Praxis

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Maßgeschneiderter Regenschutz

Naturfotografen lassen durch durch einige Regentropfen nicht abschrecken. Sie wissen, wie sie sich selbst und die Kamera vor Nässe schützen können. FOTO HITS präsentiert einen beliebten und praxiserprobten Regenschutz, der einfach herzustellen ist.

Elektronik und Feuchtigkeit vertragen sich nicht. Dies gilt auch für Digitalkameras, die äußerst wasserscheu sind. Doch so intensiv man den Wetterbericht auch studiert – ein Regenguss aus heiterem Himmel ist nie auszuschließen.

Besonders lästig wäre diese Einschränkung für Naturfotografen. Sie wollen selbst dann weiterfotografieren, wenn es schüttet. Und auch so mancher normale Wald- und Wiesenfotograf wünscht sich eine Kamera, die trotz Regen schussbereit ist. Kein Problem! Für unsere bastelfreudigen Leser stellen wir ein nützliches Zubehör vor. 

Material

  • 1 regenfester Packsack mit Wickelverschluss. Er ist für fünf bis 15 Euro in Läden erhältlich, die Motorrad- oder Outdoor-Zubehör führen.
  • 1 Teppichmesser.
  • Nadel, Faden und Klettband.
  • Evtl. 1 Tube Klebstoff, wie sie für die Zeltreparatur verwendet wird.

Anforderungen

Sowohl für Kompakt- als auch für Spiegelreflexkameras gilt, dass die Regenhülle ausreichend Platz für das Objektiv bieten muss. Festbrennweiten sind hierbei unproblematisch zu handhaben. Denn im Gegensatz zu den meisten Zoomobjektiven, die je nach Brennweite ein- und ausfahren, bleibt ihr Tubus unbewegt. Jegliche Veränderung muss die Regenhülle ebenfalls mitmachen – sie spannt sich oder knautscht zusammen. Daher muss sie mindestens so lang sein wie das ausgefahrene Zoomobjektiv, faktisch wird man aber weitaus großzügiger rechnen.

Manche Zoomobjektive verursachen aufgrund ihrer Bauweise ein weiteres Problem: Ihre Frontlinse rotiert beim Fokussieren. Wenn die Öffnung im Regenschutz zu eng ist, verdreht er sich ebenfalls. Die Folge ist, dass der Zoom gebremst wird oder stoppt. Um dies zu verhindern, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder wird man solche Objektive bei einem Ausflug daheim lassen oder die Öffnung großzügiger schneidern.

Nachdem die Kamera verstaut ist, sollte die Hülle vollständig verschlossen werden. Besonders praktisch haben sich Packsäcke mit Rollverschluss erwiesen. Nachdem eine Kamera in ihnen verstaut ist, lässt sich das rückwärtige Ende schnell zusammenrollen, sodass nichts herumflattert. 

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Schritt 1: Die Streulichtblende bestimmt, wie groß die Öffnung im Boden des Packsacks wird.

Schrittweise Anleitung

  1. Zuerst nimmt man sich den Boden des Packsacks vor. Das einzige Teil, das dort herausschaut, wird die Gegenlichtblende sein. Sie bestimmt daher den Durchmesser, den das Loch haben wird. Mit einem Filzstift zieht man ihre Konturen nach und schneidet sie dann mit dem Teppichmesser aus. Bei der ganzen Operation sollte vorsichtig vorgegangen werden, damit ein sauberer Kreis entsteht. Diese Sorgfalt hat nicht nur ästhetische Gründe. Wichtiger ist, dass man den ausgeschnittenen Rest später noch verwenden kann: Er wird als Abdeckung für das Guckloch dienen, hinter dem der Sucher sitzt.
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Schritt 2: Wenn die Kamera eingesackt ist, lässt sich die Lage des Stativgewindes erfühlen.
  1. Der Regenschutz sollte erlauben, die Kamera trotz Hülle auf ein Stativ zu setzen. Um die Position des Stativgewindes zu ermitteln, steckt man die Kamera samt Streulichtblende in den Sack. Der Objektivvorsatz muss nur ein wenig aus ihm herauslugen. Dann lässt sich das Stativgewinde erfühlen und markieren. Statt nur ein Loch für die Schraube zu bohren, sollte längs in den Sack ein Schlitz gemacht werden. Der Grund: Die Kamera wird sich nicht immer an derselben Position im Packsack befinden, etwa falls man noch Konverter am Objektiv ansetzt und dadurch die Konstruktion verlängert. Wer besonders gründlich sein will, bringt am Schlitz einen wasserdichten Reißverschluss an.
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Schritt 3: Ebenso markiert man, wo sich die Klappe für den Sucher befinden soll.
  1. Eine weitere Öffnung schafft freie Sicht auf den Sucher. Ihre ungefähre Lage ermittelt man, wenn sich die Kamera im Packsack befindet, und zeichnet sie mit einem Filzstift ein.
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Schritt 4: Die Markierungen werden mit dem Teppichmesser ausgeschnitten.
  1. Mit dem Teppichmesser wird die Linie so nachgefahren, dass eine Klappe entsteht. Auf diese klebt oder näht man ein größeres Stück, das sich aus dem für das Objektivloch ausgeschnittenen Material basteln lässt. Damit die Klappe längerer Beanspruchung standhält, muss man zu Nadel und Faden greifen. Achtung: Nicht jede Nähmaschine kann mit dem dicken Plastik eines Packsacks umgehen. Bevor ihre Nadel abbricht oder Schlimmeres geschieht, sollten die wenigen Stiche in Handarbeit erledigt werden. Man kann die Löcher zuerst vorbohren, dann ist die Nadel ohne Kraftaufwand hindurchzuführen. Die Nähte lassen sich danach mit Zeltkleber wie „Seam Grip“ abdichten.

Weitere Details

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Der selbst gebastelte Regenschutz ist ebenso wasserdicht wie robust. Nur die am Objektiv befestigte Streulichtblende ragt aus ihm hervor. Der Auslöser lässt sich problemlos durch den Stoff hindurch betätigen.
  1. Die Sucherklappe lässt sich perfektionieren, indem sie zwei Klettverschlüsse erhält. Der eine sorgt dafür, dass die Klappe ringsum fest verschließbar ist, falls etwa die Konstruktion transportiert wird. 
  2. Die anderen Klettbänder bringt man auf der Oberseite der Klappe und oberhalb des Lochs an. Auf diese Weise lässt sich der Deckel fixieren, solange man durch den Sucher schaut. Ansonsten wäre er ständig im Weg.
  3. Gewiefte Naturfotografen motzen ihren Regenschutz mit weiteren Details auf. Beispielsweise wollen sie bei weniger schreckhaften Motive einen Blitz einsetzen. Falls der Packsack voluminös genug ist, können sie für den internen Blitz einen Schlitz schneiden und diesen mit einem Sichtfenster aus transparentem Plastik versehen – zugegebenermaßen eine ziemliche Fummelei. 
  4. Falls die eigene Kamera über einen Blitzschuh verfügt, sollte besser auf einen externen Blitz ausgewichen werden. Hierfür muss das Loch für den Sucher nur nach oben erweitert werden, damit der Blitzschuh offen liegt. Danach schneidert man eine Haube samt Guckloch aus durchsichtigem Plastik, die über das Blitzgerät gestülpt wird. Der Regen sollte seitlich ablaufen, ohne in das Loch zu gelangen.
  5. Eine weitere Idee ist, die Objektivöffnung noch flexibler verschließbar zu machen. Dazu fügt man um das Loch herum Ösen ein, durch die wiederum eine Kordel gezogen wird. Wenn man sie zuzieht, verkleinert sich die Öffnung passgenau. 

Die Lösung mit dem Packsack mag simpel erscheinen, doch hat sie sich in der Praxis gut bewährt. Erstens ist die Konstruktion vergleichsweise robust und trotzt auch einem Wolkenbruch. Zweitens lässt sich eine Kamera in ihr sehr gut transportieren. Mit wenigen Handbewegungen ist der Rollverschluss dicht gemacht und man kann den Standort wechseln. Ebenso schnell lässt er sich wieder öffnen, um ein überraschendes Motiv einzufangen.

Tipps

  • Je nach Größe des Packsacks hat man relativ wenig Spielraum, die Kamera zu bedienen oder das Display einzusehen. Es empfiehlt sich daher, einige Grundeinstellungen wie Belichtungsmessart oder Blendenvorwahl im Voraus zu bestimmen.
  • Der schmale Schlitz fürs Stativ führt dazu, dass sich Stoffteile in den Schnappverschluss der Stativplatte klemmen. Die Kamera fällt dann leicht herunter. Dies ist zu verhindern, indem man eine Geräteschraube mit Gewindebohrung (¼ Zoll) einfügt. Dann steht die Stativplatte weit genug vom Schlitz weg, um sicher einzurasten.