Hersteller | Sony | |
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Modell | RX1R II | |
Original Testbilder: | ||
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Neben Leicas Q bildet die Sony RX1-Serie mit hochauflösenden Vollformatsensoren und einer Weitwinkelfestbrennweite die Top-Riege der „Kompaktkameras“ mit fest eingebautem Objektiv. Im Fall der neuen RX1R II hat das ebenfalls einen stolzen Preis. Die unverbindliche Preisempfehlung beträgt 3.500 Euro. Dafür erhält man jedoch eine 42-Megapixel-Kamera mit einer ausgezeichneten Optik und einer inzwischen sehr umfassenden Ausstattung.
Die erste Generation der RX1-Serie gab es noch in zwei Varianten: Als RX1 besaß sie einen normalen Tiefpassfilter, die etwa ein halbes Jahr später vorgestellt RX1R verzichtete zugunsten einer maximalen Bildschärfe darauf.
Mit der RX1R II kombiniert Sony beide Lösungen durch einen „Optisch variablen Tiefpassfilter“. Er lässt sich im Menü zuschalten, denn in ihren Grundeinstellung ist die „LPF“-Funktion („Low Pass Filter“) zunächst aus. Aber für Motive mit hoher Moiré-Gefahr wie etwa bei feinen Stoffen, kann man ihn in den Intensitätsstufen „Standard“ und „Hoch“ aktivieren. Die Tiefpassfilterfunktion wird über einen Flüssigkristallfilter elektronisch erzeugt. Alle Bilder dieses Tests wurden jedoch bei ausgeschaltetem Filter aufgenommen.
Die Erweiterung der RX1R um einen optischen Sucher ist ein ganz dicker Pluspunkt der neuen Kamerageneration, denn er macht etwa Außenaufnahmen im hellen Sonnenlicht komfortabler und erspart den optischen Aufstecksucher „ “, den Sony für viel Geld für das ältere Modell anbot. Der Sucher springt durch Betätigung eines kleinen Schalters an der linken Seite aus seiner ins Gehäuse integrierten Transportposition heraus. Er bietet 2,36 Millionen RGB-Bildpunkte und entspricht den Top-Lösungen der A7R-II-Reihe. Mit einer Vergrößerung von Faktor 0,74 (bei Umrechnung auf ein 50-Millimeter-Objektiv) liefert er ein großes und helles Sucherbild, das mit heute üblichen Komfortfunktionen wie „Fokus Peaking“ und ähnlichen Dingen arbeitet. Die Bildgestaltung und Motivwahl ist damit spürbar einfacher als beim Vorgängemodell geworden.
Ungewöhnlich für eine Kamera mit Weitwinkeloptik ist der Einsatz eines Bildstabilisators, den die RX1R II trotzdem bietet. Ihr „SteadyShot“ kann durchaus auch für solche Anwendungen hilfreich sein.
Die letzte Neuerung betrifft die automatische Scharfeinstellung. Ihr „Hybridfokussystem“ kombiniert die Kontrastmessung einer Kompaktkamera mit der Phasendetektionsmessung, die bei SLRs üblich ist. Mit 399 AF-Feldern, die einen sehr großen Bereich des Sucherbilds abdecken, ist er extrem vielseitig und vor allen Dingen schnell.
Das von Carl Zeiss zertifizierte Objektiv der Kamera überzeugt mit einer sehr hohen Schärfe und einem knackigen Kontrastverhalten. Etwas störend ist die relativ hohe Verzeichnung von etwa drei Prozent, die damit bei Fotos von gleichförmigen Strukturen im Bild sichtbar ist. Dagegen bleibt die Vignettierung selbst bei Offenblende mit 0,249 Blendenstufen unterhalb einer Drittelblendenstufe, ab der man den Effekt im Bild sieht. Das Bokeh wirkt sehr natürlich, sodass man die große Lichtstärke und die daraus folgende Blende f2,0 für die kreative Bildgestaltung einsetzen kann.
Die hohe Bildschärfe von Objektiv und Sensor ist im Auflösungsergebnis sichtbar. Mit 5.059 von 5.304 Linien in der Bildhöhe liefert die Kamera sowohl bei absoluten als auch relativen Pixelwerten ein hervorragendes Ergebnis.
Der Dynamikumfang ist in den unteren ISO-Stufen exzellent. Die Kamera erreicht bei ISO 200 ein Maximum von 11,8 Blendenstufen, bis ISO 1.600 hält sie ein Niveau von etwa zehn Blendenstufen. Darüber hinaus macht sich die hohe Pixeldichte des Sensors und damit geringere Lichtempfindlichkeit bemerkbar, sodass der Kontrastumfang auf etwa neun Stufen sinkt.
Das Rauschverhalten ist ebenfalls ausgezeichnet. Erst bei ISO 12.800 steigt es über die magische Ein-Prozent-Marke. In Bildern mit ISO 51.200 und 102.400 ist die Kombination aus Farbrauschen und Glättungsfilterung deutlich erkennbar und störend.
Pro: Die Auflösungsleistung und Farbdarstellung sind exzellent. Die Kamera liefert sehr gute Weitwinkelbilder und kann auch bei Videoaufnahmen überzeugen.
Contra: Angesichts der hohen Leistung sind echte Mankos bei der Kamera fast Mangelware. Die Einschränkung auf Weitwinkelfotografie gehört aber dazu.
Die Sony RX1R II überzeugt mit ihrer ausgezeichneten Bildqualität, bei der nur die Verzeichnung der Bilder etwas stört. Zudem ist die Kamera inzwischen mit ihrem hochauflösenden Sucher und dem neuen AF-System auch sehr gut ausgestattet. Nur der hohe „Anschaffungswiderstand“ von knapp 3.500 Euro ist ein echtes Hindernis.
Die RX1R II kann wie alle aktuellen Sony-Kameras auch Videos aufzeichnen, begnügt sich aber mit Full-HD-Filmen mit 1.920 mal 1.080 beziehungsweise auf Wunsch auch der kleineren HD-Auflösung von 720p. Der Hersteller begründet das Fehlen einer 4K-Aufzeichnung mit thermischen Gründen, denn der sehr große Bildsensor im äußerst kompakten Gehäuse würde natürlich speziell bei 4K-Filmen sehr heiß werden. Nicht umsonst setzt die in Ausgabe 12/2015 getestete Canon XC10 sogar ein aktives Lüftersystem ein, um das Kamerainnere zu kühlen.
Die Sony speichert ihre Filme aber im hochwertigen XAVC-S-Format, das wie MP4 auf einer H.264-Kodierung beruht, aber eine sehr hohe Datenrate von bis zu 50 Megabit pro Sekunde erlaubt. Alternativ kann man die RX1R II auch auf den klassischen AVCHD-Modus und damit auf H.264-Filme mit bis zu 28 Megabit pro Sekunde umschalten. Ebenfalls hoch sind die möglichen Bildraten, denn mit 50/60 Aufnahmen pro Sekunde (PAL/NTSC) lassen sich mit ihr auch schnell bewegte Motivelemente sehr flüssig ablaufend wiedergeben.
Neben der Automatikeinstellung erlaubt die Sony auch Zeit- und Blendenvorwahl sowie einen komplett manuellen Modus. Diese lassen sich im Menü wählen, wenn das Wahlrad auf der Oberseite auf die Filmeinstellung gedreht wird, während seine Einstellungen P, S, A und M keinen Einfluss auf die Videoaufnahme haben. Auch der Ton kann manuell ausgesteuert werden.
Eine gute, wenn auch nicht rekordverdächtige Auflösungsleistung, gute Farbdarstellung und manuelle Einstellungen sorgen für erfreuliche Videoergebnisse.