Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
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Annie Leibovitz über die Schulter geschaut

Keith Richards meinte bewundernd, dass er Annie Leibovitz keine zwei Wochen gegeben hatte, als sie in den 1970ern eine Tour der Rolling Stones begleitete. Sie hielt den Wahnsinn durch, ging danach auf Drogenentzug, atmete tief durch und wendete sich anderen Motiven zu.

Annie Leibovitz besitzt einen unglaublich starken Willen, geschulte Augen und das Gespür, alles aus einem Moment herauszuholen. Im Buch erzählt sie, wie ihr das gelungen ist: Whoopi Goldberg steckte sie in eine Badewanne mit Milch, John Lennon krümmte sich nackt wie ein Embryo neben Yoko Ono und selbst die Queen posierte für sie. Nur eines mussten ihre Modelle nie machen: gezwungen lächeln. Neben Porträts schuf sie auch Modeaufnahmen, berichtete über den Jugoslawien-Krieg und den Völkermord in Ruanda. Bei jeder Episode staunt der Leser, wie sie die unterschiedlichen Herausforderungen bewältigt hat.

Ein Grund könnte sein, dass sie schon als Kind lernte, die Welt durch ein Sucherfenster zu betrachten. Da ihr Vater von einer Kaserne zur nächsten zog, lebten sie praktisch im Auto und die Welt zog an der Scheibe vorbei. Über die Jahrzehnte hinweg entwickelte sich Annie Leibovitz zu einer bedeutenden Chronistin dieser Welt. Foto-Interessierte kommen daher nicht um dieses Buch herum.

Annie Leibovitz: At Work. Schirmer/Mosel 2009, 240 Seiten, gebunden, ISBN 978 3 8296 0382 9, Preis: 46 Euro

 


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