Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Kameras  

Yashica Y35 digiFilm

Mit ohne Film

Diese Kamera verdient das Prädikat „Außergewöhnlichste Neuvorstellung 2017“. Die auf Kickstarter als Crowdfunding-Kampagne gestartete und mit nebulösen Aussagen des Herstellers garnierte „Yashica Y35 digiFilm“ wird Realität.

Das Konzept: Man nehme eine digitale Kamera mit winzigem Sensor (1/3,2 Zoll) und 14 Megapixel Auflösung, 35-Millimeter-Objektiv (Kleinbildentsprechung), Speicherung von Bildern auf SD-Karten sowie zwei AA-Zellen zur Energieversorgung – so weit, so normal. Vor der Aufnahme muss man aber einen „digiFilm“ in sie einlegen, der einer klassischen Kleinbildfilmpatrone nachempfunden ist und die Aufnahmecharakteristik der Kamera festlegt. Was nämlich bei anderen Digitalkameras mit Farbeinstellungen im Menü möglich ist und durch das bei höheren Lichtempfindlichkeiten auftretende Rauschen entsteht, wird hier durch vier dieser „digiFilm“-Typen definiert: Die erste Patrone für „ISO1600 High Speed“ sorgt für Farbaufnahmen mit hoher Lichtempfindlichkeit und kräftigem Rauschen – also deutlich sichtbaren „Filmkorn“. Eine „Black & White“-Version liefert als zweite Variante Schwarz-Weiß-Bilder mit ISO-400-Aufzeichnung, während Patrone Nummer 3 als „ISO200 Ultra Fine“ für „die schärfsten“ Farbfotos mit ISO-200-Simulation und geringem Rauschen/„Filmkorn“ sorgen soll. Als vierte Patrone steht „120 Format (6x6)“ zur Wahl, mit der die Digitalkamera digitale ISO-200-Farbaufnahmen auf das von Mittelformatsystemen bekannte quadratische Seitenverhältnis beschneidet.

Skurriler Höhepunkt der Simulation einer Analogkamera: Vor jedem Bild muss man den Schnellspannhebel der „Y 35“ bewegen, um den virtuellen Filmtransport um eine digitale Bildbreite zu veranlassen – und womöglich den „Verschluss zu spannen“. Ob dieser Hebel tatsächlich eine Funktion ausübt, ist fraglich. Vermutlich wird eine Nichtbetätigung lediglich dafür sorgen, dass die Betriebsssoftware der Kamera das Auslösen sperrt und der Hebel damit in etwa so sinnvoll ist wie Loriots „Familienbenutzer“.

Letzten Endes gilt dies zwar für die gesamte Kamera, aber das scheint keine Rolle zu spielen: Das Zahlungsziel der Kickstarter-Kampagne von umgerechnet etwa 87.000 Euro hat die „Yashica digiFilm“ schon nach wenigen Stunden deutlich überschritten. Oder wie der Hersteller es selbst auf der Kickstarter-Seite ankündigt: „Expect the Unexpected.“

Die Kampagne lief bis Ende November 2017. Wer die „Yashica Y35 digiFilm“ ebenfalls kaufen wollte, war mit etwa 140 US-Dollar dabei.



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