Interview

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Vom Papyrus zum Fotobuch

Haltbarkeit von Fotobüchern und Markenstrategie

Der ehemalige CEWE-Manager Harald H. Pirwitz stand FOTO HITS Rede und Antwort: Zur Haltbarkeit von Fotobüchern und der Markenstrategie des Unternehmens in der Post-Kodak-Ära.

FOTOHITS: Herr Pirwitz, Schwerpunkt­thema dieser Ausgabe ist die langfristige Sicherung von Fotos. Wie stellen Sie sicher, dass auch Ihre Urenkel noch Ihre Fotos betrachten können?

Harald H. Pirwitz: Ich persönlich sehe – wen wundert’s? – natürlich zunächst einmal in einem CEWE FOTOBUCH ein nahezu perfektes Archivierungsmedium: Man kann die Fotos jederzeit und überall auf der Welt ohne Steckdose und Akku betrachten, die Bücher lassen sich ideal aufbewahren und bieten Schutz vor Licht und schädlichen Umwelteinflüssen. Und wenn ich von einem bestimmten Fotobuch ein „Backup“ möchte, dann lasse ich es einfach zweimal anfertigen und schenke ein Exemplar einem Freund – gewissermaßen eine „dezentrale Sicherheitskopie“. Und ganz wichtig: Ein Fotobuch ist auch in hundert Jahren noch „kompatibel“, was man von vielen anderen Bilddatenträgern nicht behaupten kann.

Denken Sie doch nur einmal an all jene Medien, die schon heute nicht mehr lesbar sind, weil es keine Abspielgeräte mehr gibt. Ich bin in einer Alterskategorie, in der ich mich durchaus noch an die 5,25-Zoll-Floppies erinnern kann. Dann kam die 3,5-Zoll-Diskette, danach die etwas dickeren Zip- und die MO-Laufwerke. Wenn Sie heute junge Leute fragen, ob jemand davon noch irgendetwas kennt, werden Sie Kopfschütteln ernten.

Ich persönlich setze aber sozusagen neben dem Gürtel immer auch noch auf den Hosenträger. Daher sichere ich zum einen meine digitalen Bilddaten auf einem leistungsfähigen Computer und zum anderen auf einer externen Festplatte. Bildverzeichnisse, die mir besonders wichtig sind, brenne ich auf CDs, wobei man an deren Langzeitstabilität nach heutigem Stand wohl keine allzu großen Erwartungen stellen sollte.

FOTOHITS: Und wie lange hält ein CEWE FOTOBUCH?

Harald H. Pirwitz: Sehr lange – im Prinzip so lange, wie Bücher bei guter Behandlung eben halten. Unsere gedruckten CEWE FOTOBÜCHER werden im Rahmen einer strategischen Partnerschaft mit Hewlett-Packard fast ausschließlich auf Indigo-Maschinen der jeweils neuesten Generation gedruckt. Eine 2011 durchgeführte Studie von Wilhelm Imaging Research, Inc. bescheinigt den HP-Indigo-Druckerzeugnissen eine Haltbarkeit von über 200 Jahren unter Albumbedingungen.

Und für unsere auf Fotopapier belichteten Fotobücher gilt das, was allgemein für Fotopapier und somit etwa auch für die Poster und Abzüge aus dem CEWE-Sortiment gilt: eine ebenfalls extreme Haltbarkeit, besonders, wenn die Bilder wie im Fall der CEWE FOTOBÜCHER durch den Buchcharakter geschützt vor Licht und Umwelteinflüssen bleiben.

Wie lange die Haltbarkeit darüber hinaus sein könnte, das weiß man heute schlichtweg noch nicht, denn die Vorhersagen beruhen ja auf Simulationen – auch die Ägypter hatten sicher keine Vorstellung über die Haltbarkeit, als sie anfingen, auf Papyrus zu schreiben.

FOTOHITS: Sie werben damit, das CEWE FOTOBUCH sei das beliebteste Europas. Heißt das: auch das meistverkaufte?

Harald H. Pirwitz: Ganz eindeutig, wobei wir aber „beliebt“ keineswegs nur von der Quantität ableiten. Es gibt eine entscheidende Frage, die man einem Kunden stellen kann, und die lautet: „Würden Sie Ihren Freunden dieses Produkt weiterempfehlen?“ Bei dieser Fragestellung an unsere CEWE FOTOBUCH-Kunden erreichen wir Zustimmungsquoten von über 80 Prozent.

Das ist ein Wert, der in der Region der Akzeptanzwerte von Firmen wie Harley-Davidson oder Apple liegt, auch wenn wir uns aufgrund der Markenhistorie mit diesen Unternehmen natürlich nicht vergleichen können. Diese aktive Bereitschaft eines Kunden aber, ein Produkt aus eigenem Antrieb seinen Freunden weiterzuempfehlen, ist mit die ehrlichste und härteste Währung, die es bei einer Produktbewertung gibt.

Stellen Sie sich das einfach einmal für einen ganz anderen Bereich vor: Ich trinke ganz gern mal ein Glas Rotwein – da würde ich meinen Freunden doch niemals einen schlechten Rotwein weiterempfehlen, weil das letztlich negativ auf mich zurückfiele!

FOTOHITS: CEWE gibt es schon seit über fünfzig Jahren, doch erst in jüngerer Zeit tritt es auch als Endverbrauchermarke auf. Welche Strategie liegt dahinter?

Harald H. Pirwitz: Der Erfolg des CEWE FOTOBUCHS hat uns beflügelt, den Unternehmensnamen CEWE auch für andere Fotoprodukte aus unserem Angebot als Marke zu etablieren. In Kürze beginnen wir mit dem CEWE Fotokalender und den CEWE Grußkarten. Unsere Markenkampagne unterstützen wir mit Fernseh- und Zeitschriftenwerbung, mit dem Rückseitendruck von Bordkarten und Aktivitäten an Raststätten, mit Facebook-Wettbewerben, und wir haben vier IC-Züge und einen Ferienflieger der TUI mit dem CEWE FOTOBUCH-Motiv gestaltet …

FOTOHITS: … Aktivitäten also, wie man sie früher von verflossenen Branchenriesen wie Agfa und Kodak kannte. Wird CEWE im Bereich der Bilddienstleistungen zum Agfa oder Kodak der Zukunft?

Harald H. Pirwitz: (lacht) Wenn ich sehe, wie es mit den beiden geendet hat, lieber nicht. Wenn Sie es im positiven Sinne meinen, dass jemand die Lücken, die diese Unternehmen hinterlassen haben, schließen muss, so kann ich mir durchaus vorstellen, dass dies CEWE sein könnte.

Wir fühlen uns als Unternehmen von jeher dem Kulturgut Foto verpflichtet. Das sieht man nicht zuletzt auch an den zahlreichen Aktivitäten, die wir fördern, etwa Nachwuchs­ausbildung, Ausstellungen, Fotowettbewerbe und Fotoprojekte. Neben unseren Produkten verdeutlicht dies, dass CEWE die Firma ist, die für Foto steht.

Harald H. Pirwitz

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Harald H. Pirwitz, ehemaliger Vorstand der Neumüller CEWE COLOR Stiftung und damals zuständig für den Bereich Vertrieb und Marketing