Erstellt von FOTO HITS-Redaktion
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Helmut Newtons Bilder besuchen Berlin

Sie kommen!

Zum ersten Mal sind in Deutschland drei Bildbände von Helmut Newton (geboren 1920, gestorben 2004) in Form einer Ausstellung zu sehen. Sein erster war „White Women“, der 1976 erschien. Er bildete eine Zäsur, da Newton zuvor vorrangig Modemagazine wie Vogue oder Elle bedient hatte. Dagegen zeigte er in „White Women“ andere Frauen: machtvoll und blasiert, die niemals Scham zeigen, selbst wenn sie splitternackt sind. Manche Rezensenten haben dies als starke Frauenrollen missverstanden. Doch das Vorwort beweist das Gegenteil. Hier heißt es: „Newtons Ideen sind aufwändige Ideen: sie erfordern edelstes Rohmaterial“. Die Models dienten also nur als Baustoff für Newtons Fantasien.

Mit „Sleepless Nights“ verschärfte er 1978 die Bildsprache. Hier sieht man beispielsweise eine Frau, die einen Sattel trägt und auf allen Vieren kriecht. Im Jahr 1982 erschallt der Schreckensruf „Sie kommen!“ im Bildband „Big Nudes“. Der Titel der Serie soll angeblich an eine häufige Warnung im 2. Weltkrieg erinnern. Newton griff mit überlebensgroßen Nackten die Moralvorstellungen vieler Betrachter an. Ein Model hatte er dafür sogar mit einer Pickelhaube bekrönt. Im gleichen Maß wie das Bildformat stiegen das Interesse und damit die Preise seiner Werke. Im Mai 2007 versteigerte das Londoner Auktionshaus Christie’s eine der „Big Nudes“ für 378.816 US-Dollar.

Die alte Formel „Heilige oder Hure“ ersetzte Newton durch „Körper oder Ware“. Das entsprach ganz dem Zeitgeist der 1980er Jahre und trug sicherlich zu seinem Erfolg bei.

Newtons Frauenbildern dagegen fehlt jene Geborgenheit, die uns vertraute Klischees schenken. Seine Frauen haben alles typisch Weibliche, Weiche abgelegt. Stattdessen sind sie so glatt, dass nichts an ihnen hängenbleibt. Ungerührt gehen sie durch alle Fantasien, die der Meister ihnen aufbürdet. Ob sie das nach dreißig Jahren immer noch tun, entscheiden die Besucher der Ausstellung.

Die Ausstellung „White Women, Sleepless Nights, Big Nudes“ ist bis 18. November 2012 in Berlin zu sehen. Veranstalter ist die Helmut-Newton-Stiftung/Museum für Fotografie.

 


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