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Smart fotografieren

Smartphones erleichtern die Aufnahme von Schnappschüssen um ein Vielfaches. Inzwischen sind Technik und Zubehör ausgereift genug, um mit ihnen wirklich gute Bilder zu machen. FOTOHITS stellt Tipps und Produkte vor, mit der „Smartphonography“ groß herauskommt.

Smartphone
Ein Smartphone ist nicht ohne Grund handlich und leicht. Das sollten sich Fotografen zunutze machen und es in ungewöhnlichen Perspektiven oder witzigen Momenten einsetzen, um sehenswerte Fotos zu bekommen.

Smartphones sind technisch und physikalisch noch immer digitalen Kameras unterlegen. Aber sie holen auf und besitzen reinen Fotoapparaten gegenüber mindestens drei entscheidende Vorteile:

  • Die Mobilgeräte sind multifunktional und extrem weit verbreitet – für eine schnelle Aufnahme zwischendurch stehen sie praktisch immer bereit.
  • Und dank ihrer anpassungsfähigen Betriebssysteme wie etwa iOS, Android oder Windows Phone können sie flexibel erweitert werden.
  • Prozesse, wie das Nachbearbeiten der gemachten Bilder oder das Teilen im Internet muss man nicht mehr separat erledigen, sondern werden am Gerät durchgeführt.

Während Smartphones bei rechenlastigen Funktionen also die Nase vorn haben, bleibt die Bildqualität gegenüber digitalen Kameras noch etwas zurück. Das heißt aber nicht, dass entsprechende Schnappschüsse schlecht aussehen müssen. Mit einfachen Regeln und cleverem Zubehör können Smartphone-Fotografen deutlich mehr als nur „Knipsbilder“ machen.

Tipps: Tiere fotografieren

Schnappschüsse dokumentieren das Leben und dessen Akteure. Nicht zuletzt deshalb gehören Haustiere und Menschen zu den häufigsten Smartphone-Motiven. Doch der beste Freund des Menschen und die Königin der Fensterbank wollen entsprechend inszeniert werden:

  • Das Haustier im Stehen von oben zu fotografieren, geht schnell, fördert aber auch die langweiligsten Motive zutage. Spannende Motive entstehen, wenn man sich auf Augenhöhe der Tiere begibt und sie in ihrer eigenen Welt zeigt.
  • Es gilt, besondere Momente einzufangen und die Tiere in ungewöhnlichen Situationen festzuhalten: ein Hund, der mit dem Wasserschlauch spielt, eine Schildkröte, die ein Plüschtier umherträgt oder ein Pferd, das sich auf dem Rücken wälzt.
  • Tiere bewegen sich schnell und unkontrolliert, darum sollte mit schnellen Verschlusszeiten und hohen ISO-Werten fotografiert werden. Erlaubt dies die eingesetzt Kamera-App nicht, gibt es vielfache Alternativen, die solche Einstellungen manuell festlegen lassen.
  • Smartphones werden beim Fotografieren meist direkt vor das Gesicht gehalten – das irritiert und verängstigt unter Umständen. Besser ist der Blickkontakt mit dem Tier.
  • Unauffälligkeit ist Trumpf: Besondere Tiermotive entstehen am häufigsten, wenn man den richtigen Moment abwartet. Um ihn einzufangen, ist Unauffälligkeit gefragt. Auslösegeräusche und Blitzlicht bleiben abgeschaltet.

Tipps: Menschen fotografieren

  • Zu grelles Licht ist der Feind von Smartphone und Model: Direktes Sonnenlicht lässt die Fotografierten Grimassen schneiden, die Augen zusammenkneifen oder sie schatten mit der Hand die Augen ab. Mit den resultierenden Kontrasten kann das Mobilgerät nicht umgehen. Darum ist es besser, in schattigen Bereichen entspannte Gesichter ohne verkniffene Mienen abzulichten.
  • Abwechslung und Farben: Leute mit hellen Klamotten werden vor einem dunklen Hintergrund platziert und umgekehrt. So verschwinden sie nicht in der Umgebung und ziehen den Blick auf sich.
  • Ein simpler und uralter Tip aus der Porträtfotografie funktioniert auch bei Smartphones. Menschen sind bei Schnappschüssen nie in der Mitte des Bilds zu positionieren, sondern immer leicht versetzt, damit das Motiv nicht langweilig wirkt.
  • Dies gilt auch bei der Aufnahme von Selfies: Auch wenn das flotte Selbstporträt im Hochformat einfacher sein mag – interessanter ist eine Aufnahme im Querformat, bei der neben der eigenen Person auch etwas von der Umgebung zu sehen ist.
  • Moderne Smartphones erlauben das Auslösen der Kamera per Geste, Lächeln, Sprachkommando oder zeitversetzt. ­Dies sollte man nutzen, um Selfies mal nicht mit ausgestrecktem Arm zu machen, sondern um eine lockere Pose vor dem aufgestellten Smartphone einzunehmen.
  • Auch Gruppenbilder profitieren davon, wenn das Smartphone nicht gehalten werden muss. Es kann weit genug entfernt platziert werden, um alle mit aufs Bild zu bekommen oder lässt sich auf den Boden legen, damit sich die fotografierten im Kreis aufstellen und nach unten sehen können.

Tipps: Gebäude und Landschaften

In Touristenzentren, bei Sehenswürdigkeiten, auf Festivals und Großveranstaltungen sieht man es überall: Millionenfach porträtieren Fotografen sich und andere mit ihren Smartphones. Während das Gerät brav den Moment festhält, enttäuschen allerdings oft die Ergebnisse, da die Erfahrung oder richtige Inszenierung fehlen. Die Personen sind zu dunkel, verschwinden in der Umgebung oder man selbst verdeckt mit dem Selfie alles. Daher gilt: 

  • Zu harte Kontraste sollten vermieden werden. Fällt helles Sonnenlicht in ein ansonsten dunkles Kirchenschiff, ist das Smartphone überfordert. Aufgrund des geringen Dynamikumfangs verschwindet eine im Schatten positionierte Person und eine im Licht wird überstrahlt. Die Lösung: Ein Porträt mit dem Model im Licht vor dunklem Hintergrund.
  • Unmotivierte Schnappschüsse machen niemandem Spaß – Fotos vom Abendessen im Urlaub, der Kapelle auf dem Bergpass oder dem Blick aus dem eigenen Fenster rufen nur Langeweile hervor. Um interessant zu sein, sollten Motive bewusst ausgewählt und inszeniert werden.
  • Wenn eine Landschaft durch atmosphärische Weite bewegt, dann sollte sie auch ganz schlicht und ohne verspielte Extras so aufgenommen werden. Ein reflexhaftes „schau-mal-wo-ich-bin“-Selfie würde dagegen komplett die Stimmung zerstören.
  • Klassische Gestaltungsregeln greifen besonders gut auf Smartphone-Displays, denn diese haben meist ein breites Seitenverhältnis wie etwa 16:9. Das lässt sich nutzen, um beispielsweise mit dem Querformat die Weite einer Landschaft und dem Hochformat die Enge einer Gasse auszudrücken.
  • Aufgrund der Bauweise einer Smartphone-Kamera entsteht in den Bildern kaum Tiefenwirkung. Das kann man sich zunutze machen und stattdessen absichtlich „flache“ Motive wie frontal aufgenommene Fenster in der Hauswand fotografieren. Die grafische Gestaltung vermittelt künstlerischen Wert

Das richtige Gerät

Fast schon im Wochentakt erblicken neue Smartphones das Licht der Welt. Praktisch jedes von ihnen eignet sich, um damit gute Fotos anzufertigen. Die Unterschiede sind bisweilen klein, doch heben sich Geräte für ambitioniertere Anwender mit einigen entscheidenden Details ab:

  • Die Kamera auf der Rückseite ist die erste Wahl für Fotos. Sie sollte mit 10 bis 13 Megapixel auflösen.
  • Eine zweite Kamera auf der Vorderseite eignet sich zum Aufnehmen von Selfies. Hier ist eine Auflösung von zwei bis fünf Megapixel ausreichend.
  • Sehr komfortabel ist es, wenn das Smartphone eine eigene Taste zum Auslösen der Kamera hat – die Bedienung ist dann ähnlich wie bei einer digitalen Kamera.
  • Interessant für Fortgeschrittene: Ausgewählte Windows-Phone-Geräte und demnächst auch Android-Smartphones erfassen ihre Bilder in Raw-Formaten. Damit ergeben sich weitreichende Möglichkeiten zur Nachbearbeitung.

Helfer

Neben klassischen Aufnahmetipps gibt es mittlerweile eine Menge Zubehör, die das Fotografieren mit dem Smartphone komfortabler machen. Praktisch für jeden Anwendungsbereich hält der Markt das Passende bereit:

Bild links: Manfrotto KLYP+: Die robuste Smartphone-Hülle für iPhone 4 oder 5 fungiert als Rahmenhalterung, um weiteres Zubehör aufzunehmen. Dazu gehören LED-Leuchten, Wechselobjektive oder Stativhalterungen.

www.manfrotto.de

Bild rechts: Rollei Selfie Stick Arm Extension: Eine erweiterte Kombination, die als Armverlängerung dient und eine Fernbedienung am Griffstück integriert hat, um per Bluetooth-Verbindung ein befestigtes Smartphone auszulösen. 

www.rollei.de

Bild links: Smartphone Time-Lapse Turntable: Auf der kleinen Plattform können Smartphones befestigt und um 360 Grad gedreht werden. So entstehen eindrucksvolle Panoramen oder das etwas andere Selfie.

www.firebox.com

Bild rechts: Jobo Gyropod: Mit der Stabilisierungshilfe stoßen filmende Smartphone-Anwender in den professionellen Bereich vor. Das Gerät sorgt für eine stets austarierte Ausrichtung des Mobilgeräts.

www.jobo.com

Monochrom
Sony QX

Bild links: Smartphone-Objektive von Monochrom: Neue Perspektiven ermöglichen aufsetzbare Wechselobjektive für Smartphones. Sie werden angeklebt oder halten per Magnetring und stellen der Kamera Bildwinkel bereit, die ohne sie nicht zu erreichen wären. Sie sind nützlich etwa für Weitwinkel-, Tele- oder Makroaufnahmen.

http://monochrom.com

Bild rechts: Sony Lens-Style-Kameras: Die Aufnahmemodule von Sony verbinden traditionelle digitale Kameratechnik mit dem Smartphone. In die wie Objektive gestalteten Kameras ist eine zoomfähige Linsenkonstruktion, ein eigener Bildsensor sowie Speicherkartenschacht und ein Wi-Fi-Modul integriert. Als Kamerabildschirm und Sendeeinheit zum Teilen der Bilder dient das Smartphone.

Sonys professionelle Lösung zum Sprengen der Smartphone-Kamera-Grenzen sind die QX-Module: Objektivförmige Kameras mit großem Sensor, die per Wi-Fi mit dem Mobilgerät verbunden werden.

www.sony.de