Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Literatur  

Fotobuch: Die letzten ihrer Art

Gefährdete Tierwelt

Kann man mit Schönheit auf Artensterben aufmerksam machen? Ja, und wie! Im Buch „Die Letzten ihrer Art“ gelingt dem Fotografen Joachim Schmeisser der Balanceakt zwischen Tod und majestätischem Leben exzellent. Er rührt mit Fotos, die ihresgleichen suchen, zu Tränen, zaubert ein Lächeln auf die Lippen und lässt den Betrachter staunend verweilen.

Oh mein Gott, sind die süß: Ja, die zwei Baby-Elefanten auf den ersten Seiten des Buches legen dem Leser diese Worte ganz automatisch in den Mund. Und ehe man sich versieht, sind sie ausgesprochen. Doch wer die Zeilen davor aufmerksam gelesen hat, dem treibt es gleichzeitig die Tränen in die Augen. Denn der Fotograf Joachim Schmeisser führt dem Leser in „Die Letzten ihrer Art“ die Schönheit der Tiere und der Natur vor Augen und macht gleichzeitig darauf aufmerksam, wie gefährdet das komplexe Ökosystem ist. Im Vorwort geht er deshalb darauf ein, dass die Wildtiere Afrikas bereits 75 Prozent ihres natürlichen Lebensraums verloren haben und wir das sechste große Artensterben der Geschichte erleben – pro Tag werden etwa 150 Arten ausgelöscht. Und die Bedrohung nimmt weiter zu. Vom Berggorilla beispielsweise gibt es – trotz steigender Zahlen – laut WWF nur rund 1.000 Tiere. Oder das Breitmaulnashorn, das aufgrund seines Horns, dem eine fiebersenkende, entgiftende und sogar krebsheilende Wirkung angedichtet wird, im Fokus der Wilderer steht – laut WWF wurden dafür im Jahr 2015 insgesamt 1.342 Tiere getötet.

Joachim Schmeisser wurde 1958 in Deutschland geboren und startet seine Karriere als Fotograf in den 80er-Jahren. Bekannt geworden ist er durch seine tiefgreifenden und intimen Tierporträts, die schon in früheren Werken zu bestaunen sind, etwa im 2017 erschienenen Buch „Elephants in Heaven“. Die großen Tiere sind ihm ans Herz gewachsen und er schafft es auch im aktuellen Fotoband wieder, eine beeindruckende Nähe herzustellen.

In Sekundenbruchteilen springt diese auf den Leser über und baut eine Beziehung zu den Tieren auf – die gewählte Sepia-Tonung der Fotos unterstützt die Gefühlswelt mit wohliger Wärme. Ob das Baby-Nashorn mit seiner Mutter, männliche Geparden, die sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen haben, oder der Elefant, der von einem Kuhreiher begleitet wird: Schmeisser schafft es trotz der beim Fotografieren notwendigen Distanz zu den Tieren, ein „Dabei“-Gefühl zu erzeugen.

Imponierend ist beim Blättern durch das Buch der ungeheure Detailreichtum der Fotos, der selbst die kleinsten Falten eines Dickhäuters offenbart. Das animiert den Betrachter dazu, über die Lebens- und auch Leidensgeschichte der Tiere nachzudenken – immerhin können sie bis zu 70 Jahre alt werden. Neben fesselnden Por­trätaufnahmen bindet Schmeisser immer wieder den Lebensraum der Tiere mit ein. So fotografierte er etwa eine Gruppe aus vier Elefanten in der unendlich weiten afrikanischen Steppe. Mit erstaunlicher Wirkung: Die Tiere, die gut und gerne bis zu drei Meter groß werden können, wirken in dieser Konstellation allein, verloren und zerbrechlich – ein Fingerzeig auf die Bedrohung dieser wunderschönen Tierwelt und ein dringlicher Appell, sich für deren Erhalt einzusetzen. „Die Letzten ihrer Art“ ist ein tolles Buch mit überwältigenden Fotos vor einem überlebenswichtigen Hintergrund.

Joachim Schmeisser, Die Letzten ihrer Art, Hardcover, 27,5 x 34 cm, 224 Seiten, teNeues, ISBN: 978 3 96171 280 9, Preis: 50 Euro.


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