Hersteller | Leica | |
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Modell | TL2 | |
Original Testbilder: | ||
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Die wichtigste Änderung der TL2 betrifft die Auflösung. Die neue Kamera wurde mit einem neu entwickelten Sensor im APS-C-Format ausgerüstet, der 24 Megapixel liefert. Die erste TL erreichte mit gleichem Format 16 Megapixel. Durch den neuen Aufnahmechip und die nun neueste Version des Bildprozessors „Maestro II“ steigerte sich auch die Lichtempfindlichkeit drastisch. Während bei der TL bei ISO 12.500 Schluss war, kann man die TL2 auf ISO 50.000 schalten. Im Test zeigte sie jedoch, dass dabei das Rauschen überproportional anwächst. Im unteren ISO-Bereich liefert sie sehr gute Ergebnisse mit Rauschfaktoren ab 0,37 (ISO 100) und überschreitet die 1,0-Prozent-Grenze erst bei ISO 3.200. In den zwei höchsten ISO-Einstellungen steigt dieser Faktor dann aber auf bis zu 4,66 an. Bis ISO 12.500 sind dagegen noch saubere beziehungsweise noch akzeptable Bilder zu erwarten.
Der neue Maestro-II-Bildprozessor ermöglicht auch eine höhere Geschwindigkeit. Dies macht sich nicht nur im Normalbetrieb durch flüssige Arbeitsabläufe bemerkbar, sondern auch bei den Serienbildern. Statt der fünf Aufnahmen pro Sekunde, die die TL lieferte, kann die TL2 bis zu sieben Fotos pro Sekunde im Normalmodus aufnehmen. Nutzt man nur das elektronische Verschlusssystem, das auch extreme Belichtungszeiten von bis zu 1/40.000 Sekunde erlaubt, sind bis zu 20 Bilder pro Sekunde möglich. Doch das gilt mit einer spürbaren Einschränkung: Denn leider kann man nicht per Menü auch für längere Verschlusszeiten als 1/4.000 Sekunde wählen, ob ausschließlich der elektronische Verschluss genutzt werden soll. Die Umschaltung erfolgt immer per Automatik und die erhöhte Serienbildgeschwindigkeit ist daher von der Verschlusszeit abhängig.
Das SD-Speicherkartensystem unterstützt schnelle Serienbilder durch seine Kompatibilität zum UHS-II-Standard. Nach 29 Bildern kommt die Kamera durch den dann gefüllten Zwischenspeicher jedoch ins Stocken, sodass keine wirklich langen Bilderserien in der vollen Geschwindigkeit möglich sind.
Die Bedienung der Kamera erfolgt wie schon bei der ersten TL von Leica zu einem großen Teil über das berührungsempfindliche Display.
Der sehr große Bildschirm im Breitformat zeigt nach dem Einschalten auf seiner ganz rechten Seite drei Symbole für „Belichtungsmodus“, „Kamera“ (für viele weitere Einstellungen wie etwa JPEG-Auflösung oder Belichtungsmessbereich) und „Info“, das unter anderem ein Raster auf dem Sucherbild zeigt oder das Histogramm einblendet. Weitere Icons erscheinen „kontextsensitiv“, ändern sich also, wenn man etwa in die Basiseinstellungen wechselt. Das Menü bietet übrigens weitere individuelle Konfigurationsmöglichkeiten, mit denen man sich die gewünschten Befehle fast beliebig zusammenstellen kann.
Alles geschieht per Fingerzeig auf dem Touch-Monitor: Das gilt auch für die AF-Punkte. Für eine Ein-Feld-Scharfeinstellung werden sie mittels Fingerbewegungen auf dem Monitor gewählt. So kann man einen der 49 AF-Bereiche direkt aktivieren. Zudem stehen Mehrfeld-Modi und eine Gesichtserkennung zur Wahl.
Der Monitor ist mit einer Bilddiagonalen von 3,7 Zoll und somit 9,4 Zentimetern für eine Digitalkamera riesig. Seine Auflösung von 1,3 Millionen RGB-Bildpunkten hält nicht ganz mit, liefert aber ein scharfes Bild.
Einen eingebauten Sucher besitzt die Kamera nicht. Leica bietet einen elektronischen Aufstecksucher an, von dessen Einsatz kurz vor Redaktionsschluss jedoch gewarnt wurde, weil er die Kamera beschädigen kann. Ein Firmware-Update hat das Problem inzwischen behoben.
Als ebenso wichtiges Bedienelement sind die beiden nahtlos in die Oberseite der Kamera integrierten Rädchen zu sehen. Sie erlauben im manuellen Modus die Einstellung von Blende und Verschlusszeit. Sie werden von der TL2 auch für viele Parametereingaben genutzt. Im P-Modus etwa verstellt man mit dem linken Rad die ISO-Lichtempfindlichkeit, während das rechte Rad als „Program Shift“-Einstellung die von der Automatik ermittelte Belichtungseinstellung unter Beibehaltung der Lichtmenge ändert – also etwa von Blende f2,8 und 1/15 Sekunde auf f1,4 und 1/60 Sekunde. So kann man trotz Automatikbelichtung eine größere Blendenöffnung wählen, wenn für Porträts eine geringere Schärfentiefe erwünscht ist.
Die Bedienung über den Monitor und die zwei Einstellräder wird nicht jedem Fotografen gefallen, der etwas mehr Wert auf eindeutig belegte Funktionstasten, -rädchen oder -schalter legt. Selbst ein Knopf zur Ansicht von Bildern oder Videos fehlt – um zuvor aufgezeichnete Daten zu sehen, muss man auf dem Monitor von oben nach unten wischen. Durch die Bilder kann man dann per Wischbewegungen nach links und rechts blättern.
Dennoch (für Smartphone-Nutzer: Daher) ist das Leica-System intiutiv bedienbar, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat.
Neben den klassischen Belichtungseinstellungen mit P-Automatik, Zeit- oder Blendenvorwahl bietet die Leica TL2 neun motivabhängige Belichtungsprogramme. Darunter befindet sich mit der Einstellung „Digiskopie“ eine Lösung, die bei Tieraufnahmen mit einem Spektiv hilfreich ist. Ansonsten bietet die TL2 die üblichen Modi etwa für „Porträt“, „Sport“, „Landschaft“ oder „Sonnenuntergang“.
Pro: Die Leica TL2 ist eine leistungsstarke APS-C-Systemkamera mit elegantem Design und ungewöhnlichem Bedienkonzept. Sie ist sehr kompakt und vielseitig anwendbar.
Contra: Die Handhabung kann eigentlich gefallen, wird aber Fotografen, die eine „klassische“ Bedienung wünschen, eher abschrecken. Diese werden auch den fehlenden Sucher vermissen.
Leica hat bei der neuen Version TL2 ihrer spiegellosen Systemkamera mit APS-C-Sensor vieles verbessert. Vor allen Dingen die Geschwindigkeit bei Aufnahme, Fokussierung, Serienbildern und mehr ist gestiegen. Moderne Ausstattungsmerkmale wie USB-3.0-Anschluss oder Wi-Fi-Funktionalität runden das Paket ab. Geblieben ist das Konzept einer hochwertigen Kamera in einem edlen Gehäuse, das aus einem einzigen Alublock gefräst und handpoliert wird, sowie die für eine Leica-Kamera sehr ungewöhnliche Bedienphilosophie über das berührungsempfindliche LCD.
Die Einstellmöglichkeiten für das Videoformat sind begrenzt. Der Fotograf hat die Wahl zwischen 4K mit 3.840 mal 2.160 Pixel, 1080p, 720p sowie der „Slomo“-Einstellung für Zeitlupen – unterschiedliche Datenraten oder Dateiformate sind nicht wählbar. Die Filme werden daher immer als MP4 aufgezeichnet, wobei die Clips im 4K-Modus mit 100 Megabit pro Sekunde eine erfreulich hohe Datenrate nutzen.
Das „Video“-Menü der Kamera bietet nur noch einen virtuellen Ein-/Ausschalter für die elektronische Bildstabilisierung der Filme. Außerdem gibt es eine ebenso rein elektronische „Taste“, um Windrauschen bei der Tonaufzeichnung zu reduzieren.
Die Bildfrequenzen sind ein Pluspunkt der Videofunktion. 4K wird mit 30, 1080p mit 60 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet. Bei der einfachen HD-Aufnahme mit 1.280 mal 720 Pixel sind sogar 120 Bilder pro Sekunde möglich, sodass Zeitlupen mit etwa vierfach reduzierter Geschwindigkeit des realen Geschehens entstehen.
Bei der Belichtungseinstellung sind dagegen individuelle Einstellungen praktisch nicht machbar. Unabhängig davon, ob die Fotofunktion im P-, S-, A- oder M-Modus arbeitet, wechselt die TL2 bei Druck auf den Videoauslöser in den Automatikbetrieb. Lediglich über die EV-Korrektur kann man Einfluss auf die Bildbelichtung ausüben.
Fehlende manuelle Einstellungen gelten auch für den Ton. Die Kamera zeichnet ihn in Stereo auf, besitzt aber keinen Anschluss für ein externes Mikrofon.
Die hohen Auflösungswerte im Videotest sind auch eine Folge der sehr starken Nachschärfung ihrer Filmbilder, was zu einem intensiven Videolook der Aufnahmen führt. Da manuelle Einstellungen beim Filmen fehlen, sind individuelle Anpassungen nicht möglich, sodass man die Clips der TL2 nur für bewegte Schnappschüsse nutzen kann.