Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
| Kategorien:  Literatur  

Angepasst auf höchstem Niveau

Rudolf Koppitz

Die Bilder von Rudolf Koppitz (1884 bis 1936) sind ästhetisch durchkomponiert und erfreuen sich zeitloser Beliebtheit. Im Widerspruch dazu liefert der Textteil des Buchs einige kritische Einwürfe: Seine Frauengruppen könnten sich vor lauter Pathos kaum auf den Beinen halten. Die Männer dagegen reckten sich heroisch der Sonne entgegen. Wenn er sie nackt zeigte, dann nur mit garantiert keimfreier Erotik. Besonderen Erfolg feierte er mit Bauernporträts, die allzu gut in die NS-Zeitschrift „Volk und Welt“ passten.

Biografie und Bildkomposition sind bei Koppitz stark verschränkt. Er begann seine Karriere mit Porträts, die von Piktorialismus und Jugendstil geprägt waren. Im Ersten Weltkrieg diente er in einer Fliegerkompanie, die fotografische Luftaufklärung betrieb. Ab den 1920er Jahren folgten Personengruppen in expressionistischer Darstellungsweise. In dieser Zeit entstanden seine besten Arbeiten, die jedem Fotografen zeigen, wie man nur mit Blicken und Gesten eine große Dramatik entwickelt. Später fehlte ihm aber die geistige Beweglichkeit, seinen Stil über den herrschenden Geschmack hinaus aufzubrechen. Stattdessen erstarrte er in den Gussformen der 1930er Jahren: gebärfreudige Mütter oder biedere Bauern.

Das Buch „Photogenie“ ist trotzdem für historisch und ästhetisch Interessierte sehr lesenswert. Erstens ist Koppitz’ Werdegang beispielhaft für viele Künstler seiner Zeit. Zweitens setzte er mustergültig die jeweils geläufige Ästhetik um.

Monika Faber (Hrsg.): Rudolf Koppitz – Photogenie. Christian Brandstätter Verlag 2013, 211 Seiten, Hardcover, ISBN 978 3 85033 744 1, Preis: 39,90 Euro

 


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