Erotik mit Format

Der 45-jährige Fotograf Igor Amelkovich arbeitete als Radiotechniker, Soldat und Rockmusiker. Vor 13 Jahren entdeckte er die Fotografie. Er gehört einer wachsenden Gemeinde an, die das Mittelformat wiederentdeckt und dem analogen Film treu bleibt. Im Vorwort zu seinem Buch „Land of Erotic Beauty“ schildert er seine Liebe zu den Besonderheiten des Formats und wie er sie nutzt.

Als Leif-Eric Nygard die Schauspielerin Marylin Monroe ablichtete, schlug sie ihm vor, mit ihr zu schlafen. Der Fotograf riss sich zurück und wählte stattdessen die Erotik des Betrachtens. Diese Entscheidung muss jeder Aktfotograf treffen, auch wenn manche nur von vergeistigter Ästhetik wissen wollen. Dies macht auch Amelkovich als Fotograf und Mann sichtbar. Mit seiner Kamera praktiziert er, was auch Sex ausmacht – mit allen Abgründen und Höhen.

Wenn etwa ein riesiger Kranhaken unter einer Nackten schwebt, geht es ausschließlich um ein großes verbogenes männliches Ego. Oft sieht er von solchen Inszenierung ab und studiert obsessiv bis ins letzte Detail einen Körper, der nur Objekt für ihn scheint. Aber in letzter Konsequenz erreicht er seine stärkste Wirkung, wenn er weiter geht und sich ganz auf den Körper als Skulptur einlässt. Hier gelingen ihm großartige Aufnahmen, die den Bildband sehenswert machen: Hauttöne etwa macht Amelkovich wie flüssige Seide spürbar. Ebenso versteht er sich auf einzigartige Posen. Beispielsweise verwandelt er Po und Schamlippen, die aus einem stillen See auftauchen, in eine metaphysische Erscheinung.

Igor Amelkovich: Land of Erotic Beauty. Edition Skylight 2012, Hardcover, 159 Seiten, ISBN 978 3 03766 631 9, Preis: 39,95 Euro