Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Literatur  

Nadav Kander reiste zwischen Traum und Realität

Dem großen Fluss folgen

Nadav Kander folgte dem Lauf des "Großen Flusses", des Jangtsekiang, von der Mündung bis zu seiner Quelle. Seine Reise hat er in poetischen Bildern festgehalten. Sie zeigen allerdings kein Postkartenidyll, sondern die Folgen des chinesischen Wirtschaftsbooms, der die Landschaft nachhaltig verändert hat.

Wie jeder wahre Dichter flüchtet Kander nicht vor der Wirklichkeit, selbst wenn sie mit technischen Monstrositäten zugebaut ist. Zwar bevorzugt er gedämpfte Farben und eine ruhige Bildaufteilung. Doch sein Himmel hat sich zu einer zementierten Nebelwand verdichtet, die Erde wird zerschnitten von Betonstreben und dazwischen ergießt sich ein schlammiger Fluss.

Rührend hilflos tritt zwischen Stahl und Beton das Leben hervor. Verloren wie in einem Traum zeigen sich einzelne Figuren. Fast erstaunt stehen sie vor den Klötzen, die auf einer Landschaft lasten, die sie selbst geschaffen haben. Solche Zeichen menschlichen Größenwahns werden zum Ursprung des Jangtsekiang hin spärlicher. Die Natur, die zuvor gebändigt schien, kommt wieder zum Vorschein – endlos und vollkommen gleichgültig.

Nadav Kander: Yangtze – The Long River. Hatje Cantz 2010, 188 Seiten, Hardcover/Leinenbindung, ISBN 978 3 7757 2683 2, Preis: 58 Euro

 


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