Technikblog
Drum prüfe, wer sich ewig …
Der Kauf einer neuen Kamera beziehungsweise eines Aufnahmesystems mit zusätzlichen Objektiven stellt besonders Einsteiger und Einsteigerinnen vor viele Fragen. FOTO HITS beleuchtete in einem Schwerpunkt 7/2023 die wichtigsten Punkte, die dabei zu beachten sind. Das reicht von der Entscheidung für ein Sensorformat bis zur Frage nach dem Verkauf des Altsystems. An dieser Stelle erscheinen Auszüge aus dem Artikel.
Die Fotowelt befindet sich in einem stetigen Wandel. Nachdem sie zunächst die Produktzyklen der Digitaltechnik übernahm und somit Kameraneuvorstellungen im Wochenrhythmus zeigte, prägt inzwischen das deutlich geänderte Fotografierverhalten der Nutzer die technische Entwicklung und den Markt. Immer mehr Anwender verlassen sich ausschließlich auf das Smartphone als Bilderproduzenten, da es zum einen immer dabei ist und zum anderen ein sofortiges Teilen und Präsentieren der Fotos im Internet erlaubt.
Nach der Demokratisierung der analogen Fotografie durch das von Leica entwickelte Kleinbildformat, der sofortigen Verfügbarkeit von Papierbildern und dem großen Umbruch durch und in der Digitaltechnik muss jeder Anwender sich daher zunächst zwischen Fotografie mit Smartphones oder einer echten Fotoausrüstung entscheiden.
Die Schwerpunktverlagerung zum fotografierenden Telefon hat inzwischen zur Folge, dass die Anzahl von neu vorgestellten Digitalkameras pro Jahr drastisch reduziert wurde. Zudem hat sich die Zahl unterschiedlicher Kameraklassen verringert. Inzwischen konzentrieren sich die Hersteller fast ausschließlich auf spiegellose Systemkameras.
Kompaktkameras mit fest installierter Optik und kleinem Gehäuse sind in den letzten Jahren nicht mehr auf den Markt gekommen. Von ihnen ist definitiv nichts mehr zu hören. Die letzten Neuvorstellungen liegen je nach Hersteller etwa vier Jahre zurück. So präsentierte Sony die mit einem Ein-Zoll-Sensor arbeitende RX100 VII als vorläufig letztes Modell dieser Baureihe im Sommer 2019. Hier hat die Konkurrenz der Smartphones den Markt der Point-and-Shoot-Kameras komplett übernommen.
Viele Anwender vermissen die mit dieser Sensorgröße als Edel-Kompakte bezeichneten Modelle, da diese vielleicht nicht ganz die Bildqualität einer Spiegelreflex- oder anderen Systemkamera erreichten, aber immer noch eine deutlich bessere als Smartphones, und somit als Zweitkamera neben der eigentlichen Fotoausrüstung immer dabei waren. Zudem boten sie mit ihren echten Zoomobjektiven erheblich mehr Gestaltungsspielraum als die fotografierenden Telefone und in der Regel auch mehr Konfigurationsmöglichkeiten. Kurz: Die Kompaktkameras spielen in dieser Übersicht keine Rolle mehr, weil sie praktisch nur noch als Abverkäufe in den Regalen der Fotohändler zu finden sind.
Vor allen Dingen die Spiegelreflexkameras haben ihren Zenit überschritten. Von den Platzhirschen Nikon und Canon kommen seit Jahren keine Neuvorstellungen mehr. Lediglich Pentax hält das SLR-Fähnchen hoch, hat aber ebenfalls seit längerer Zeit keine echte Neuheit präsentiert. Stattdessen konzentriert sich dieser Hersteller auf kosmetische Änderungen bestehender Kameras, versieht diese mit einer neuen Produktbezeichnung oder erfüllt Sonderwünsche der Anwender. So brachte das Unternehmen mit der K-3 Mark III Monochrome eine mit einem schwarz-weiß arbeitenden Sensor auf Basis seines APS-C-Topmodells K-3 Mark III auf den Markt.
Die Entscheidung für eine Kamera ist also inzwischen recht schwierig. FOTO HITS gibt hier Hilfen bei der Wahl einer passenden Ausrüstung. Dabei wird natürlich ausschließlich von echten Kamerasystemen ausgegangen, die fotografierenden Smartphones bleiben außen vor.
ENTSCHEIDUNGSFÄLLE
Bei der Wahl einer Kamera und ihrer Objektive spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Hier findet jeder Fotograf den für ihn richtigen Ausgangspunkt, den FOTO HITS in Form verschiedener Fallbeispielen beleuchtet. Zudem wird auf den inzwischen vollzogenen Wechsel der Kamerawelt von klassischer SLR-Technik zu den spiegellosen Systemen und dessen Gründe eingegangen.
Maßgeschneiderte Kamera
Die Welt der spiegellosen Systemkameras, die inzwischen den Fotomarkt dominieren, ist vielfältig. FOTO HITS stellt die derzeit angesagten Modelle für unterschiedliche Anwendungen und Ansprüche kurz vor.
1. Sport-, Reportage- und Dokumentarfotos (Vollformat)
Die Z 9 als Spitzenmodell der spiegellosen Nikon-Z-Serie überzeugt mit hoher Bildauflösung bei gleichzeitig extremen Leistungen für Serienbilder und des Autofokus. Die Kamera arbeitet mit einem 45,7-Megapixel-Vollformatsensor und fokussiert mit einem auf KI-Technik basierenden AF-System schnell und präzise. 20 Bilder pro Sekunde in voller Auflösung und mit Serien von bis zu 1.000 Fotos in Folge sind daher möglich. Hinzu kommen umfangreiche Videofunktionen, die in einer internen Raw-Aufzeichnung und Filmen in 8K-Auflösung gipfeln.
Preis: etwa 6.000 Euro
2. Architektur- und Landschaftsfotos (Mittelformat)
Die Fujifilm GFX 100S arbeitet mit einem Sensor im Format 43,8 mal 32,9 Millimeter und nimmt damit 102 Megapixel beziehungsweise 11.648 mal 8.736 Bildpunkte auf. Im Zusammenspiel mit ihren hochwertigen G-Objektiven entstehen Aufnahmen mit einer extremen Detailfülle und von beeindruckender Plastizität. Dennoch bleibt das System sehr kompakt. Es verwendet einen elektronischen Sucher und entspricht in seiner Handhabung einer normalen Kleinbild-DSLM, sodass der Umstieg auf diese Mittelformatkamera selbst für Einsteiger spielend leicht ist.
Preis: etwa 6.000 Euro
3. Universelle Kamera mit hoher Auflösung (Vollformat)
Satte 61 Megapixel bringt die Sony A7R V auf ihrem Bildsensor unter. Die Kamera überzeugt mit einer hervorragenden Gesamtausstattung, zu der ein schnelles Autofokussystem mit einem eigens dafür integrierten KI-Prozessor gehört. Dieser erkennt sogar menschliche Posen, um die Scharfeinstellung exakt darauf abzustimmen. Auch hochwertige Videos sind mit ihr möglich. Die neue Sony nimmt Filme in 8K-Auflösung auf, eignet sich also selbst für professionelle Kino-Produktionen.
Preis: etwa 4600 Euro
4. Universelle Anwendung in hoher Auflösung (APS-C)
Die spiegellose Systemkamera X-T5 von Fujifilm arbeitet mit einem Sensor, der die bisherigen Auflösungsrekorde für das APS-C-Format bricht. Wie ihre kurz zuvor präsentierte Schwester X-H2 liefert sie nämlich Bilder mit 40 Megapixel.
Die fünfte Generation führt das Retro-Design der X-T-Baureihe fort und besitzt daher Einstellräder auf der Oberseite für ISO-Lichtempfindlichkeit oder Verschlusszeit und Objektive mit Blendenring. Sie richtet sich an Fotografen, die ganz klassisch mit ihrem Aufnahmesystem arbeiten wollen. Dennoch bietet auch sie etwa mit Videoaufnahmen darüber hinausgehende Funktionen.
Preis: etwa 2.000 Euro
5. Urlaubs- und Alltags-Fotografie (Vollformat)
Mit der A7 IV hat Sony den Auflösungsstandard in der Mittelklasse von 24 auf 33 Megapixel angehoben – ragt allerdings auch aus dem üblichen Preisniveau deutlich nach oben heraus. Das spiegellose System überzeugt mit einem großen und hochauflösenden Sucher sowie einem Doppelprozessorsystem für eine schnelle interne Bildbearbeitung, Serienbildgeschwindigkeit von zehn Aufnahmen pro Sekunde inklusive Autofokus- und Belichtungsnachführung und vielem mehr. Auch für Videos ist die Kamera bestens geeignet. Mit vielen manuellen Einflussmöglichkeiten lassen sich ihre 4K-Filme gezielt erfassen.
Preis: etwa 2.800 Euro
6. Urlaubs- und Alltags-Fotografie (Vollformat)
Der Allrounder unter den Nikon-Z-Kameras trägt den Namen Z 6II und arbeitet mit einer moderaten Auflösung von 24 Megapixel. Das 2018 vorgestellte Modell überzeugt durch seine SLR-ähnliche Handhabung und einem robusten Gehäuse.
Dieses Mittelklasse-Modell ist mit einem flotten Hybrid-Autofokus ausgerüstet, der Kontrast- und Phasendetektionsmessung kombiniert.
Der elektronische Sucher besitzt ein hochwertiges Optiksystem, sodass seine Darstellung zum Besten gehört, was man bei spiegellosen Kameras im Okular sehen kann. Ihre hohe Geschwindigkeit verdankt die Z 6II einem doppelten Bildprozessorsystem, mit dem sie im Serienbildmodus 14 Aufnahmen pro Sekunde bei aktiver Fokus- und Belichtungsautomatik schießt.
Neben hochwertigen Fotos produziert die Z 6II auch ansprechende 4K-Videos.
Preis: etwa 2.100 Euro
7. Naturfotografie (MFT)
Die OM-1 führt den Ur-Gedanken der spiegellosen Systemkameras erfolgreich weiter. Sie ist ultrakompakt und ihre starken Teleobjektive für die Naturfotografie sind ebenfalls klein und leicht. Ihre 138,8 mal 72,7 mal 91,6 Millimeter und das Gewicht von unter 600 Gramm machen sie zu einer interessanten Lösung für alle, die bei Outdoor-Aktivitäten auf jedes Gramm und jeden Zentimeter ihrer Kameraausrüstung achten. Natürlich lässt sich die Kamera auch für viele andere Anwendungen von Porträt- bis Still-Fotografie einsetzen, aber sie spielt ihre Stärken besonders bei der Natur- und Outdoor-Fotografie aus.
Preis: etwa 2.200 Euro
8. Filmen und Fotografieren in höchster Qualität (Vollformat)
Mit der S5II ist Panasonic ein Befreiungsschlag für sein spiegelloses Vollformatsystem gelungen. Die Bild- und Videoqualität der S-Vorgänger stand zwar noch nie zur Debatte, aber die AF-Leistung wurde kritisiert. Die neue S5II nutzt nun ein Fokussystem mit Phasendetektionsmessung und leistungsstarker Motiverkennung, um Menschen und Tiere knackig scharf ins Bild zu setzen.
Ihre Aufnahme verwandelt sie in 24-Megapixel-Bilder. Filmen kann man mit ihr sogar in 6K-Auflösung, exzellenter Qualität und mit umfassender LUT-Unterstützung. Dank eines aktiven Lüftungssystems arbeitet sie bei der Videoaufzeichnung ohne Zeitbegrenzung. Insgesamt ist sie ein gelungener Allrounder für viele Anwendungsgebiete.
Preis: etwa 2.200 Euro
9. Filmen und Fotografieren in höchster Qualität (APS-C)
Außergewöhnlich flott ist der BSI-Stacked-Sensor dieser Kamera, der mit seinem Schichtaufbau ein rasantes Auslesen der Pixeldaten ermöglicht: Die Fujifilm X-H2S ist eine 26-Megapixel-Kamera mit APS-C-Chip, die der Hersteller in allen Belangen auf hohe Geschwindigkeit getrimmt hat.
Das H in ihrem Namen lässt sich mit „Hybrid“ übersetzen, weil das spiegellose System zusätzlich wirklich außergewöhnliche Videofunktionen mit 6,2K-Filmen bietet. Wer als Fotograf mit der 26 Megapixel auskommt, erhält mit ihr ein äußerst vielseitig einsetzbares System mit immenser Foto- und Videoqualität.
Preis: etwa 2.500 Euro
10. Filmen und Fotografieren (MFT)
Panasonics MFT-Systemkameras haben sich immer stärker in Richtung Videonutzung entwickelt. Vorläufiger Höhepunkt ist die GH6, die 25-Megapixel-Fotos aufnimmt und auf 4K-Videos spezialisiert ist. Mit einem externen Rekorder kann sie für Raw-Filmaufnahmen verwendet werden und bietet unzählige Einstellungen, die speziell für die professionelle Videoverarbeitung konzipiert sind.
Die GH6 ist bewusst auf die Filmaufzeichnung ausgerichtet und damit eine Videokamera, die „auch“ fotografieren kann.
Preis: etwa 2.200
11. Budget-Lösung für Alltagsfotografie (APS-C)
Erst kürzlich hat Canon innerhalb des spiegellosen R-Systems Modelle mit APS-C- statt Vollformatsensor präsentiert. Mit der neuen Einsteigerlösung R50 gehört dazu eine Lösung, die deutlich unter 1.000 Euro erhältlich ist.
Allerdings muss man bei dieser 24-Megapixel-Kamera spürbare Kompromisse eingehen. Sie verfügt leider nicht über einen internen Bildstabilisator und bietet mit ihrem niedrig auflösenden Sucher (2,36 Millionen RGB-Bildpunkte) wenig Bedienkomfort. Die Kamera bleibt daher ein interessantes Angebot, um etwa Smartphone-Anwender in die Systemwelt zu locken.
Preis: etwa 900 Euro
12. Vlogging-Lösung (APS-C)
Mit der Z 9 bietet Nikon ein Topmodell für Fotografie und Video an, während die kleine Z 30 mit einem APS-C-Chip sich an YouTube-Filmer und andere Content-Creator wendet. Sie arbeitet ohne Sucher, sondern nur mit einem LC-Display, das sich auch für eine Ansicht von vorn ausrichten lässt.
Damit zeigt sie aber, dass sie weniger für Fotografen geeignet ist, obwohl sie hochwertige 20-Megapixel-Fotos aufzunehmen vermag. Sie ist das günstigste Angebot in Nikons Z-System und hinsichtlich der Objektive natürlich kompatibel zu diesem.
Preis: etwa 600 Euro
