Praxis

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Auslöser für High-Speed-Fotos

Spektakuläre High-Speed-Fotos lassen sich mit einfachstem Zubehör schießen. Dafür genügt eine normale Kompaktkamera und ein Budget von wenigen Euro. Nicht einmal handwerkliche Kenntnisse sind erforderlich. FOTO HITS zeigt, wie man einen simplen Hochgeschwindigkeitsauslöser bastelt.

Die Idee mit dem Billigauslöser geistert schon längere Zeit im Internet umher, mit diesen Federn will sich FOTO HITS nicht schmücken. Doch bleiben in den knappen Beschreibungen einige Fragen offen. Der Bastelkurs schließt diese Lücken und hilft mit Tipps weiter, die aus eigener Erfahrung stammen. Mit ihrer Hilfe kann jeder High-Speed-Fotos schießen.

Material

Olympus
Zum Einsatz kam ein Blitz von Olympus. Er kann auf manuellen oder automatischen Betrieb eingestellt sein. Er zündet in beiden Fällen, entscheidend ist die kürzere Blitzdauer.
  • Weißes DIN A4-Papier, eventuell auch schwarzes
  • Wellpappe oder Styropor mit einer Dicke von zirka drei Millimetern, erhältlich in jedem Schreibwarenladen
  • Alufolie
  • Gut haftendes Klebeband wie etwa Panzerband
  • Zweiädriges Kabel, wie es für die Fahrradbeleuchtung üblich ist
  • Klebstoff
  • Teppichmesser oder Ähnliches

Außerdem Nützlich

  • Abdeckfolie
  • Ein großer Karton
  • Halterungen wie etwa Cullmann Flexx 
  • Mehl, glitzerndes Konfetti

Weitere Ausstattung

  • Kamera, die lange Belichtungszeiten von ungefähr zwei bis fünf Sekunden erlaubt
  • Externer Systemblitz
  • Schussapparat: Bewährt hat sich ein Luftdruckgewehr. Theoretisch funktionieren auch Pfeil und Bogen oder eine Schleuder, wenn man damit zielgenau trifft.

Die Technik funktioniert wie folgt: In einem dunklen Raum stellt man die Kamera auf eine lange Verschlusszeit. Diese Schwärze beleuchtet in den Sekundenbruchteilen einer Explosion ein externer Blitz. Er wird über seinen Blitzschuh gezündet, wo sich der Mittenkontakt und ein Masseleiter befinden, letztlich zwei offen liegende Metallteile. An diese zwei Punkte wird je ein Kabel angelegt. Sobald sich der Stromkreis zwischen beiden schließt, legt der Blitz los. 

Hier kommt ein weiteres Element ins Spiel, das aus zwei Bögen Alufolie besteht. Es stellt einen Unterbrecher dar. An ihnen sind die beiden Enden der bereits erwähnten Kabel befestigt. Sobald sich die beiden Folien berühren, etwa durch einen Schuss oder auch nur ein Antippen mit dem Finger, ist der Stromkreis geschlossen und es blitzt. Falls das Verfahren noch unklar ist, verdeutlicht die Praxisanleitung am Ende des Artikels den Arbeitsablauf.

Auslöser zusammenkleben

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Schritte 1 bis 3. Die ausgeschnittenen und beklebten Einzelteile: Links und rechts liegen die mit Alufolie beklebten Papiere, in der Mitte sieht man die Wellpappe mit Durchschussfenster.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Konstruktion am besten bereits am Vortag gefertigt wird. Dann ist der Klebstoff am großen Tag getrocknet und die Kabel lassen sich sauber an die Alufolie anschließen.

1) Zuerst beklebt man DIN-A4-Papier mit Aluminiumfolie. Dies hat den Sinn, sie zu versteifen. Würden die beiden Folien stattdessen herumwabbeln, käme es andauernd zu versehentlichen Zündungen, was natürlich unerwünscht ist. Aus demselben Grund sollte die Folie möglichst faltenfrei aufs Papier gelangen. Eine bewährte Methode ist, sie zuerst an der kurzen Papierseite mit den Fingern anzudrücken und dann einen abgesägten Besenstil oder ähnliches auf ihr abzurollen.

Die Alufolie sollte außerdem nicht überstehen, da irgendwelche Fetzen einen ungewollten Kurzschluss erzeugen können, wenn sie die Gegenseite berühren. Am besten kappt man sie abschließend etwa mit einer Schere.

Von diesen Zündkontakten kann man nicht genug haben. Zwar sind sie mehrmals verwendbar. Aber spätestens nach zehn Einschlägen arbeiten sie nicht mehr zuverlässig. Wer in die Großproduktion gehen will, beschichtet Bögen im Format DIN A3. Wenn der Kleber getrocknet ist, kann man mithilfe eines Teppichmessers kleinere Formate herstellen. Vorzugsweise liegt der DIN-A3-Bogen dabei mit der Papierseite nach oben, damit die Metallfolie beim Schneiden nicht reißt.

2) Als Trennelement zwischen den beiden beschichteten Papieren dient Wellpappe oder eine Styroporplatte, die in der Mitte mit einem Fenster  versehen wird. Dessen Größe richtet sich nach zwei Faktoren: Wie gut man es treffen kann und ob seine Größe ausreicht, dass sich die beiden Folien leicht, aber nicht unkontrolliert berühren. Mit etwa zehn Zentimetern im Quadrat liegt man jedenfalls nicht falsch, je nach Konstruktion können es aber auch weitaus mehr oder weniger sein.

3) Die drei Elemente werden in folgender Reihenfolge miteinander verbunden: beschichtetes Papier, Wellpappe, beschichtetes Papier. Beide Metallfolien zeigen dabei nach innen.

Es ist sinnvoll, an zwei Ecken noch keinen Klebstoff aufzutragen. Dann bereitet es später keine Mühe, die Kabel anzulegen und mit Klebestreifen zu fixieren. Die drei Schichten an den Ecken kann man vor der Aufnahme mit Klebstoff endgültig zusammenheften.

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4. Vor Ort schließt man die Kabel an. Hier sind die zwei Papiere zur besseren Anschaulichkeit noch nicht mit dem mittleren Trennelement verklebt.

4) Das zweiadrige Kabel spaltet man in einer Länge von wenigen Zentimetern. Dann wird an den nunmehr vier Leitungen etwas Isolierung entfernt. Vor der Schießübung legt man ein Kabelende an dem selbst gebauten Auslöser an. Dabei kommt jeweils einer der beiden Drähte auf je eine der Aluminiumfolien. Es reicht aus, sie mit einem Klebestreifen zu fixieren.

Probeschuss

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Der Anschluss bei unserem Olympus FL-50R: In der Mitte des Blitzschuhs befindet sich der X-Kontakt. Um den Draht dort zu befestigen, benötigt man einen gut heftenden Klebestreifen. Zwischen dem Gewinde lugt der metallene Masseanschluss hervor. Hier ließ sich das Kabel einfach einklemmen.

Das lose Kabelende schließt man erst bei Gebrauch an den Blitz an. Die nur notdürftig angehefteten Drähte würden sich ohnehin dauernd lösen und so zu einem enervierenden Dauerkampf führen. Nichtsdestotrotz kann man die Konstruktion gleich testen:

Ein Gehilfe hält die beiden losen Enden an den X-Kontakt und den Masseanschluss des Blitzes. Der X-Kontakt ist gewöhnlich der mittlere Metallknubbel, die Masse versteckte sich in unserem Fall zwischen den unteren Schraubringen.

Dann erhält der Blitz etwa die Einstellung „manuell“, damit er kein Eigenleben entwickelt.

Wenn man jetzt die vordere der beiden Auslöserfolien antippt, sodass sie die hintere berührt, wird der Blitz aktiviert. Falls nicht, sollte man die vier Drähte überprüfen.

Das Studio einrichten

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Die Basiseinrichtung ist einfach: Links ist der Blitz zu sehen, in der Mitte baumelt etwa ein Ballon von der Decke, dahinter steht der Auslöser. Nicht im Bild ist die Kamera, die auf ein Stativ montiert ist.

Die Ballerei artet unter Umständen in einer ziemlichen Schweinerei aus. Am Ende verteilen sich je nach Motiv Eidotter, Luftballonfetzen, Konfetti, Mehl, Wasser und Glasscherben über den Boden. Wer ihn nicht schrubben will, sollte ihn daher mit einer handelsüblichen Abdeckfolie schützen. Erst dann  kommt der übrige Aufbau.

Gestalterisch bedeutend ist zudem, dass ein dunkler Hintergrund die Explosionen schön kontrastiert, etwa ein schwarzes Tuch.

Praktisch ist ein Tisch, auf dem man alles unterbringen kann. Dabei ist bedenkenswert: Die Kamera, das Blitzgerät und der Auslöser müssen aufrecht befestigt sein. Wir fanden hier das Flexx-System von Cullmann sehr praktisch. So besaßen wir etwa einen Standfuß für den Auslöser, der sich dank des flexiblen Schwanenhalses in eine beliebige Position bringen ließ. und zudem Stative für den Blitz und die Kamera.

Hinter das abzuschießende Objekt kommt der Auslöser. Die Kamera und den Blitz verteilt man nach gestalterischen Gesichtspunkten im Raum. Um beispielsweise nicht den Auslöser im Blickfeld zu haben, stellt man die Kamera seitlich auf. Maßgeblich ist ansonsten die Schussrichtung, da die Einzelteile mehr oder weniger weit durch den Raum fliegen.

Ein alternativer Aufbau bedient sich eines großen Kartons, der vorne offen ist. Der Auslöser kommt an die Rückseite. Durch ein Loch, das man oben oder seitlich hineingeschnitten hat, lugt das Blitzgerät. Der beengte Platz führt unter Umständen zu einem Problem. Falls der Karton klein ist und etwa ein Ei zerballert wird, muss man mit Spritzern auf dem Blitzgerät rechnen. Trotzdem bringt diese Lösung zwei Vorteile: Das Kartoninnere ist naturgemäß dunkler und schützt vor umherfliegenden Scherben.

Am Ende der Ziellinie von Auslöser und Objekt befindet sich selbstverständlich das Schießgerät. Der Schütze muss sich zwei großen Herausforderungen stellen:

  1. Erstens hat er nur wenig Zeit, sich zu positionieren, selbst wenn die Kamera auf eine Verschlusszeit von mehreren Sekunden eingestellt ist. Mehr steht ihm leider nicht zur Verfügung, da ansonsten der Blitz kombiniert mit mehreren Sekunden Belichtung droht, das Motiv stark aufzuhellen.
  2. Das führt zum zweiten Problem: Damit das Ergebnis nicht grellweiß wird, muss der Raum stark abgedunkelt werden. Im Idealfall hat der Schütze das Objekt bereits anvisiert oder sogar das Luftgewehr auf einem Standfuß fixiert. An dieser Stelle gebührt dem Gehilfen des Autors großer Respekt: Er traf ein Ei in einem fast nachtdunklen Zimmer aus mehreren Metern Entfernung.
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Vor Ort ermittelt man die beste Belichtungseinstellung für die Kamera. Dazu werden optimale Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert festgestellt, nachdem der Blitz durch Antippen des Auslösers gezündet wurde.

Tipps für die Motive

  • Luftballons ergeben ein schönes Feuerwerk, wenn man sie mit etwas Glitzerkonfetti oder Mehl füllt.
  • Insbesondere dickes Glas splittert leicht, wenn es zuvor im Gefrierschrank lag.
  • Falls man mit Wasser experimentieren will: Eine geringere Überflutung als gefüllte Luftballons erzeugen transparente Weihnachtskugeln.
  • Falls es jemand noch nicht weiß: Einige Energiesparlampen enthalten Quecksilber, das beim Zerschießen entweicht. Also keinesfalls verwenden!