Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Literatur  

Fotobuch: Sternbilder der Welt

Sternstunden

Der Titel „Sternbilder der Welt“ führt einerseits etwas in die Irre, andererseits aber auch nicht: Bilder mit Sternen gibt es nämlich reichlich zu sehen in dem Buch von Astrofotograf Stefan Liebermann und Astrophysiker Till Mundzeck. Nur ist es für Einsteiger gar nicht so einfach, in dem Gewirr aus unzähligen Himmelskörpern eines der offiziellen 88 Sternbilder der Internationalen Astronomischen Union zu entdecken, also beispielsweise den Großen Wagen oder den Orion. Diese Konstellationen stehen eindeutig nicht im Mittelpunkt des Buchs, sondern prächtige Aufnahmen des Milchstraßenbandes, von astronomischen Nebeln und Polarlichtern, oft in gelungener Kombination mit der irdischen Landschaft.

Die Fotos zeigen etwas, was dem unbewaffneten menschlichen Auge entweder grundsätzlich verborgen bleibt – etwa besonders lichtschwache Objekte – oder was aufgrund der ausufernden nächtlichen Beleuchtung nur noch an ganz wenigen Orten in Mitteleuropa zu sehen ist. So sind von prinzipiell an einem Ort ungefähr 3.000 ohne Hilfsmittel sichtbaren Sternen in Städten oft deutlich weniger als 100 erkennbar, und die Tendenz ist leider trotz allerlei Bemühungen seit Jahren abnehmend.

PRAKTISCH

Mit bloßem Abknipsen des Nachthimmels ist es freilich nicht getan, um zu Ergebnissen wie den gezeigten zu kommen. Zur Astrofotografie gehört einiges mehr, und daher führt „Sternbilder der Welt“ dankenswerterweise auch in die Grundlagen dieser sehr speziellen, aber auch hochinteressanten fotografischen Disziplin ein. Neben einer Kamera mit möglichst rauscharmem (Vollformat-)Sensor und hohem Dynamikumfang ist vor allem auch ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv wichtig, schließlich soll möglichst viel des wenigen Sternenlichts genutzt werden. Eine Anfangsblende von f2.8 ist daher nötig, und noch größere Öffnungen sind keinesfalls verkehrt. Neben der Technik sind Aufnahmeort und -zeit entscheidend. Stefan Liebermann nennt fünf Schlüsselbedingungen für gelungene Astrofotos:

  • Die Sonne sollte schon mindestens zwei Stunden lang untergegangen sein (oder noch mindestens zwei Stunden bis zum Aufgang benötigen),
  • der Mond sollte nicht zu sehen sein,
  • den Blick auf den Himmel dürfen keine Wolken trüben,
  • Jahreszeit und Ort müssen zur geplanten Aufnahme passen und
  • künstliches Licht sollte im weiteren Umkreis möglichst völlig fehlen.

Gerade die letzte Forderung ist bei uns nur sehr schwer zu erfüllen. Am ehesten eignen sich abgelegene, ländliche Orte beispielsweise im Gebirge oder der „Sternenpark“ Westhavelland (www.sternenpark-westhavelland.de), in dem die Lichtverschmutzung minimiert ist.

THEORETISCH

Und einen dritten Aspekt bietet das Buch: Auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Astronomie bringt es dem Leser in den begleitenden Texten nahe. Erklärt werden Phänomene wie Polarlichter, der Lebenszyklus von Sternen oder dunkle Materie. „Sternbilder der Welt“ schafft es damit, an Astronomie und am Sternenhimmel interessierte Leser mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen zu fesseln: Aktive Fotografen, Naturliebhaber und ganz allgemein naturwissenschaftlich Interessierte kommen gleichermaßen zu ihrem Recht und können vielleicht sogar über ihren Tellerrand hinausschauen.

Stefan Liebermann, Till Mundzeck: Sternbilder der Welt. Frederking & Thaler 2023, 224 Seiten, Hardcover, ISBN 978 3 95416 387 3, Preis: 49,99 Euro


Anzeige
Anzeige
Anzeige