Kolumne

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Eine Spezies verschwindet aus der fotografischen Landschaft

Calumet, eine Ikone des US-Fotohandels, ist insolvent. Gut für uns in Deutschland: Die hiesigen Filialen sind nicht betroffen.

Eigentlich will ich in meiner Kolumne immer über Produkte informieren, die ich besonders spannend finde – und die es noch nicht im normalen Handel oder zumindest nicht in Deutschland zu kaufen gibt. Trotzdem stelle ich mir die Frage, wie lange es noch dauert – beziehungsweise wie schnell es gehen wird –, dass der gut informierte Fotohändler selbst zum „Guidos Gadget“ wird. Wie lange wird es dauern, bis man Hunderte von Kilometern fahren muss, um kompetente Fotohändler zu finden?

Es gibt ständig unglaublich tolle neue Produkte. Um auf manche zu kommen, muss man kein Genie sein – sie sind von so gro­ßem funktionalen Wert, dass sich die Frage nach dem „Ob“ weniger stellt als nach dem „Wann“ und vor allem „Wo“?

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Nehmen wir etwa Keats Elliots Shootsac-Serie. Keats ist eine Hochzeitsfotografin aus den USA, die aus purer Not zur Desig­nerin geworden ist. Sie entwirft Taschen, die jeder fotografierenden Frau das Herz aufgehen lassen, etwa eine superpraktische Tote-Bag (für Männer: eine schicke Tragetasche), die quasi ganz nebenbei und superdezent speziell für Kamera und Objektive gepolsterte Fächer hat.

Trotzdem ist sie eine voll funktionale „All-Day-Handtasche“ (Zitat meiner Frau), also ideal für jede Besichtigungstour oder den Job oder einfach so. Im deutschen Handel ist diese Tasche nicht zu finden. Vereinzelt entdeckt man sie online – wenn man denn weiß, dass es sie überhaupt gibt.

„Früher“ – ich bin nun über 50 und ertappe mich immer häufiger dabei, wie der Oppa damals von „früher“ (als alles sowieso besser war) zu sprechen – war Geiz nicht „geil“. Vielmehr galt er als eine der widerlichsten Charaktereigenschaften, die jemand haben kann.

Man kaufte bei dem Händler, der einen am besten beraten hat. Ich selbst habe von 1971 an bei Profoto in Koblenz gekauft, bis die irgendwann leider auch dicht gemacht haben. Ich bin ein leidenschaftlicher Fotograf – manche nennen mich sogar besessen. Ich liebe die Fotografie. Ich könnte stundenlang durch gut sortierte Fotoläden stöbern, durch Kameras, Objektive, Bücher, …

Unsere Version von Glück: Meine Frau geht vier Stunden zu ihrem Lieblingsfriseur und ich zu Booksoup, einem Eigentümer-geführten Fotobuchladen. So einen Laden gibt es auf der Welt nicht noch einmal. Wir kämpfen – völlig zu Recht! – darum, dass uns Kegelrobbe und Nebelparder erhalten bleiben, während wir durch unser Konsumverhalten dafür sorgen, dass die Existenzen von Mitmenschen, die uns in unserer Leidenschaft zur Fotografie begeistern und begleiten, vom Markt verschwinden.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass dies pathetisch klingt, aber irgendwie hängt mein Herz an diesen Händlern, die wirklich „Gas geben“ und die fotografische Welt bereichern. Wer kennt und liebt einen solchen Händler? Bitte schreibt mir – es genügt ein Klick auf http://bit.ly/no12fotohits. Liebe Grüße!

Guidos Gadgets