Prima Prisma

Zwar ist Elizaveta Porodina erst 1987 geboren. Aber ihre Fotokompositionen erlauben ein kunsthistorisches Suchspiel, das in die 1920er- bis 1930er-Jahre zurückreicht. Mal sind es verschobene Augen, mit denen Man Ray experimentierte, Kulissen wie im expressionistischen Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“ oder Verwandlungen wie in einem surrealen Gemälde von René Magritte. In fast jeder Aufnahme entdeckt man solche Inspirationen.

Das mag nach grauer Theorie klingen, doch sind die Ergebnisse fern davon: Sie schwelgen in satten Farben, die an analoge Polaroids und Dia-Filme erinnern, entstehen allerdings mit einer Digitalkamera. So sehr diese Palette das Auge bezirzt, so sehr verstört sie es mit vielfach gebrochenen Formen. Die Künstlerin erreicht dies mit klassischen Verfahren, indem sie Schatten projiziert, durch geölte Glasplatten fotografiert oder Mehrfachbelichtungen übereinander legt. Die Wahrnehmung des Betrachters wird so gleichzeitig gebannt und zerfällt in Fragmente, was das Blättern durch das Buch fast zu einem psychedelischen Trip macht.

Elizaveta Porodina: Un/Masked. Hatje Cantz 2022, 160 Seiten, englisch, Hardcover, ISBN 978 3 7757 5246 6, Preis: 48 Euro.