Interview

Bild

Atempause

Gebäude kommunizieren wortlos mit dem Betrachter. Zuerst erscheint ihre Fassade wie ein stummes Gesicht, doch ein guter Architekturfotograf kann sie zum Sprechen bringen. FOTOHITS fragte Andreas Pohl, Preisträger bei den Sony World Photography Awards 2018, wie er dabei erfolgreich vorgeht.

Bauwerke sind dankbare Motive: Sie halten still, weswegen das erste Foto der Welt einen Gutshof zeigte, der mit einer Belichtungszeit von acht Stunden aufgenommen wurde. Doch wer mehr als ein Bilddokument erschaffen will, muss es fertigbringen, sogar Beton lebendig zu machen.

Gute Architekturaufnahmen erfordern umfangreiche technische und gestalterische Fertigkeiten. Ein guter Fotograf denkt daher ebenso viel über seine Komposition nach wie der Architekt, der das Motiv geplant hat. Wenn damit ein Gespür für besondere Stimmungen einhergeht, entsteht mehr als eine hübsche Postkartenansicht: Man kann den Geist einer Epoche einfangen, eine bestimmte Gesellschaftsordnung darstellen oder Gefühle auf Gebäude projizieren – kurz: ein Bild erschaffen, das ebenso wie Stein die Zeit überdauert.

Andreas Pohl wurde mit seinen Werken Sieger in der Kategorie „Architektur“ bei den Sony World Photography Awards. Im Interview beschreibt er seinen Weg dorthin.

Ausrüstung

  • Sony Alpha 7R  mit Adapter für Canon-Objektive
  • Bevorzugtes Objektiv: Canon EF 16-35mm f/4L
  • Vier unterschiedliche Stative
  • ND-Filter bis ND 4,5 (verlängert die Belichtungszeit um den Faktor 32.000)

Mehr über Andreas Pohl:

www.andreaspohl.photography

FOTOHITS: Für den ersten Platz in der Kategorie Open Photographer of the Year hat es leider nicht gereicht. Sind Sie enttäuscht oder zufrieden?

Andreas Pohl: Ich habe ja gesehen, wie stark die Konkurrenz ist, und kannte die Aufnahmen, unter denen letztendlich der Gesamtsieger ermittelt wurde. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Bulgare Veselin Atanasov gewinnt – in meinen Augen ein verdienter Sieg.

FOTOHITS: Im Publikum wurde die Entscheidung durchaus kritisiert, da die Waldaufnahme als zu konventionell galt. Woraus zogen Sie die Überzeugung?

Andreas Pohl: Weil ich das Bild überragend fand. Beispielsweise zeigte ein anderes Bild ein oranges Haus auf den Faröer-Inseln. Dieses Motiv ist sehr häufig auf der Plattform Instagram zu sehen. Daher wäre es für mich kein Kandidat für den Sieg - auch wenn es es gut gemacht ist. Schließlich müsse man laut einem der Juroren in der Open Competition kein perfektes Bild abliefern, sondern etwas, das man nicht jeden Tag sieht. 

Seit dem Tag, an dem ich wusste, dass ich zu den Finalisten gehöre,  habe ich nachverfolgt, welche neuen Bilder hereinkommen. Tatsächlich kannte ich viele der Motive, die am Ende gewannen, noch nicht. Auch auf der Ausstellung in London fand ich viele Aufnahmen, die mich angesprochen haben.

FOTOHITS: Im Genre Architekturfotografie wurde in diesem Jahr auch Candida Höfer für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Ihre künstlerische Sichtweise, die gerne unter dem Titel „Düsseldorfer Schule“ zusammengefasst wird, kopieren zahlreiche Nachwuchsfotografen. Während diese sich um eine sehr sachliche bis kühle Sichtweise bemühen, sind Ihre Werke eigenständig und viel emotionaler.

Andreas Pohl: Auch meine Bilder sind nicht komplett einzigartig. Als Anfänger suchte ich viel Input im Internet, habe mich aber eher vom Gefühl her an Fotos orientiert, deren Qualität ich dann selbst erreichen wollte. 

Mich interessierte die technische Perfektion, was vielleicht daran liegt, dass ich promovierter Physiker bin. Vom mathematischen Gesichtspunkt interessieren mich geometrische Formen. Nachdem ich meine erste Kamera kaufte, kam ich bald auf die Aufnahme mit einem Graufilter. Denn dieser lässt ein Motiv sehr gleichmäßig ausgeleuchtet und damit grafisch erscheinen. In diese Richtung habe ich mich dann weiterentwickelt.

FOTOHITS: Was bringt Ihnen diese Technik konkret?

Andreas Pohl: Ich versuche meist, eine weiche Ausleuchtung zu erreichen, damit ich später mit Adobe Photoshop die Lichter und Schatten noch etwas modellieren kann. An Stellen wie dem Hauptmotiv, wo der Betrachter genauer hinschauen soll, setze ich beispielsweise stärkere Kontraste. Andere versuche ich etwas mehr aus dem Bildgeschehen herauszunehmen. 

Solche Aufnahmen gelingen besonders gut an bewölkten Tagen, wenn die durchbrechende Sonne nur einzelne Gebäudeteile beleuchtet. Dagegen ist diese Aufnahmegestaltung bei blauem Himmel an einem Sommertag viel schwieriger. 

FOTOHITS: Tatsächlich mussten Sie für eines Ihrer prämierten Fotos, das den Windtunnel in Berlin-Adlershof zeigt, mehrmals wiederkommen, bis die Aufnahme saß.

Andreas Pohl: Meine Arbeitsstätte liegt in der Nähe. Das Gelände kenne ich aber schon seit über 15 Jahren, seitdem meine Schwester in unmittelbarer Nähe wohnt. Der Trudelturm fiel mir jedoch erst auf, als ich Ende 2010 nach Berlin kam, um beim Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) zu arbeiten. Ich fragte mich zwar, was für ein Gebäude es ist, hatte aber mit Langzeit- und Schwarz-Weiß-Fotografie noch wenig herumprobiert. 

FOTOHITS: Das wirft generell die Frage auf, wie man preiswürdige Motive entdeckt. Gehen sie immer gezielt los, um ein interessantes architektonisches Objekt abzulichten?

Andreas Pohl: In diesem Fall ging ich geplant vor. Ich wusste genau, welches Bild ich haben möchte. Bereits im Herbst 2015 hatte ich versucht, den nahe meiner Arbeitsstelle gelegenen Turm zu fotografieren. Zu Hause am Computer bemerkte ich allerdings, dass vor ihm ein Trampelpfad verlief, was nicht stimmig wirkte. Außerdem war das Ergebnis zu kontrastarm, da er aus hellem, grauem Beton besteht. Also beschloss ich, es nochmals zu probieren wenn Schnee liegt und ich intensivere Kontraste erhalte. 

Im Januar 2017 wachte ich morgens auf und es war so weit. Ich schnappte meine Kamera und nahm sie mit zur Arbeit, in der Hoffnung, dass der Schnee liegenblieb. Vormittags versuchte ich es erstmals ohne Stativ und Graufilter. Da aber einige Studenten unterwegs waren, lag der Trampelpfad wieder frei. Am späten Nachmittag schneite es glücklicherweise nochmals. Also rannte ich wieder mit der Kamera rüber, um ein Bild zu erwischen, das meiner Vorstellung entspracht. Letztlich war es auch dasjenige, das bei den Sony World Photography Awards prämiert wurde. 

Andreas Pohl: Windtunnel
Das seltsame Gebilde im Foto ist ein vertikaler Windtunnel, der in den Jahren 1934 bis 1936 für flugtechnische Studien in Berlin-Adlershof errichtet wurde. Um die spezielle Atmosphäre zu erreichen, wartete er an einem verschneiten Januartag die Dämmerung ab, die exakt um 16.26 Uhr die gewünschte Ausleuchtung bewirkte.

FOTOHITS: Bei  der Motivsuche gibt es ja viele Gründe für Frustrationen, etwa wenn das Wetter wechselt oder ein Motiv zugeparkt ist.

Andreas Pohl: Ich war auch nicht ganz zufrieden mit dem Resultat, da es bei einer Belichtungszeit von 1/15 Sekunde minimal verwackelt ist – leider hatte ich kein Stativ dabei. Außerdem kämpfte ich mit Schnee auf der Linse. Doch unter den etwa 15 Aufnahmen war eine dabei, die ich als ausreichend betrachtete. 

Die Grundfrage war aber ja, wie ich meine Motive finde. Eigentlich habe ich nur am Wochenende ausreichend Luft, um zu fotografieren. Da ich nicht viel Zeit verschwenden will, suche ich mir in der Regel ganz genau aus, wo ich hingehe.

Ich schaue vorher nach dem Wetter, also dass es einigermaßen bewölkt ist. An einem Tag bin ich dann etwa drei bis vier Stunden unterwegs und besuche ein bis zwei Spots, die ich meist schon gut kenne. Ich überprüfe auch im Internet, ob andere Fotografen das Objekt schon ähnlich abgelichtet haben, wie ich es vorhabe, und versuche dann im Zweifelsfall, es anders zu gestalten. Außerdem betrachte ich es in Google Maps und überprüfe mithilfe einer Smartphone-App, von welcher Seite die Sonne das Objekt beleuchtet. Doch an einem Wochenende in Paris beispielsweise konnte ich nicht auf das Wetter hoffen, sondern musste es nehmen, wie es war.

FOTOHITS: Auf Ihrer Website überraschte mich eine Aufnahme der Pyramide vor dem Louvre. Ihnen gelang es, das eigentlich abgenudelte Motiv spannend zu inszenieren. Wie sind Sie hierbei vorgegangen?

Andreas Pohl: Ich verwendete damals ein 17- bis 40-Millimeter-Objektiv von Canon. Es war im Frühling und es herrschte durchgehend gutes Wetter. Daher war ziemlich viel los und ich konnte nur hoffen, mit einem starken Graufilter die vielen Leute aus der Aufnahme zu bekommen. 

Von oben betrachtet ist alles ziemlich quadratisch aufgebaut, weswegen man ziemlich symmetrische Bilder machen kann. Das ist in der Fotografie ja nicht immer erwünscht, eigentlich dienen oft der „Goldene Schnitt“ oder die „Drittel-Regel“ Pi mal Daumen als Vorgabe. Ich mache die Gestaltung aber manchmal so ausgeprägt symmetrisch, dass sie nicht negativ, sondern besonders wirkt.

Andreas Pohl: Louvre
Eigentlich ist die Pyramide vor dem Louvre ein abgegriffenes Motiv. Doch Andreas Pohl bewältigte mit einem ND-Filter sogar grelle Sonne und Besuchermassen.

FOTOHITS: Auch der Eiffelturm als typisches Touristen-Motiv verbietet sich fast von selbst, doch ist es Ihnen gut gelungen. 

Andreas Pohl: In dem Fall hatte ich ein Foto gesehen, in dem er auf ähnliche Weise von der Seite abgelichtet worden war. Wer genauer sucht, findet sicher auch weitere ähnliche Bilder. Doch gefiel es mir ganz gut und ich versuchte das Motiv auf meine eigene Art nachzuahmen. 

FOTOHITS: Sie benutzen Stilmittel wie Vignettierungen und eine klare Tonwertverteilung. Wie viel davon entsteht bei und wie viel nach der Aufnahme?

Andreas Pohl: Je nachdem, was ich herausarbeiten möchte, dunkle ich am Rechner etwa den Vordergrund ab, bei manchen Motiven halte ich mich aber komplett zurück. Beispielsweise fotografierte ich vor über einem Jahr eine Y-förmige Brücke in Amsterdam, die komplett im Dunst verschwindet. 

Es herrschte starker Nebel, was mich aber außerordentlich freute. Denn er ermöglicht Bilder, die nicht alltäglich sind. Vor Ort war ich überrascht, wie spektakulär die Szenerie tatsächlich aussah. Letztlich benötigte ich nur drei oder vier Aufnahmen, die praktisch komplett unbearbeitet blieben. 

Andreas Pohl: Eiffelturm
Der Pariser Eiffelturm von der Pont d’Iéna aus gesehen.
Andreas Pohl: Nescio-Brücke
Das Foto von der Nescio-Brücke bei Amsterdam erforderte kaum Nachbearbeitung – Nebel sorgte für die richtige Beleuchtung und Vignettierung. Sämtliche Werke von Andreas Pohl sind als hochwertige Fine-Art-Prints unter www.andreaspohl.photography bestellbar.

FOTOHITS: Freilich gilt in der Bildbearbeitung die Regel: Wenn man Mist hineinsteckt, kommt wieder Mist heraus. Nicht ohne Grund bevorzugen Sie Aufnahmen bei weichem Licht.

Andreas Pohl: Manche Fotografen können mit einem Bild mit schwachen Kontras­ten nichts anfangen. Doch angesichts des geringen Bildrauschens heutiger Kameras hole ich in der Nachbearbeitung sehr viel heraus. Ich war schon in Berlin mit dem Fahrrad samt Kamera und Stativ unterwegs, um zu schauen, wo sich Möglichkeiten ergeben. Manchmal bin ich selbst überrascht, wenn ich die Bilder am Rechner sichte, was nichts geworden ist und was doch, von dem ich vor Ort wenig erwartet hatte.

FOTOHITS: Das gehört zum Lehrgeld, das jeder zahlt. Erinnern Sie sich an Ereignisse, die Sie besonders weitergebracht haben?

Andreas Pohl: Zu den ersten Regeln für Aufnahmen mit Graufilter gehörte: Ich habe gemerkt, dass ich mir vor Ort Zeit lassen muss. Ein Jahr kostete es mich, eine weitere Regel zu begreifen. Wenn ich ein hohes Gebäude fotografiere, wirken stürzende Linien in meinen Augen ziemlich uninteressant. Ich habe daher auch überlegt, ob ich mir ein Tilt-Shift-Objektiv zulege, …

FOTOHITS: Was meine nächste Frage gewesen wäre.

Andreas Pohl: … doch kam ich mit dem Weitwinkel-Objektiv immer gut zurecht. Ich arbeite so, dass der Horizont möglichst perfekt in der Waagerechten ist.

Für annähernd quadratische Ergebnisse fertige ich mittlerweile oft zwei Hochkantaufnahmen an, die ich zu einem Gesamtbild verrechne. Das funktioniert ganz gut, um stürzende Linien zu vermeiden. Zudem muss ich das Motiv nicht beschneiden, sondern erhalte eine hohe Bildauflösung. Eine geringere würde zwar für die Monitordarstellung ausreichen, aber ich habe einfach diesen Qualitätsanspruch.

FOTOHITS: Dieses "stitchen" etwa mithilfe einer Panorama-Software kommt Architekturfotografen sehr entgegen, um verzerrungsfreie Resultate zu erhalten. Was benutzen Sie dafür?

Andreas Pohl: Ich benutze eine recht alte Version von Adobe Lightroom, nämlich Version 4. Das nutze ich, um die Bilder zu importieren. Danach gehe ich zu Adobe Photoshop CS 5 etwa für die Schwarz-Weiß-Konvertierung über. Das funktioniert perfekt für alles, was ich mache.

FOTOHITS: Ich nehme an, ihre Kamera sichert die Bilddaten im Raw-Format?

Andreas Pohl: Meine ersten Aufnahmen machte ich mit einer Bridge-Kamera, einer Panasonic Lumix FZ50, mit der ich Nachtaufnahmen versuchte. Für den Einstieg war sie ganz in Ordnung, aber ich vermisste schon bald die Speichermöglichkeit im Raw-Format.

Voll eingestiegen bin ich dann mit einer Canon 5D. In meinen Anfängen war mir schon klar: Wenn ich schon eine ordentliche Spiegelreflexkamera besitze, werde ich auch nicht im JPEG-Format fotografieren. Später kaufte ich mir eine Sony Alpha 7R - auch nicht das Neueste. Aber es ist deutlich angenehmer, mit der kleineren und leichteren Sony herumzulaufen. Die spiegellosen Kameras sind eine super Erfindung und angesichts des Unterschieds möchte ich auch nicht mehr umsteigen. 

FOTOHITS: Eine gute Kamera ist - wie jeder weiß - nicht alles. Was muss ein guter Architekturfotograf noch mitbringen?

Andreas Pohl: Zuerst einmal versuche ich, alles von Anfang an perfekt zu machen. Ich will nicht zu Hause am Rechner sitzen und mich über mich selbst ärgern, weil ich dieses und jenes verbockt habe. 

Beim Stativ kann man wenig falsch machen. Es muss stabil sein und darf nicht unterdimensioniert sein. Mit einem Ministativ habe ich vier zur Auswahl, und ich versuche immer, das größte und dabei leichteste mitzunehmen. Meine beiden Carbonfaser-Stative etwa wiegen 1,4 und 1,6 Kilogramm.

Wenn man mit Graufiltern arbeiten will, sollte man sich über ein gutes Filtersystem Gedanken machen, was die Halterung ebenso wie die optische Qualität betrifft. Ich habe mit Schraubfiltern angefangen, bin aber seit über zwei Jahren auf Rechteckfilter umgestiegen. Mein Haida-System reduzierte etwa deutlich die Vignettierung, ließ aber Licht von der Seite einfallen.

Mittlerweile besitze ich eine NiSi-Halterung. Ich verwende mit ihr den Firecrest ND3.0 von Formatt-Hitech und noch die Haida-Filter. Sie vereinfacht es, jetzt selbst die Dichtung abzukleben. Dazu dient ein etwa fünf Millimeter breites Moosgummi von der Rolle, das man mit der Schere abschneidet. Das hält für mindestens ein Jahr.

FOTOHITS: Jenseits technischer Aspekte ist es nicht jedem gegeben, eine Beziehung zu einem Haufen Steine zu entwickeln. Immerhin müssen sie gestalterisch erst einmal zum Leben erweckt werden. Wie entstand Ihre Liebe zur Architekturfotografie?

Andreas Pohl: Als ich zu Fotografieren anfing, wusste ich noch nicht, in welche Richtung ich mich bewegen würde. Ich begann mit Porträts, doch ist es schwierig, dafür die richtigen Leute zu finden. Wenn man Zeit hat, fehlen sie, wenn keine Zeit vorhanden ist, stehen sie Schlange. 

Schließlich merkte ich: Ich brauche etwas, bei dem ich mehr Zeit für mich selbst mitbringen kann. Über das reine Interesse an der Architektur hinaus boten sich einige Plätze in Berlin ideal an. Von anderen Fotografen holte ich mir viel Inspiration, dann ging ich los und schaute, was ich selbst mithilfe von Langzeitbelichtungen herausholen konnte. 

Vor Ort merkte ich, dass ich voll in mir aufging und die Zeit vergaß. Es geht nicht nur darum, dass ich mit einem tollen Bild nach Hause komme, sondern um den ganzen Ablauf: wenn ich an einem Platz ankomme, den Blickwinkel, den ich aussuche. Ich gehe meist mit einem entspannten Gefühl nach Hause und freue mich darauf, das Ergebnis auf dem Rechner anzuschauen und dann mit dem loszulegen, was ich als Vision vor Augen hatte. 

FOTOHITS: Es geht vermutlich ähnlich wie beim Meditieren darum, sich die Zeit für sich selbst zu nehmen.

Andreas Pohl: Gerade die Graufilterfotografie ist sehr langwierig. Angesichts von Belichtungszeiten von bis zu zehn Minuten überlegt man sich also genau, welches Bild entstehen soll. Die Zeit, die eine solche Aufnahme dauert, lehrt einen ziemlich gut auf Details wie den Bildaufbau zu achten. Viel von meinem jetzigen Wissen verdanke ich der Zeit, die ich dafür benötigte. Ohne die Graufilterfotografie wäre ich einfach nicht soweit, wie ich heute bin.