Hersteller | Canon | |
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Modell | EOS R | |
Original Testbilder: | ||
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Mit der EOS R hat Canon seine erste spiegellose Systemkamera mit einem Sensor im Kleinbildformat vorgestellt. Sie ist damit das erste Modell einer neuen Baureihe, die um das ebenfalls neue R-Bajonett und seine Objektive herum auf den Markt kommen wird.
Die Kamera arbeitet mit einem ebenfalls speziell für dieses System entwickelten Bildsensor, der eine nominelle Auflösung von 30,3 Megapixel erreicht. Zudem bietet er Canons „Dual Pixel CMOS“-Autofokussystem mit Phasendetektion, sodass der Fotograf sage und schreibe 5.655 AFPunkte nutzen kann, die sich in verschiedenen Gruppen konfigurieren lassen.
Nicht nur die Individualeinstellungen für den Fokus sind sehr vielseitig, auch die weiteren Funktionen der Kamera lassen sich weitgehend ändern.
Die Handhabung der Kamera ähnelt in vielen Bereichen der von Canon-SLRs, ist teilweise aber auch überraschend anders. Das große Moduswahlrad auf der Oberseite fehlt der spiegellosen Kamera. Stattdessen gibt es einen „MODE“-Knopf, mit dessen Hilfe und dem Parameterrad man zwischen P, Tv, Av und M sowie benutzerdefinierten Einstellungen umschaltet. Auch der Wechsel zur Filmaufnahme erfolgt hiermit: Man bedient den MODE-Schalter und ein weiterer Druck auf die INFO-Taste macht aus der Fotokamera einen 4K-Camcorder. Für den Start der Filmaufzeichnung gibt es einen Videoauslöser auf der Oberseite. In Ausgabe 11/2018 wurde bereits erwähnt, dass die Kamera auf einen Joystick verzichtet, mit dem man etwa die Autofokusfelder schneller wählen könnte. Stattdessen lassen sich viele Funktionen über das berührungsempfindliche Display aufrufen. Zudem steht rechts vom Sucher ein berührungsempfindliches Feld zur Wahl.
Es ist nur mit Rechts- und Links-Richtungspfeilen beschriftet, weil es im Menü mit einer gewünschten Funktionen belegt werden kann. Außerdem verfügen die neuen R-Objektive neben Fokus- und Brennweitenring noch über einen dritten, den so genannten Steuerungsring, der weitere Einstellmöglichkeiten bietet. Dieser Ring findet sich sogar an einem der EF-Objektivadapter wieder.
Canon bietet entsprechende Adapter für die älteren Canon SLR-Objektive, die sich damit ohne Probleme an der neuen EOS R nutzen lassen. Im Test kam etwa das betagte Canon EF 17-40 mm/4,0 L USM zum Einsatz, das sich mit dem Adapter wie ein R-Objektiv nutzen ließ. Mit dem erwähnten Adapter kann dann der „Steuerungsring“ noch hinzukommen. Insgesamt muss sich ein bisheriger Canon-SLR-Fotograf in einigen Punkten etwas umgewöhnen, wenn er mit der neuen EOS R arbeiten möchte. Hilfreich ist dagegen der hochauflösende und brillante Sucher, der ein wirklich ausgezeichnetes Bild liefert und auch schnell genug ist, um Bewegungen etwa beim Sport problemlos im Blick behalten zu lassen. Er bietet die für spiegellose Systemkameras üblichen Sonderfunktionen wie eine Belichtungssimulation, Hilfen bei der manuellen Scharfstellung über „Focus Peaking“ oder auch eine digitale Wasserwaage, um die Kamera auf einem Stativ exakt auszurichten.
Die Kamera überzeugte im Test in vielen Punkten: Die Auflösungsleistung ist sehr hoch, denn mit dem im Test verwendeten Standardzoomobjektiv Canon RF 24-105mm f/4L IS USM setzte sie die nominelle Sensorauflösung praktisch komplett in sichtbare Bilddetails um. Das Objektiv ist mit einem optischen Stabilisator ausgerüstet, weil die Kamera selbst leider kein Stabilisierungssystem auf Basis einer Sensorverschiebung besitzt. Damit verspielt die neue EOS R einen von den Konkurrenzmodellen von Sony und Nikon angebotenen Vorteil. Deren interne Stabilisatoren sind bei jedem angeschlossenen Objektiv aktiv und sinnvoll einsetzbar – auch bei älteren und über einen Adapter angeschlossenen Modellen. Die in den technischen Daten angegebene Serienbildgeschwindigkeit von acht Aufnahmen pro Sekunde erreichte die EOS R im Test tatsächlich. Allerdings ist zu beachten, dass sie in diesem Hochgeschwindigkeitsmodus die Schärfe nicht nachführt, sondern die Fokuseinstellung des ersten Bilds für die Folge übernimmt. Wer AF-Nachführung wünscht, muss mit fünf Bildern pro Sekunde auskommen.
Canons Einstieg in die Welt der DSLMs mit Vollformatsensor ist gelungen, erscheint aber in einigen Punkten noch etwas verhalten. Die Kamera entspricht der leistungsstarken gehobenen Mittelklasse der Vollformat-SLRs, sie lässt für Profis aber noch Punkte vermissen.
Die Canon EOS R ist in der Lage, Videos aufzuzeichnen. Als höchste Auflösung beherrscht sie den UHDTV-Standard, also 4KAufnahme mit 3.840 mal 2.160 Pixel. Je nach gewähltem Videosystem von entweder PAL oder NTSC stehen dabei maximal 25 beziehungsweise 30 (genauer 29,97) Bilder pro Sekunde zur Auswahl. Im Full-HD-Modus erreicht sie maximal 50 beziehungsweise 60 Bilder pro Sekunde. Schaltet man auf die kleine HD-Auflösung mit 1.280 mal 720 Pixel um, sind Zeitlupensequenzen mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde möglich. Gespeichert werden die Filme als MP4-Dateien mit H.264-Komprimierung, wobei für höchstmögliche Qualität der „All-I“-Intraframe-Modus quasi mit Einzelbildspeicherung genutzt wird. Ansonsten bietet die Kamera die speicherplatzsparendere „IBP“- Komprimierungstechnik. Nach Umschaltung in den Video-Modus per MODE-Taste und INFO-Taste stehen die Unterprogramme für Tv (Zeitvorwahl) oder Av (Blendenvorwahl) sowie eine komplett manuelle Belichtungssteuerung zur Wahl. Der ISO-Wert ist von Hand einstellbar, dies gilt jedoch nur im voll manuellen Belichtungsmodus. Auch der Tonpegel lässt sich von Hand festlegen. Ein optional wählbarer Windfilter hilft, die Klangqualität zu optimieren. Noch besser ist natürlich der Einsatz eines externen Mikrofons, was die Kamera auch vorsieht. Mittels Kopfhöreranschluss lässt sich die Tonqualität direkt kontrollieren.
Die Canon EOS R bietet vielseitige Videofunktionen und unterstützt die Aufnahme durch praktische Details wie etwa einen komplett dreh und schwenkbaren Touch-Monitor. 4K- und Full-HD-Aufnahmen können in vielfältigen Formaten in unterschiedlichen Qualitätsstufen gespeichert werden. Profi-Funktionen wie etwa eine C-LOG-Farbvariante für mehr Reserven in der Nachbearbeitung gibt es auch.