Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
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Fotofestival im Rhein-Neckar-Delta

Standpunkt gesucht

Das Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg will bis 6. November 2011 schürfen, was sich an Wissen um den Menschen in Bildern abgelagert hat. Die Veranstaltung verliert sich leider in akademischen Konzepten.

So etwa wird ohne Not und Erklärung das Genre "Foto", um Film, Performance und Installationen erweitert. Als Begründung reicht den Kuratorinnen aus, einen "erweiterten Fotobegriff" zu behaupten. Das wirkt sich auch auf die bunte Anhäufung von Aufnahmen aus: In einem Saal etwa kommt man von den Fotos von Fingerabdrücken über die von Installationen in der Wüste zu einer Filmcollage, die den Erstkontakt mit Eingeborenen behandelt. Den roten Faden muss man sich selbst suchen, die spärlichen Erklärungen machen das Gesamtbild auch nicht deutlicher.

Der anthropologische Ansatz hätte in einer der drei Richtungen gefunden werden können: Neben der theologischen und der biologischen, die überhaupt nicht vorkommen, wäre dies die sozio-kulturelle Anthropologie. Sie lässt sich auf den Gedanken verkürzen, dass die biologische Nische des Menschen seine Kultur sei, womit er sich vom Tier abgrenzt. Doch im Durcheinander ist nichts erkennbar, was diese Interpretation deutlich macht oder gar fortführt. Ebenso wenig der angebliche Schwerpunkt aufs Dokumetarische, der angesichts von sehr artifiziellen Werken verblüfft, die manche Künstler festgehalten haben. Dokumentarfotografie meint etwas anderes, als Bildmontagen, Performances oder Filmmontagen aus Kinofilmen wie "Apocalypse now" und "Aguirre, der Zorn Gottes."

Wer dem postmodernen "das Gesamtkunswerk entsteht erst durch die eigene Interpration" nicht folgen will, muss nachsitzen. Dafür dienen fünf Vorträge und diverse Künstlergespräche. Möglicherweise wird dem Besucher dann klarer, wohin die Reise geht.

Generell ragen jedoch einzelne Künstler hervor, an die man sich halten kann. Die Ausstellung von Roger Ballen etwa ist in der Heidelberger Sammlung Prinzhorn hervorragend untergebracht. Ihm und vielen anderen Fotografen wäre zu wünschen, dass ihre Positionen in Einzelausstellungen besser gewürdigt werden.

 


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