ja
  • Besonderheit: –
  • Internet: www.canon.de
Videoauflösung
Im Auflösungstest erreichte die neue 6D Mark II mit 863 von 1.080 Linien ein gutes, aber kein rekordverdächtiges Ergebnis. In den Linienrastern sind bunt schillerende Moiré-Effekte erkennbar.
Farbverteilung
Bei Videoaufnahmen ist der Weißabgleich etwas in Richtung rötlicherer Töne verschoben. Das gilt auch für Hauttöne, die von der neuen Canon dadurch etwas künstlich optimiert werden.
Realbildaufnahmen
Die Real-Life-Aufnahmen der Canon 6D Mark II wirken trotz Full-HD-Auflösung sehr weich, fast schon „matschig“. Die Farben sind kräftig, aber noch treffend gesättigt.

Fazit: Video

Es ist überraschend, dass Canon als einer der Vorreiter der Filmaufzeichnung mit SLRs seiner brandneuen Kamera die Aufzeichnung von 4K-Filmen verwehrt. Erfreulich ist, dass die EOS 6D Mark II beim Filmen manuelle Einstellmöglichkeiten bietet, um ihre Videos gezielt zu gestalten. Die Detailwiedergabe lässt dagegen zu wünschen übrig.

Canon EOS 6D Mark II: Gesamtnote

Bild