Hersteller Leica
Modell CL
Original Testbilder:
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Leica CL - Rückkehr zur Klassik

Mit der Leica CL nähert sich der Traditionshersteller bei seinen APS-C-Systemkameras schon rein äußerlich einer Kleinbildkamera wie der „Ur-Leica“ von Oskar Barnack an. 
Getestet in Ausgabe: FOTO HITS 3/2018

Die neue CL-Kamera von Leica basiert auf einem klassischen Sucher-Kamera-Konzept mit Wechselobjektiven, das jedoch für aktuelle Digitaltechnik umgesetzt wurde. Dabei übernimmt sie zu gro­ßen Teilen die Technik der bisherigen APS-C-Kameras TL und TL2, die stärker auf eine Bedienung über die Menüs auf dem Touch-Monitor konzipiert waren. Dies empfiehlt sich im fotografischen Alltag vielleicht für Schnappschussfotografen mit dem Smartphone, für ein gezieltes Arbeiten erweist es sich aber mitunter als unpraktisch. Nicht umsonst haben sich die Bedienkonzepte seit der Ur-Leica von Oskar Barnack immer mehr zu inzwischen bewährten und ergonomischen Lösungen weiterentwickelt.

Auf Seiten des Aufnahmemoduls entspricht die Kamera in sehr weiten Teilen der TL2, sodass sich etwa am Sensorformat, der Auflösung und ähnlichem wenig bis nichts getan hat. Allerdings sind die Funktionen der neuen Kamera rund um die Serienbilder etwas verbessert worden – doch dazu später mehr.

Technische Daten

Bild
  • Auflösung: 6.000 × 4.000 Pixel, 24 MP
  • Chip-Größe: 23,6 × 15,7 mm (APS-C-Format)
  • Objektiv: 11-23 mm; f3,5-4,5
  • Integrierter Bildstabilisator: nein
  • Verschlusszeiten: Bulb; 30 bis 1/8.000 s (elektronisch: 1/25.000 s)
  • Belichtungsmodi: Vollautomatik; P, S, A und M; Motivprogramme
  • ISO: 100-50.000
  • Autofokusfelder: 49 AF-Felder; einzeln wählbar
  • Sucher: elektronisch mit 2,36 Millionen RGB-Bildpunkten
  • LCD: 7,5 cm; 1,04 Mio. Bildpunkte
  • Preis (UVP): 3.499 Euro
  • Internet: de.leica-camera.com/

Aufbau

Bedienkonzept

Auffallende Änderung gegenüber der – nur wenige Monate – älteren Schwester TL2 ist der Einsatz eines optischen Suchersystems. Als spiegellose Systemkamera handelt es sich dabei natürlich um eine elektonische Lösung auf Basis eines winzigen LC-Monitors, der mit 2,36 Millionen RGB-Bildpunkten im Okular das eigentliche Suchersystem der Kamera darstellt.

Gegenüber der TL2 wurde wegen dieses neuen Suchersystems auch das rückseitige LC-Display kleiner (7,5 statt des großen TL2-Monitors mit 9,3 Zentimetern Bilddiagonale). Die Reduzierung ist nachvollziehbar. Erstens musste natürlich Platz für den neuen Sucher geschaffen werden und zweitens dient dieser jetzt auch eindeutig als Hauptsystem bei der Bestimmung des Bildausschnitts.

Ebenfalls im Direktvergleich auffallend sind die zwei Einstellräder auf der Oberseite, die mehrere Aufgaben übernehmen. Sie kommen sowohl für Parametereinstellungen als auch für die Navigation im Menü zum Einsatz. Beide sind mit einem Druckschalter ausgerüstet, um Befehle zu bestätigen.

Die Einstellräder werden mit dem Daumen der rechten Hand bedient, was auch beim Halten der Kamera ans Auge bequem möglich ist. Ein weiteres Rad weiter vorne fehlt, da die Leica CL mit ihrem minimalistischen Sucherkamera-Design natürlich auch keinen dicken Griffwulst anbietet. Dennoch liegt die kleine Kamera gut in der Hand und erfreut auch haptisch durch ihr hochwertiges Metallgehäuse und die sehr stabilen, wertigen Bedienelemente. Zwischen den Rädchen verbirgt sich noch ein Schwarz-Weiß-LCD als Statusmonitor, der jedoch mit 128 mal 58 Pixel so winzig ist, dass wirklich nur die wichtigsten Einstellungen, nämlich Blende, Verschlusszeit und Belichtungsprogramm dargestellt werden, nicht jedoch wie bei großen SLRs mit entsprechendem Display auch Akkuzustand, EV-Korrektur, ISO-Wert, nutzbare Bildanzahl und vieles mehr. Dennoch ist auch das Status-LCD der Leica CL eine praktische Hilfe.

Auf der Rückseite zeigt sich die Kamera ebenfalls sehr aufgeräumt. Rechts vom Monitor sind nur das Steuerfeld für die Menünavigation und links lediglich drei Funktionsschalter zu finden. Der mit „Fn“ gekennzeichnete Knopf startet in der Werkseinstellung die Auswahl der Selbstauslöserfunktion beziehungsweise ruft bei längerem Druck eine Auswahl aus maximal acht Funktionen auf, die der Fotograf im Menü selbst definieren darf. Hier wählt man die gewünschte Einstellung, die dann mittels kurzem Knopfdruck aufgerufen wird – etwa die Umstellung der Belichtungsmessung von „Spot“ auf „mittenbetont“ oder „Mehrfeld“.

Etwas skurril: Die Kamera besitzt bis auf den Blitzanschluss und den Schacht für die Speicherkarte keine weiteren Anschlüsse – also weder USB noch HDMI. Drahtlos kann sie jedoch per Wi-Fi die Bilder an Mobilgeräte schicken oder auch mit einer kostenlosen App ferngesteuert werden. Apropos Speicherkarte: Hier sind aktuelle Medien bis SDXC gemäß UHS-II-Standard verwendbar.

 

Etwas Neues

Im Vergleich zur TL2 wurde  die Serienbildfunktion verbessert. Die neue Kamera erreicht bis zu zehn Bilder pro Sekunde und kann bei JPEG-Speicherung bis zu 140 Aufnahmen in Folge aufnehmen, bevor der Speicherpuffer gefüllt ist und die Bilder auf die Karte geschrieben werden. Bei gemeinsamer Aufnahme von JPEG- und Raw-Fotos sind es immerhin noch 33 Bilder, was bei einer Aufnahmedauer von mehr als drei Sekunden etwa im Sportbereich eine sinnvolle Reserve ist.

Raw-Bilder sichert die Kamera übrigens in dem von Adobe als De-Facto-Standard etablierten DNG-Format, sodass die Rohdatenbilder der Leica CL in praktisch jedem Bildbearbeitungsprogramm zu öffnen sind und keine Kompatibilitätshürden errichten. 

Leicht irritierend ist die Tatsache, das JPEGs mit 6.000 mal 4.000 Pixel gespeichert werden, die DNG-Daten jedoch mit 6.016 mal 4.014 Punkten einen Hauch mehr erfassen und bei Wandlung in Adobe Photoshop dann doch wieder auf glatte Tausenderwerte reduziert werden.

Porträt
Hauttöne erfasst die Kamera sehr exakt. Die feinen Details und Verläufe im Gesicht des Models werden erstklassig wiedergegeben. Die hohe Schärfe ist in Bildausschnitten unter anderem rund um die Wimpern ablesbar.Filigrane Strukturen wie hier im Bereich der Haare und des Stoffs gibt die Kamera ohne Störungen wie etwa Farbmoirés wieder. So entstehen mit der Leica CL sehr natürlich wirkende Aufnahmen.
Testaufbau
Schwierige Bildelemente wie die Metallstruktur im Sieb oder die Glanzlichter auf der Chromkugel sowie der Platine gibt die Leica CL klar und deutlich wieder. Die feinen Lötpunkte und Leiterbahnen sind aufgrund der hohen Schärfe im Foto sehr gut erkennbar. Die Testaufnahme entstand mit Automatikeinstellungen für Weißabgleich und Belichtung. Die Farben werden in diesem Fall etwas warm wiedergegeben, bleiben aber insgesamt neutral. Die Differenzierung der Farbnuancen in Hell- und Dunkelbereiche ist exzellent.
Farbwiedergabe
Der automatische Weißabgleich der Leica CL lieferte eine nur ganz leicht in wärmere Nuancen verschobene Darstellung. Die mittleren Grauwerte zeigen etwas höhere Abweichungen als Schwarz und Weiß, weil die Kamera diesen Bildbereich etwas heller wiedergibt.Die durchschnittliche Sättigung trifft mit 100,4 Prozent fast den Idealwert. Insgesamt sind die Farben aber eher vorsichtig gesättigt, der höhere Gesamtwert wird durch die sehr kräftig dargestellten Blau- und Violetttöne erreicht. Hauttöne dagegen sind etwas blasser als es die Farbfelder der Messtafel vorgeben. Die Abweichungen sind aber nur gering, was an einer realen Aufnahme wie dem Porträtbild oben erkennbar ist.
Schärfe
Das Testbild gab die Leica CL mit 3.769 von 4.000 Linien wieder. Die hohe Detailwiedergabe erreicht sie ohne nennenswerte Nachschärfung beziehungsweise Kontrastanhebung am Schwarz-Weiß-Übergang des Messbalkens.
Rauschen
Das Rauschverhalten bewegt sich im ISO-100-Modus auf gleichem Niveau wie bei anderen APS-C-Kameras. Dabei liefert die CL einen Kontrastumfang von elf Blendenstufen, das Maximum mit 11,6 Stufen wird bei ISO 200 erreicht.
Dynamikumfang
Die nicht als Zusatzmodus gekennzeichnete Lichtempfindlichkeitseinstellung von maximal ISO 50.000 zeigt einen sehr hohen Rauschwert, wobei die entsprechenden Störungsmuster durch eine sehr kräftige Glättungsfilterung kompensiert werden.
Vergleich Bildrauschen
Die kleine Leica liefert gemeinsam mit den erstklassigen Objektiven kontrastreiche Bilder mit stimmigen Farben und bis ISO 3.200 auch geringem Rauschen. Bei höchsten ISO-Einstellungen sind entsprechende Fehler aber ebenfalls klar erkennbar.

Bewertung

Pro: Die gegenüber der Leica TL2 erweiterten Funktionselemente und vor allen Dingen der Sucher der neuen CL verhelfen der Kamera zu einer komfortableren Bedienung.

Contra: Das Status-LCD auf der Oberseite der Leica CL ist sehr klein und tief zwischen den Einstellrädern in das Gehäuse versenkt, was die Ablesbarkeit etwas schwierig macht.

Ergebnisse

Fotoauflösung
Fotoauflösung
Ausstattung
Ausstattung
Testresultate
Bei Auflösung- und Kontrastmessung legt die Leica CL einen erfreulich hohen Maßstab an, die Ergebnisse lassen sich durchaus mit den Werten von hochwertigen Profi-SLRs vergleichen. Gleichwohl werden sie von einem sehr kompakten und unauffälligen System produziert. Die höheren ISO-Stufen sollte Leica als zusätzliche „Erweiterungsmodi“ kennzeichnen, weil hier das Rauschen sehr stark ausfällt.

Fazit: Foto

Die Weiterentwicklung der älteren TL2-Kamera zu einem neuen CL-Modell, das um einen Sucher und zusätzliche Bedienelemente bereichert wurde, tut der ganzen Leica-APS-C-Produktreihe sehr gut. Die Handhabung der neuen Kamera ist deutlich angenehmer als die fast ausschließliche Konzentration auf das berührungsempfindliche Display bei der TL2. So wird die neue Leica zu einer Kamera für Puristen, bei der man sich komplett auf die Bildgestaltung konzentrieren kann. Funktionen wie die Wi-Fi-Steuerung können dabei durchaus hilfreich sein.

Videotest

Filmen mit Leica – das macht auch die kleine CL möglich. Sie bietet 4K- und Full-HD-Aufzeichnung im MP4-Format, wobei sie hohe Datenraten von 95 Megabit pro Sekunde nutzt. Die Umschaltung auf die Video­aufnahme erfolgt über den Modus-Knopf, über den man bei der Fotoaufzeichnung die Belichtungsprogramme P, S, A und M wählt. Einen gesonderten Auslöser fürs Filmen besitzt die CL nicht. 

Bei der Videoaufnahme sind kaum manuelle Einstellungen möglich. Die ISO-Lichtempfindlichkeit sowie Festlegung von Blende und Verschlusszeit werden ausschließlich von der Kamera vorgenommen. Der Filmer kann aber den Weißabgleich einstellen und mit der EV-Korrektur ein wenig Einfluss auf die Belichtung ausüben. Die Fokussierung ist von Hand vornehmbar, wozu wie im Fotomodus der entsprechende Menüeintrag von AFS/AFC auf die manuelle Scharfeinstellung MF umgeschaltet werden muss. Eine dann automatisch aktive Sucherlupe und „Focus Peaking“ zur farblichen Markierung von scharf eingestellten Kontrastkanten helfen dem Filmer ebenso wie dem Fotografen. 

Einen optomechanischen Bildstabilisator im Objektiv beziehungsweise Bildberuhigung durch Sensorverschiebung bietet die Leica CL leider nicht. Eine digitale Stabilisierungshilfe ist zuschaltbar, verkleinert aber den Bildausschnitt, weil die Videoaufnahme elektronisch gegen die Wackelrichtung in dem größeren Auschnitt verschoben wird.

Videofunktionen

  • Max. Auflösung: 3.840 × 2.160 Pixel
  • Max. Frequenz: 30 Vollbilder/s
  • Videoformat: MP4; H.264
  • Speicher: 1 × SD-Karte/MemoryStick
  • Zoomen bei Filmaufnahme: ja
  • Fokussieren bei Filmaufnahme: ja, kontinuierliche Schärfenachführung
  • Stabilisator: ja; elektronisch
  • Manuelle Belichtung: nein
  • Manuelle ISO-Einstellung: ja
  • Manueller Tonpegel/Mikrofonanschluss: nein/nein
  • Internet: de.leica-camera.com/
Videoauflösung
Im Full-HD-Modus liefert die Leica CL mit 1.024 von 1.080 Linien in der Bildhöhe ein Spitzenergebnis, das sie bei 4K-Aufnahmen mit 1.499 von 2.160 Linien trotz starker Kantenbetonung nicht halten kann.
Farbverteilung
Ähnlich wie im Fotomodus ist der Weißabgleich bei Videos ganz leicht in wärmere Nuancen verschoben, sodass sich die Graufelder im Zentrum der Ergebnisgrafik in Richtung der roten Töne bewegen.
Realbldaufnahmen
Gute Auflösungsleistung, starke Kontraste, aber etwas blasse Farben: Die Videos der Leica CL sind ähnlich wie ihre Fotos ein wenig untersättigt.

Fazit: Video

Die kleine Leica CL liefert hochauflösende Videos mit klaren Bilddetails, aber etwas vorsichtig gesättigten Farben. „Bewegte“ Schnappschüsse zwischen den Bildern sind damit problemlos möglich. Für anspruchsvollere Arbeiten fehlen leider manuelle Einstellmöglichkeiten sowohl für die Belichtungs- als auch Tonpegelregulierung.

Leica CL: Gesamtnote

Bild