Mann hinter Glas

"The white male complex", das ist die Vorstellung, die ein weißer Mann von sich hat. Man könnte sich beispielsweise auf einen gutgebauten Mann einigen, der jede Situation souverän beherrscht. Je nach Theorie bestimmen vorrangig seine Psyche, die Kultur oder die Natur, wie er sich darüber hinaus erfindet. Damit ist es aber nicht getan. Kaum steht er da, führen ihm dieselben Sinnproduzenten, die ihn ausdeuten, sein eigenes Konstrukt vor Augen. Dazu gehören etwa Psychologen, Künstler oder Naturwissenschaftler – oder in diesem Fall der Fotograf Thomas Eller. In Übergröße präsentiert er ein Männerbild in Berlin am Moritzplatz.

Letztlich unterscheidet sich das Foto aus der Ausstellungsreihe "The white male complex" kaum von einem Werbeplakat für Unterwäsche. Nur wirbt der drei Meter hohe und zehn Meter lange Kerl ausschließlich für sich selbst. Und der Künstler lässt ihn bewusst nur in den letzten Wintermonaten der Kälte trotzen. Die lässt ja bekanntlich die Männlichkeit etwas schrumpfen. Ob die Betrachter im Gegenzug an neuen Einsichten wachsen, sei dahingestellt.

Das Foto hängt vom 17. Februar bis 3. März 2013 im Schaufenster des Schauraums für aktuelle Kunst, Lobeckstraße 30 bis 35, Berlin.