Die „HDR“-Technik ist großartig, um schwierige Lichtsituationen zu meistern, leider wurde sie zu oft für Effekthaschereien missbraucht. Doch es geht auch ohne: Dem Architekturfotografen Alexander Bach gelingen wunderschön ausgeleuchtete Motive, die ohne künstlich errechnete Pixel auskommen. Im nachfolgenden Artikel lüftet er das Geheimnis, wie sie entstehen.
Kamera: Canon EOS 6D
Objektiv: EF 17-40mm f/4L USM
Stativ: Dreibein von Dörr
Stativkopf: 3-Wege-Neiger 290 von Manfrotto
Kabel- oder Selbstauslöser
Software: „Adobe Photoshop“, geht auch mit dem kostenlosen „Gimp“
Ein wichtige Erkenntnis für Fotografen ist: Die Kamera sieht etwas anderes als das Auge. Davon ausgehend beginnt ein lebenslanges Ringen zwischen Technik und Wirklichkeit. Beispielsweise nimmt der Mensch Helligkeitsunterschiede von über 30 Blendenstufen wahr. Doch sogar hochwertige Kameras kommen nur auf zirka 15 Blendenstufen, was konkret heißt, dass manche Bilddetails im Schatten „absaufen“, während andere von Überstrahlungen aufgefressen werden.
Die „High Dynamic Range“-Technik ist daher ein Segen etwa für Architekturfotografen, die zuvor unzählige Winkel und Ecken mit zig Lichtern ausleuchten mussten. Stattdessen füttern sie einfach ein Spezialprogramm mit einer Belichtungsreihe, das daraus ein Bild mit gesteigertem Tonwertumfang berechnet. Das Verfahren breitete sich rasch unter Digitalfotografen aus, leider mit oft grellbunten Ergebnissen. Dazu ergeben sich nach Profimaßstäben zwei weitere Nachteile:
Doch ist es möglich, beide Vorteile zu bekommen: Details in allen Helligkeitsbereichen und eine natürliche Beleuchtung. Alexander Bach zeigt, wie es geht. Betrachtet man das HDR-Verfahren als Fast Food unter den Beleuchtungstricks, stellt seine Technik das bekömmlichere Slow Food dar.
Als Motiv wählte Bach die Zentrale des Magazins „Der Spiegel“ in Hamburg. Um das Gebäude mit der außergewöhnlichen Glasfassade in all seiner Pracht zu zeigen, erstellte er eine Belichtungsreihe. Sie dient – ähnlich wie bei der HDR-Technik – als Ausgangsmaterial für eine Montage. Hier kommt sein erstes Geheimnis: Statt an der Verschlusszeit zu schrauben, wartete er ab, dass die Sonne schwindet.
Die Kamera verharrte währenddessen auf einem Stativ, damit sie zuverlässig immer denselben Bildausschnitt erfasst. In einer meditativen Aufnahmesitzung von ungefähr anderthalb Stunden musste der Fotograf dann nur gelegentlich den Kabelauslöser betätigen.
Der Aufwand lohnt sich. Denn laut Bach verwenden Firmen ein repräsentatives Außenfoto meist mindestens zehn Jahre lang. „Vierstellige Summen für ein einzelnes Foto haben in dem Bereich keinen Seltenheitswert“, plaudert der Fotograf aus dem Nähkästchen.
Bach wählte für die Aufnahmen die Zeit, in der der Sonnenuntergang in die blaue Stunde übergeht.
Wenn man wie Bach eine Oma hat, die sich über einen Anruf freut, kommt während der langen Aufnahmesitzung keine Langeweile auf. „Die freut sich dann, dass ich fleißig bin und gleichzeitig noch genug Zeit zum Quatschen habe“, sagt Bach. Die übrigen Minuten verbrachte er damit, beflissentlich ein Paar zu ignorieren, das sich in einer dunklen Ecke intensiv näher kam.
Auch wenn das Ergebnis möglichst natürlich sein soll – eine Nachbearbeitung am Computer ist trotzdem nötig. Hierbei kommen alle Fotos der Serie in eine einzige Datei, gelangen aber in mehrere Ebenen (siehe Screenshot links oben). Dann werden störende Elemente wie der ausgeblichene Himmel entfernt, sodass nur die erwünschten Bildteile übrig bleiben.
Ein praktisches Hilfsmittel hierbei sind Ebenenmasken. Sie lassen ähnlich wie das Radiergummi-Werkzeug Bildteile verschwinden, doch besitzen sie einen gewaltigen Vorteil: Scheinbar gelöschtes kann jederzeit wieder sichtbar gemacht werden, nichts geht verloren.
Wo etwa der ausgeblichene Himmel war, ist nach der Maskierung eigentlich alles durchsichtig. Da sich allerdings darunter eine weitere Ebene befindet, die das Foto mit dem flammenden Sonnenuntergang enthält, füllt diese die transparenten Bereiche aus. Dies geht auch mit mehr als zwei Ebenen, wobei jede von ihnen ein erwünschtes Element (den Himmel, Gebäudekanten, beleuchtete Fenster, schimmerndes Wasser, einen Straßenzug) zu einem perfekten Gesamtbild beisteuert.
In „Adobe Photoshop“ bekommt eine Ebene über das Menü „Ebene – Ebenenmaske – Alles einblenden“ eine Maske. Im kostenlosen Bildbearbeitungsprogramm „Gimp“ lautet der Weg „Ebene – Maske – Ebenenmaske hinzufügen“.
Wer sich mit der Technik vertraut macht, muss zwar etwas Zeit investieren. Dafür gelingen ihm Aufnahmen, die statt digitaler Filterung durch ihre natürliche Anmutung überzeugen.
Auch Gebäude haben eine Seele und wecken Gefühle. Alexander Bach besitzt das Talent, beides sichtbar zu machen. Dafür setzt er auf eine natürliche Lichtstimmung, um so jedes Objekt optimal zu präsentieren. Als selbstständiger Unternehmer und Experte für digitales Marketing besitzt er daher zahlreiche Kunden in der Immobilienbranche.