Hersteller | Canon | |
---|---|---|
Modell | EOS 6D Mark II | |
Original Testbilder: | ||
Im Dezember 2012 stellte Hersteller Canon seine erste SLR mit Vollformatsensor vor, die sich an ein sehr breites Publikum richtete. Die „EOS 6D“ lieferte mit ihrem 35,8-mal-23,9 Millimeter-Sensor Bilder mit 20-Megapixel-Auflösung und erreichte im Serienbildmodus bis zu 4,5 Aufnahmen pro Sekunde. Ihr Preis von etwa 2.000 Euro kennzeichnete sie als Einstiegsmodell in die Kleinbildfotografie.
Lange hat es gedauert, bis Canon eine Nachfolgerin dieser Kamera vorstellte – aber nun ist es soweit: Die neue EOS 6D Mark II (im Folgenden: 6D Mark II) ist in einer vergleichbaren Preisklasse angesiedelt und soll heutigen Ein- und Umsteigern das Fotografieren mit Kleinbildsensor schmackhaft machen. Dazu haben die Canon-Ingenieure ihr zum Beispiel einen Aufnahmechip mit zeitgemäßer, aber etwas ungewöhnlicher Auflösung spendiert. Er liefert mit 6.240 mal 4.160 Bildpunkten 26,2 Megapixel, löst also nominell um etwas mehr als zwei Megapixel höher auf als die typischen 24-Megapixel-Sensoren vieler Konkurrenz-SLRs und sogar mehr als sechs Megapixel höher als bei den Aufnahmen der Vorgängerin.
Neu ab (0 Artikel)
Auch andere Funktionen wurden verbessert. Während die Ur-6D mit mickrigen elf AF-Punkten auskommen musste, wurde dies bei der 6D Mark II auf 45 Felder gesteigert. Sie sind alle als Kreuzsensoren aufgebaut, und 27 von ihnen arbeiten bis zu einer Lichtstärke von 1:8. Das machte sich im Test positiv bemerkbar, denn die Kamera fokussiert unter praktisch allen Lichtbedingungen zügig und präzise. Die AF-Felder lassen sich einzeln oder in Gruppen vom Anwender wählen, wenn die Schärfeebene etwa bei einem Porträt auf den Augenbereich begrenzt werden soll.
Einziges Manko: Die AF-Felder der neuen 6D Mark II konzentrieren sich stark im Bildzentrum. Zwar ist der abgedeckte Bereich größer geworden als bei der Vorgängerin, kann aber nicht mit den aktuellen spiegellosen Systemkameras mithalten, die fast die komplette Aufnahmefläche berücksichtigen. Dagegen erfasst der zusätzliche „Dual Pixel CMOS AF“ von Canon bei Fokussierung in der elektronischen Live-Vorschau auf dem Monitor. Er umfasst 63 AF-Felder. Mit diesem System ist auch die Fokussierung während laufender Videoaufnahme schnell und präzise, jedoch liegen in Sachen Geschwindigkeit spiegellose Kameras wie die Sony A9 oder Top-Modelle von Olympus und Panasonic vorne.
Hinsichtlich Gehäusegröße und damit auch der Anzahl und dem Aufbau der Bedienelemente ähnelt die 6D Mark II ihrer Vorgängerin. Sie ist allerdings von oben betrachtet ein klein wenig wuchtiger geworden. Der dickere Griffwulst ist ein Grund dafür. Mit ihm liegt sie jetzt sehr komfortabel in der Hand.
Von den größeren Canon-SLRs mit deren riesigem Einstellrad und einem kleinen Joystick auf der Rückseite unterscheidet sich die Neue ebenfalls. Statt dieser Komfortmerkmale für eine extrem schnelle Menünavigation und Parametereingabe, nutzt die 6D Mark II ein Acht-Wege-Steuerfeld, das von dem Rändelrad umfasst wird. Damit ist allerdings auch eine zügige Einstellung und Bedienung möglich, zumal die Canon a) ein berührungsempfindliches Display besitzt, über das weitere Befehle gewählt werden können, und b) eine Vielzahl von direkt erreichbaren Funktionen durch Tasten auf der Rück- und Oberseite bietet.
Erstmals für Vollformat-SLRs besitzt die 6D Mark II auch einen beweglichen LC-Bildschirm. Mit dessen seitlichem Gelenk lässt er sich beim Transport zum Gehäuse drehen, ansonsten erlaubt er die Rotation bis nach vorn sowie nach oben und unten. Das ist nicht nur beim Filmen mit der Kamera komfortabel.
Das Status-Display auf der Oberseite ist ebenfalls hilfreich, zudem helfen die genannten Funktionstasten Profis und Einsteigern. Erfreulich ist außerdem die Möglichkeit, quasi alle Tasten mit einer vom Anwender definierten Aufgabe belegen zu können, sodass sich die 6D Mark II stark individualisieren lässt. Das alles ist in ein massives Gehäuse verpackt, das mit glasfaserverstärktem Kunststoff im Test einen sehr robusten Eindruck machte.
Die Kamera ist mit einem Bluetooth-Interface und mit Wi-Fi-Funktionalität ausgerüstet. Mit der App „Canon Camera Connect“ für Android und Apple iOS kann man sie bequem fernsteuern, während „NFC“ die Verbindungsherstellung zum Mobilgerät sehr einfach macht.
Ebenfalls ein Pluspunkt ist das GPS-Modul, über das sie Geodaten bei der Aufnahme erfassen und in die EXIF-Infos der Bilder integrieren kann. So lassen sich die Aufnahmeorte am Rechner nachvollziehen.
Nicht nur der Autofokus ist flotter geworden: Auch mit Hilfe des neuen „DIGIC7“-Prozessors, der zwei Generationen jünger als in der 6D ist, konnte die Serienbildgeschwindigkeit der Kamera auf 6,5 Bilder pro Sekunde gesteigert werden. Die Größe des Zwischenspeichers soll laut Canon für 150 Bilder pro Aufnahmefolge reichen, im Test konnte dieser Wert noch deutlich überschritten werden. Sportfotografen werden nur schnellere Verschlusszeiten vermissen, denn die Kamera belichtet mit maximal 1/4.000 Sekunde, während die größeren Canon-Modelle mit 1/8.000 Sekunde in Führung gehen.
Pro: Die höhere Auflösung, Serienbildgeschwindigkeit und Ausstattung mit aktuellen Merkmalen wie schnellerem AF-System sprechen für die neue SLR. Auch ihre Verarbeitung ist tadellos.
Contra: Bei höchster ISO-Einstellung wirken die Farben erfreulicherweise nur minimal blasser als in der ISO-100-Version. Die kräftige Glättungsfilterung löst in diesem Fall aber die Details im Foto auf, sodass das Porträt der Steinbüste kaum erkennbar ist.
Robust und hochauflösend – die EOS 6D Mark II ist eine solide Vollformatkamera, der es aber an Pep fehlt. So ist etwa der Dynamikumfang für eine Vollformatkamera niedrig. Das starke Rauschen beziehungsweise die entsprechende Glättungsfilterung sind ebenso ärgerlich wie die geringe Bildfeldabdeckung des Suchers und der AF-Sensoren. Wer viel in hohen ISO-Stufen fotografiert und mit 20 Megapixel auskommt, dürfte mit dem Vorgängermodell besser bedient sein. Dank hoher Bildauflösung und üppiger Ausstattung schafft sie ganz knapp die Gesamtnote „Sehr Gut“.
Während spiegellose Systemkameras der neuesten Generation inzwischen ganz selbstverständlich die Videoaufnahme in 4K-Auflösung zulassen, bleibt die neue
Canon EOS 6D Mark II leider auf Full-HD-Aufzeichnung beschränkt. Lediglich die aus Einzelbildaufzeichnungen automatisch erstellbaren Zeitraffervideos sind in 4K möglich.
Erfreulich ist hingegen, dass die 1080p-Filme auf Wunsch mit 50/60 Bildern pro Sekunde (PAL/NTSC) aufgezeichnet werden, was Vorteile bei schnell bewegten Motiven wie etwa Sportaufnahmen hat. Die Kamera nimmt diese Filme wie üblich im MP4- oder MOV-Format mit H.264-Komprimierung auf und legt sie auf der SD-Speicherkarte ab.
Um Videos aufzuzeichnen, muss der Fotograf den kleinen Hebel für die Live-Vorschau auf „Filmkamera“ schalten, was die digitale Voransicht auf dem LCD aktiviert. Dann kann er mit dem Start-/Stop-Knopf mit der Videoaufzeichnung beginnen.
Die Kamera bietet alle manuellen Belichtungsmodi, die wie die Fotoeinstellung über das große Moduswahlrad links vom Sucherbuckel gewählt werden können. Auch eine manuelle ISO-Einstellung ist möglich, diese gilt jedoch ausschließlich für die Aufnahme im M-Modus.
Die Tonaufzeichnung erfolgt über die integrierten Mikrofone und lässt sich in ihrer Stärke steuern. Auch ein externes Mikrofon kann man über eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse anschließen.
Es ist überraschend, dass Canon als einer der Vorreiter der Filmaufzeichnung mit SLRs seiner brandneuen Kamera die Aufzeichnung von 4K-Filmen verwehrt. Erfreulich ist, dass die EOS 6D Mark II beim Filmen manuelle Einstellmöglichkeiten bietet, um ihre Videos gezielt zu gestalten. Die Detailwiedergabe lässt dagegen zu wünschen übrig.