Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Notizen  

Fleischeslust von Vera Mercer

Vera Mercer, geboren 1936, fand ihr Lieblingsthema in den Pariser Markthallen: Lebensmittel. Dass dazu auch der abgeschlagene Kopf eines Rinds gehört, ekelt vielleicht Betrachter, die nur eingeschweißte Koteletts aus dem Supermarkt kennen. Vorige Generationen waren weniger zimperlich: In den Stillleben des 16. Jahrhunderts, etwa dem Gemälde eines Fleischerladens von Pieter Aertsen um 1551, gehörten tote Tiere selbstverständlich zur Ästhetik. Im Gegensatz zu klassischen Künstlern trennt Mercer aber nicht zwischen Blumen- oder Jagdstillleben mitsamt ihren jeweiligen moralischen Bedeutungen. Sie schwelgt in Farben, Formen und Texturen, ohne etwa eine Gans mit Moral zu stopfen. Dafür lernt der Betrachter eine Lektion für die Sinne: Dass auch ein toter Hase, eingebettet in Trauben und Pfingstrosen, ein visueller Hochgenuss ist.

Vera Mercer: Photographs and Still Lifes. Kehrer Verlag 2010, 108 Seiten, Hardcover, ISBN 978 3 86828 111 8, Preis: 25 Euro

 


Anzeige
Anzeige
Anzeige