Hersteller | Leica | |
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Modell | CL | |
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Die neue CL-Kamera von Leica basiert auf einem klassischen Sucher-Kamera-Konzept mit Wechselobjektiven, das jedoch für aktuelle Digitaltechnik umgesetzt wurde. Dabei übernimmt sie zu großen Teilen die Technik der bisherigen APS-C-Kameras TL und TL2, die stärker auf eine Bedienung über die Menüs auf dem Touch-Monitor konzipiert waren. Dies empfiehlt sich im fotografischen Alltag vielleicht für Schnappschussfotografen mit dem Smartphone, für ein gezieltes Arbeiten erweist es sich aber mitunter als unpraktisch. Nicht umsonst haben sich die Bedienkonzepte seit der Ur-Leica von Oskar Barnack immer mehr zu inzwischen bewährten und ergonomischen Lösungen weiterentwickelt.
Auf Seiten des Aufnahmemoduls entspricht die Kamera in sehr weiten Teilen der TL2, sodass sich etwa am Sensorformat, der Auflösung und ähnlichem wenig bis nichts getan hat. Allerdings sind die Funktionen der neuen Kamera rund um die Serienbilder etwas verbessert worden – doch dazu später mehr.
Auffallende Änderung gegenüber der – nur wenige Monate – älteren Schwester TL2 ist der Einsatz eines optischen Suchersystems. Als spiegellose Systemkamera handelt es sich dabei natürlich um eine elektonische Lösung auf Basis eines winzigen LC-Monitors, der mit 2,36 Millionen RGB-Bildpunkten im Okular das eigentliche Suchersystem der Kamera darstellt.
Gegenüber der TL2 wurde wegen dieses neuen Suchersystems auch das rückseitige LC-Display kleiner (7,5 statt des großen TL2-Monitors mit 9,3 Zentimetern Bilddiagonale). Die Reduzierung ist nachvollziehbar. Erstens musste natürlich Platz für den neuen Sucher geschaffen werden und zweitens dient dieser jetzt auch eindeutig als Hauptsystem bei der Bestimmung des Bildausschnitts.
Ebenfalls im Direktvergleich auffallend sind die zwei Einstellräder auf der Oberseite, die mehrere Aufgaben übernehmen. Sie kommen sowohl für Parametereinstellungen als auch für die Navigation im Menü zum Einsatz. Beide sind mit einem Druckschalter ausgerüstet, um Befehle zu bestätigen.
Die Einstellräder werden mit dem Daumen der rechten Hand bedient, was auch beim Halten der Kamera ans Auge bequem möglich ist. Ein weiteres Rad weiter vorne fehlt, da die Leica CL mit ihrem minimalistischen Sucherkamera-Design natürlich auch keinen dicken Griffwulst anbietet. Dennoch liegt die kleine Kamera gut in der Hand und erfreut auch haptisch durch ihr hochwertiges Metallgehäuse und die sehr stabilen, wertigen Bedienelemente. Zwischen den Rädchen verbirgt sich noch ein Schwarz-Weiß-LCD als Statusmonitor, der jedoch mit 128 mal 58 Pixel so winzig ist, dass wirklich nur die wichtigsten Einstellungen, nämlich Blende, Verschlusszeit und Belichtungsprogramm dargestellt werden, nicht jedoch wie bei großen SLRs mit entsprechendem Display auch Akkuzustand, EV-Korrektur, ISO-Wert, nutzbare Bildanzahl und vieles mehr. Dennoch ist auch das Status-LCD der Leica CL eine praktische Hilfe.
Auf der Rückseite zeigt sich die Kamera ebenfalls sehr aufgeräumt. Rechts vom Monitor sind nur das Steuerfeld für die Menünavigation und links lediglich drei Funktionsschalter zu finden. Der mit „Fn“ gekennzeichnete Knopf startet in der Werkseinstellung die Auswahl der Selbstauslöserfunktion beziehungsweise ruft bei längerem Druck eine Auswahl aus maximal acht Funktionen auf, die der Fotograf im Menü selbst definieren darf. Hier wählt man die gewünschte Einstellung, die dann mittels kurzem Knopfdruck aufgerufen wird – etwa die Umstellung der Belichtungsmessung von „Spot“ auf „mittenbetont“ oder „Mehrfeld“.
Etwas skurril: Die Kamera besitzt bis auf den Blitzanschluss und den Schacht für die Speicherkarte keine weiteren Anschlüsse – also weder USB noch HDMI. Drahtlos kann sie jedoch per Wi-Fi die Bilder an Mobilgeräte schicken oder auch mit einer kostenlosen App ferngesteuert werden. Apropos Speicherkarte: Hier sind aktuelle Medien bis SDXC gemäß UHS-II-Standard verwendbar.
Im Vergleich zur TL2 wurde die Serienbildfunktion verbessert. Die neue Kamera erreicht bis zu zehn Bilder pro Sekunde und kann bei JPEG-Speicherung bis zu 140 Aufnahmen in Folge aufnehmen, bevor der Speicherpuffer gefüllt ist und die Bilder auf die Karte geschrieben werden. Bei gemeinsamer Aufnahme von JPEG- und Raw-Fotos sind es immerhin noch 33 Bilder, was bei einer Aufnahmedauer von mehr als drei Sekunden etwa im Sportbereich eine sinnvolle Reserve ist.
Raw-Bilder sichert die Kamera übrigens in dem von Adobe als De-Facto-Standard etablierten DNG-Format, sodass die Rohdatenbilder der Leica CL in praktisch jedem Bildbearbeitungsprogramm zu öffnen sind und keine Kompatibilitätshürden errichten.
Leicht irritierend ist die Tatsache, das JPEGs mit 6.000 mal 4.000 Pixel gespeichert werden, die DNG-Daten jedoch mit 6.016 mal 4.014 Punkten einen Hauch mehr erfassen und bei Wandlung in Adobe Photoshop dann doch wieder auf glatte Tausenderwerte reduziert werden.
Pro: Die gegenüber der Leica TL2 erweiterten Funktionselemente und vor allen Dingen der Sucher der neuen CL verhelfen der Kamera zu einer komfortableren Bedienung.
Contra: Das Status-LCD auf der Oberseite der Leica CL ist sehr klein und tief zwischen den Einstellrädern in das Gehäuse versenkt, was die Ablesbarkeit etwas schwierig macht.
Die Weiterentwicklung der älteren TL2-Kamera zu einem neuen CL-Modell, das um einen Sucher und zusätzliche Bedienelemente bereichert wurde, tut der ganzen Leica-APS-C-Produktreihe sehr gut. Die Handhabung der neuen Kamera ist deutlich angenehmer als die fast ausschließliche Konzentration auf das berührungsempfindliche Display bei der TL2. So wird die neue Leica zu einer Kamera für Puristen, bei der man sich komplett auf die Bildgestaltung konzentrieren kann. Funktionen wie die Wi-Fi-Steuerung können dabei durchaus hilfreich sein.
Filmen mit Leica – das macht auch die kleine CL möglich. Sie bietet 4K- und Full-HD-Aufzeichnung im MP4-Format, wobei sie hohe Datenraten von 95 Megabit pro Sekunde nutzt. Die Umschaltung auf die Videoaufnahme erfolgt über den Modus-Knopf, über den man bei der Fotoaufzeichnung die Belichtungsprogramme P, S, A und M wählt. Einen gesonderten Auslöser fürs Filmen besitzt die CL nicht.
Bei der Videoaufnahme sind kaum manuelle Einstellungen möglich. Die ISO-Lichtempfindlichkeit sowie Festlegung von Blende und Verschlusszeit werden ausschließlich von der Kamera vorgenommen. Der Filmer kann aber den Weißabgleich einstellen und mit der EV-Korrektur ein wenig Einfluss auf die Belichtung ausüben. Die Fokussierung ist von Hand vornehmbar, wozu wie im Fotomodus der entsprechende Menüeintrag von AFS/AFC auf die manuelle Scharfeinstellung MF umgeschaltet werden muss. Eine dann automatisch aktive Sucherlupe und „Focus Peaking“ zur farblichen Markierung von scharf eingestellten Kontrastkanten helfen dem Filmer ebenso wie dem Fotografen.
Einen optomechanischen Bildstabilisator im Objektiv beziehungsweise Bildberuhigung durch Sensorverschiebung bietet die Leica CL leider nicht. Eine digitale Stabilisierungshilfe ist zuschaltbar, verkleinert aber den Bildausschnitt, weil die Videoaufnahme elektronisch gegen die Wackelrichtung in dem größeren Auschnitt verschoben wird.
Die kleine Leica CL liefert hochauflösende Videos mit klaren Bilddetails, aber etwas vorsichtig gesättigten Farben. „Bewegte“ Schnappschüsse zwischen den Bildern sind damit problemlos möglich. Für anspruchsvollere Arbeiten fehlen leider manuelle Einstellmöglichkeiten sowohl für die Belichtungs- als auch Tonpegelregulierung.