Wasserlinse für Digitalkameras und Fotohandys

Aus Flüssigkeit Linsen für fotografische Anwendungen zu erzeugen, ist eigentlich keine neue Idee. Dennoch: Das Unternehmen Varioptic aus Frankreich sieht sich als Pionier auf diesem Gebiet, nicht zuletzt, weil es den Einsatz dieser Art von Linsen in Digitalkameras und Fotohandys, aber auch in industriellen und medizinischen Geräten plant. Das wäre durchaus eine Neuerung, und zudem eine, mit der die Kompaktklasse von Digitalkameras revolutioniert werden könnte. Die Vorteile liegen auf der Hand: Flüssigkeitslinsen verbrauchen so gut wie keinen Strom, sind weniger erschütterungsempfindlich, da sie keine beweglichen Teile besitzen, sie lassen sich fast beliebig verformen, um unterschiedliche Fokus-Zustände zu erreichen und sie sind – abhängig vom Anwendungsgebiet – deutlich günstiger herzustellen. Da ihr Zustand durch elektrische Ladungen erzeugt wird, bei denen sich die Oberflächenspannung und damit auch die Form der Tropfen ändert, reagieren diese Flüssigobjektive außerdem extrem schnell, eine Auslöseverzögerung durch Vorfokus wäre damit praktisch nicht existent. Aber zumindest nach dem derzeitigen Stand gibt es auch Grenzen, mit denen diese Technik zu kämpfen hat: Zum Einen können Flüssiglinsen nur bis zu einer bestimmten Größe effektiv arbeiten, da ansonsten die Manipulierbarkeit der Oberflächenspannung leidet. Das beschränkt sie bereits auf den Einsatz in besonders kompakten Fotogeräten. Zum Anderen gibt es Zweifel, was die Schärfeleistung solcher Linsenmodelle im Vergleich zu den bewährten Glas- und Kunststoff-Konstruktionen angeht. Für Consumer-Digitalkameras und Fotohandys im Speziellen, bei denen es vor allem auf geringe Baugröße und Flexibilität angeht, könnten die Flüssiglinsen eine Ideallösung sein. Damit wäre endlich auch optischer Zoom in Kleinstkameras möglich, die bisher aufgrund der Baugrößen nur Festbrennweiten nutzen konnten. Aber in professionellen Objektiven, bei denen extreme Abbildungsleistung gefordert wird, dürften die Wasserlinsen in absehbarer Zeit noch keine Anwendung finden.